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MELDUNG/071: Adam Richards chancenlos gegen souveränen Marco Huck (SB)



WBO-Weltmeister setzt sich bereits in der dritten Runde durch

Vor 5.000 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle hat der 25 Jahre alte Marco Huck seinen WBO-Titel im Cruisergewicht erfolgreich verteidigt. Der von Ulli Wegner trainierte Weltmeister aus dem Sauerland-Boxstall besiegte den 29jährigen US-amerikanischen Herausforderer Adam Richards durch K.o. nach zwei Minuten und 30 Sekunden der dritten Runde und erzielte damit den 28. Sieg im 29. Profikampf.

Nur in der Anfangsphase setzte der wütend anstürmende Herausforderer die Akzente, als er mit vorgestrecktem Kopf auf Huck eindrang, ihn mehrfach in die Ringseile drängte und mit wilden Schwingern bearbeitete. Der Weltmeister zeigte jedoch bereits in dieser Phase mehr Übersicht als sein Gegner und boxte deutlich variabler. Von der zweiten Runde an ergriff der Titelverteidiger die Initiative und traf Richards schließlich mit einer Rechten am Kopf, die den Amerikaner wackeln ließ. Im dritten Durchgang schickte der von den Zuschauern mit Sprechchören stürmisch angefeuerte Lokalmatador seinen Gegner zu Boden, wo der Herausforderer angezählt wurde. Er kam zwar noch einmal auf die Beine, doch setzte Huck so entschlossen nach, daß Richards weitere schwere Treffer einstecken mußte. Eine erneute Rechte holte ihn von den Beinen, worauf Ringrichter Marc Nelson dazwischenging, um seinen Landsmann zu schützen, und gemeinsam mit ihm zu Boden fiel. Dort wurde der überforderte Herausforderer nicht einmal mehr ausgezählt, da seine Niederlage zweifelsfrei besiegelt war.

Die Zuschauer wirkten restlos zufrieden, skandierten sie doch noch längere Zeit nach dem spektakulären Sieg den vor dem Kampf unter Anleitung des Ringsprechers eingeübten Schlachtruf "Huck, Huck, Huck". Neben den 5.000 Fans in der Max-Schmeling-Halle verfolgten im Schnitt 4,3 und in der Spitze knapp 4,5 Millionen Fernsehzuschauer bei der ARD die zweite gelungene Titelverteidigung Marco Hucks.

"Ich wollte es besonders gut machen. Da macht man auch ein paar kleine Fehler. Doch das ist menschlich", sagte Huck nach dem Kampf. "Ich will meinen Fans immer ein Spektakel bieten. Es gibt zwar immer Dinge, die man noch verbessern kann, aber ich freue mich über einen gelungenen Abend."

Richard Adams schien im Vorfeld seines Auftritts das Unheil bereits geahnt zu haben, da er vor allem auf die Vorteile seiner Börse hinwies: "Wenn du eine WM-Chance bekommst, hängen sie dir an deine Börse eine Null dran. Allein das ist doch schon gut", ließ der Herausforderer aus Houston wissen. Nach seiner Niederlage räumte er unumwunden ein, daß Huck einfach ein toller Kämpfer sei.

Auch für Ulli Wegner gab es an der Überlegenheit seines Schützlings nichts zu rütteln: "Wenn man den Titel verteidigt, ist man zufrieden. Die Explosivität von Marco ist wirklich beeindruckend. Dem war Richards nicht gewachsen."

Manager Wilfried Sauerland lobte den erfolgreichen Titelverteidiger mit den Worten: "Marco hat eine gute Leistung gezeigt. Seine Kämpfe sind spektakulär und immer eine besondere Sache", so der 70jährige. "Wenn Marco einen anknockt, dann setzt er auch immer gleich alles auf eine Karte. Da werden wir ihn noch zu etwas mehr Ruhe und Übersicht führen. Er hat sich athletisch und in seinen Schlagkombinationen enorm weiterentwickelt."

Marco habe einen wirklich dummen Boxer bestraft, lautete das Fazit Arthur Abrahams, der den Auftritt seines Teamkollegen aufmerksam verfolgt hatte. Der 30 Jahre alte frühere IBF-Weltmeister im Mittelgewicht bestreitet in zwei Wochen in Detroit gegen den Amerikaner Andre Dirrell seinen zweiten Kampf im Super-Six-Turnier der hochkarätigen Supermittelgewichtler. Huck darf ihn mit dem Segen Wilfried Sauerlands in die USA begleiten.

Sauerland dämpfte Hucks kürzlich geäußerte Pläne, in absehbarer Zeit ins Schwergewicht zu wechseln, um dort zunächst den Briten David Haye und dann auch noch die Klitschkos aufs Korn zu nehmen. Marco sei ja erst 25 Jahre alt und solle bis zum Herbst seine Pflichtverteidigung gegen den Russen Denis Lebedjew bestreiten. Gehe alles gut, werde man einen Vereinigungskampf um den Titel des WBC anstreben, der gegenwärtig vakant ist. Mögliche Gegner sind der Pole Krysztof Wlodarczyk und der Italiener Giacobbe Fragomeni. Zudem steht noch eine Revanche gegen den US-Amerikaner Steve Cunningham aus, der dem Berliner am 29. Dezember 2007 die bislang einzige Niederlage zugefügt hatte. Über einen Wechsel ins Schwergewicht könne man nachdenken, wenn Huck 28 ist, befand Sauerland. "Ich mache das, was mein Boss sagt", erklärte Marco Huck angesicht der vielfältigen Optionen, die sich ihm bieten.

14. März 2010