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MELDUNG/109: Feuer gegen Feuer - Susianna Kentikian und Nadia Raoui (SB)



Höhepunkt der "Universum Champions Night" in Hamburg

Die "Universum Champions Night" präsentiert morgen abend in der Sporthalle Hamburg eine Reihe attraktiver Kämpfe, deren Höhepunkt das Duell zwischen Susianna Kentikian und Nadia Raoui ist. Die in 26 Profiauftritten ungeschlagene Lokalmatadorin steigt erstmals als Hauptkämpferin beim ZDF in den Ring. Sie ist Weltmeisterin der Verbände WBA, WIBF und WBO im Fliegengewicht, während ihre Gegnerin aus Herne, deren Bilanz bei 11 Siegen und einem Unentschieden steht, den Gürtel der hierzulande weniger bekannten WIBA in ihrem Besitz hat.

In einem weiteren Hauptkampf des Abends verteidigt Weltmeister Jürgen Brähmer seinen WBO-Titel im Halbschwergewicht. Der 31 Jahre alte Schweriner trifft auf den Argentinier Mariano Nicolas Plotinsky, der mit 16 Siegen und drei Niederlagen an Nummer acht der aktuellen WBO-Weltrangliste geführt wird. Brähmer, der 35 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, stand zuletzt am 19. Dezember in seiner Heimatstadt im Ring, als er den Russen Dmitri Suchotsky dank einer enormen kämpferischer Leistung am Ende klar nach Punkten besiegte.

Im Vorprogramm wird unter anderem der Darmstädter Jack Culcay seinen dritten Profikampf bestreiten. Der letztjährige Amateurweltmeister gilt als Talent, in das Promoter Klaus-Peter Kohl große Hoffnungen setzt, und will nach zwei Siegen natürlich auch seinen dritten Auftritt im Halbmittelgewicht erfolgreich über die Bühne bringen.

Auf der Internetseite des Universum-Boxstalls nehmen Susianna Kentikian und Nadia Raoui in kurzen Interviews Stellung zu ihrem bevorstehenden Duell. Die 22 Jahre alte Favoritin aus der Hansestadt verspricht den Zuschauern einen spannenden Kampf, in dem sie sich keine Zurückhaltung auferlegen werde. Im Ring wolle sie gewinnen, und davon könne sie niemand abhalten. Sie boxe nun einmal aggressiv und lasse nichts auf ihre Ehre kommen.

Wer in der absoluten Weltspitze mithalten will, muß ihrer Ansicht nach auch mental gut eingestellt sein. Mit ihrem Mentaltrainer Heiko Hansen habe sie sich auch diesmal in regelmäßigen Sitzungen intensiv vorbereitet. Von einer Ähnlichkeit der beiderseitigen Kampfstile will Susianna Kentikian nichts wissen. Wer zwei- oder dreimal hinsieht, werde deutliche Unterschiede erkennen. Sie selbst habe sich boxerisch weiterentwickelt und schlage nicht mehr so wild wie früher. Mit zunehmender Erfahrung habe sie gelernt, auch mit Köpfchen zu boxen. Heute schlage sie weniger und treffe öfter als in der Vergangenheit.

Weltmeisterin zu bleiben sei schwer, da die Gegnerinnen durchweg von starkem Kaliber sind. Auch Nadia Raoui sei ja eine Weltmeisterin. "Aber ich nehme diese Herausforderungen gerne an. Ich bin eine Fighterin", ließ die Hamburgerin keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit und Zuversicht.

Die 24jährige Nadia Raoui hat sich natürlich ebenfalls sehr intensiv vorbereitet und zweimal am Tag trainiert. Dabei standen mehr als 100 Runden Sparring mit Männern und Frauen auf dem Programm, so daß sie auf einen Kampf mit hohem Tempo über die volle Distanz vorbereitet sei. Da beide Boxerinnen sehr beweglich und schnell auf den Beinen seien, dürfe man ein aggressives und impulsives Duell erwarten: "Susi hat Recht damit, wenn sie sagt, daß es ein Kampf wie Feuer gegen Feuer wird."

Wenngleich ihre Gegnerin technisch hochwertige Kontrahentinnen besiegt habe, werde sie es ihr nicht leichtmachen: "Es wird ein krasses Duell." Sie habe die Stärken und Schwächen der Hamburgerin studiert und schätze ihre eigenen Chancen sehr gut ein. Abgesehen davon habe Susi mehr Druck, da sie ihre drei Titel verteidigt und glänzen muß. Betreut wird Nadia Raoui von ihrem Trainer Dietmar Berg und Co-Trainer Dirk Kiekhäfer sowie ihrem Cutman und Physiotherapeuten Jörg Drescher.

Frauen im Boxen seien einfach unberechenbarer, meint die Herausforderin, wobei sie einen K.o. zumal in dieser Gewichtsklasse für unwahrscheinlich hält. Susi habe ihre K.o.-Bilanz nur deshalb, weil sie einige leichte Gegnerinnen hatte. Ihre geringere Erfahrung will die frühere Kickboxerin mit Motivation wettmachen, da sie stets die Herausforderung suche und annehme. Auch für sie stehe viel auf dem Spiel, da sie nicht nur gewinnen, sondern sich auch beim Publikum einen Namen machen wolle. Sie ist zwar Weltmeisterin des Verbands WIBA, der bislang jedoch nur in den USA gut bekannt ist.

Angesichts der Vielzahl von Verbänden und dementsprechend auch Titeln im Frauenboxen orientieren sich die Zuschauer eher an bestimmten Personen wie Regina Halmich, die den Gürtel der WIBF zwölf Jahre lang erfolgreich verteidigt hat und sich großer Popularität erfreut. Medienpräsenz und hohe Zuschauerzahlen können die Außenseiterin aus Herne längst nicht mehr erschüttern, wenngleich der Auftritt beim ZDF natürlich schon ein riesiger Schritt in die Öffentlichkeit für sie ist. Nervös sei sie ohnehin vor jedem Kampf, doch das gehöre einfach dazu, da sich der Körper auf die Auseinandersetzung einstelle.

Nadia Raoui begann im Alter von acht Jahren mit Judo und wechselte als Jugendliche zum Kickboxen. Mit achtzehn begann sie eher zufällig zu boxen, als sie bei einem Kampf zum Verlieren angeheuert wurde und statt dessen gewann. Wie sie berichtet, hatte sie damals gerade eine Kreuzbandoperation auskuriert und kaum trainiert. Da sie sich aber beweisen wollte, daß sie es noch kann, vermöbelte sie ihre Gegnerin vier Runden lang. Von da an sei sie dabeigeblieben und habe nach dem Fachabitur eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin zugunsten des Boxens abgebrochen. Momentan drehe sich natürlich alles um den bevorstehenden Kampf, den sie ebenso gewinnen wolle wie weitere Auftritte als amtierende Weltmeisterin.

23. April 2010