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MELDUNG/104: Robert Stieglitz und Sebastian Zbik behalten ihre Titel (SB)



Eduard Gutknecht unterliegt Robert Stieglitz nach Punkten

Robert Stieglitz bleibt WBO-Weltmeister im Mittelgewicht. Vor 4.000 Zuschauern in der Magdeburger Bördelandhalle verteidigte er in einem Duell zweier deutscher Boxer mit Eduard Gutknecht zum zweiten Mal erfolgreich seinen Titel. In einem Kampf über zwölf Runden besiegte der 28jährige Champion aus dem SES-Boxstall den in Kasachstan geborenen und in Gifhorn lebenden Herausforderer einstimmig nach Punkten (119:108, 117:111, 117:110). Beide boten eine kämpferisch hochklassige Leistung, die das Publikum in seinen Bann schlug. Am Ende setzte sich der Weltmeister durch, da er den höheren Druck entfaltet hatte, die Mehrzahl der Treffer setzte und konditionelle Vorteile ins Feld führen konnte.

Beim ersten Höhepunkt der "Universum Champions Night" ging Pflichtherausforderer Eduard Gutknecht zunächst offensiv zu Werke, während Robert Stieglitz aus der Defensive operierte, ohne sich jedoch einschränken zu lassen. Die zweite Runde sah den Titelverteidiger in Front, der mit mehreren gelungenen Kombinationen seinerseits Druck machte. Da Gutknecht gebührend mithielt, entwickelte sich ein spannender Kampf mit beiderseits guten Szenen. Daß die Kontrahenten einander schon lange kennen und gute Freunde sind, hinderte sie nicht daran, einander im Ring nach besten Kräften auf die Probe zu stellen.

Stieglitz schlug häufiger und traf besser als der von Magomed Schaburow trainierte Gutknecht, der als exzellenter Techniker den Kampf mit der Führhand zu bestimmen und den Gegner auf Distanz zu halten versuchte. Im fünften Durchgang wurde Gutknecht von Ringrichter Manfred Küchler verwarnt, weil er nach dem Stoppzeichen nachgeschlagen hatte. Weiter ging es mit hohem Tempo und zahlreichen Treffern, bis beide Boxer zur Hälfte des Kampfs allmählich der unverminderten Anstrengung ihren Tribut zollen mußten.

Vor allem der Gifhorner verlor nun an Dynamik, so daß Stieglitz deutlich die Oberhand gewann und vorwärts marschieren konnte. Zwar versuchte Gutknecht in der neunten Runde, das Blatt in einem Gewaltakt zu wenden, doch fehlte es seinen Schlägen inzwischen an Wirkung, um den Magdeburger zu bremsen. Dieser ging im folgenden Durchgang wieder in die Offensive, bis ihm der Herausforderer gegen Ende der Runde noch einmal energisch Paroli bot. Auch im vorletzten Durchgang wogte das Geschehen hin und her, bis dann in der zwölften und letzten Runde Robert Stieglitz wieder das Kommando übernahm und seinen Gegner heftig mit Schlägen eindeckte. Jetzt ließ er Gutknecht nicht mehr kontern und drängte zur Begeisterung des Publikums in der Bördelandhalle bis zur letzten Sekunde auf eine Entscheidung.

"Es war einer meiner intensivsten Kämpfe, das kann man laut sagen", zog der Schützling von Trainer Torsten Schmitz Bilanz. "Ich habe mir in der dritten Runde vielleicht eine Prellung in meiner rechten Hand zugezogen." Stieglitz strebt nun einen Kampf gegen Arthur Abraham an: "Das ist mein großer, mein heimlicher Wunsch. Wenn er der beste Supermittelgewichtler sein will, soll er gegen mich boxen." "Das war ein super Kampf an einem super Abend. Im Ring schließt man die Freundschaft aber komplett aus", resümmierte der unterlegene Gutknecht.

Während Robert Stieglitz dank dieser erfolgreichen Titelverteidigung seine Bilanz auf 38 Siege und zwei Niederlagen verbesserte, mußte der ebenfalls 28 Jahre alte Herausforderer Eduard Gutknecht, der für den Hamburger Spotlight-Stall boxt, in seinem 19. Kampf die erste Niederlage hinnehmen.


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Sebastian Zbik gewinnt auch die Revanche gegen Domenico Spada

Interimsweltmeister Sebastian Zbik verteidigte im zweiten Hauptkampf des Abends seinen WBC-Titel im Mittelgewicht erfolgreich gegen Domenico Spada. Im Juli letzten Jahres hatte er den Italiener am Nürburgring nur umstritten nach Punkten besiegt, nun fiel die Revanche mit 116:111, 116:111 und 117:110 wesentlich deutlicher zu seinen Gunsten aus. So konnte er seine makellose Bilanz auf 29 gewonnene Auftritte verbessern, während Spada in seinem 33. Profikampf die dritte Niederlage hinnehmen mußte.

Der technisch klar überlegene 28jährige Titelverteidiger aus dem Hamburger Universum-Boxstall hatte durchaus seine Probleme mit den wilden Attacken des Herausforderers, zumal dieser mit gewaltigen Schwingern auf ihn losstürmte und ihm in der vierten Runde mit einem Kopfstoß Cutverletzungen am linken Auge und auf dem Nasenbein zufügte, die noch in der Nacht im Krankenhaus genäht werden mußten.

Trotz des Erfolgs mußte sich Zbik kritische Anmerkungen seines ehemaligen Trainers Fritz Sdunek gefallen lassen, der seine Tätigkeit beim Universum-Boxstall aus gesundheitlichen Gründen inzwischen endgültig beendet hat und sich ganz auf die Betreuung Vitali Klitschkos konzentriert. Sdunek, der an diesem Abend zur Feier seines 63. Geburtstags eine Torte überreicht bekam, gab zu bedenken: "Er hat heute den Grundstein gelegt, einmal richtiger Weltmeister zu werden. Sebastian fehlt es noch an Schlagkraft, er hätte auch schneller auf den Beinen sein können."

Indessen schienen auch gewisse Unwuchten bei der Übergabe der Betreuung zur Irritation Sebastian Zbiks beigetragen zu haben. "Das war ein bißchen schwierig, weil von allen Seiten etwas kam", deutete der Mecklenburger dieses Problem an. Lautstark hatte in der Ringecke nicht nur sein Trainer Artur Grigorian Ratschläge erteilt, sondern auch der in diesem Fall assistierende Michael Timm, wozu sich aus dem Zuschauerparkett noch die Zurufe Fritz Sduneks gesellten, der erstmals nicht offiziell an Zbiks Seite war.

Auf die Dauer frustrierend ist für Sebastian Zbik vor allem die Ungewißheit, wann es endlich zu einem Kampf um die offizielle Weltmeisterschaft für ihn kommt: "Mit meinem Status als Interimsweltmeister kann ich nicht zufrieden sein. Das ist nicht Fisch und nicht Fleisch", klagte der Schweriner. Das gilt um so mehr, als wenige Stunden später Kelly Pavlik in Atlantic City überraschend die Titel der Verbände WBC und WBO im Mittelgewicht an den argentinischen Herausforderer Sergio Gabriel Martinez verlor. Nun wird es zu einem bereits vorher vereinbarten Rückkampf zwischen Pavlic und dem Südamerikaner kommen, so daß Sebastian Zbik weiter in der Warteschleife festsitzt.

In weiteren Kämpfen der Magdeburger Veranstaltung siegten Marcel Meyerdiercks, Pal Bedak, Rachim Tschachkijew, Christina Hammer und Mateusz Masternak.

18. April 2010