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MELDUNG/123: Dimitrenko wünscht Harrison rasche Genesung (SB)



Pflichtherausforderer erwartet Kampf mit dem Europameister

Der ukrainische Schwergewichtler Alexander Dimitrenko aus dem Hamburger Universum-Boxstall nahm den langersehnten Kampf um die Weltmeisterschaft gegen Wladimir Klitschko ins Visier, als er am 4. Juli 2009 in einem Ausscheidungskampf der WBO, in dem der Pflichtherausforderer gekürt werden sollte, gegen Eddie Chambers antrat. Da der für diese Gewichtsklasse relativ kleine US-Amerikaner physisch klar unterlegen war, galt Dimitrenko als Favorit und kündigte einen vorzeitigen Sieg an. Es sollte jedoch anders kommen, denn Chambers behielt dank seiner Beweglichkeit und Kampfstärke die Oberhand, wobei er den Ukrainer mehrfach so heftig traf, daß dieser am Ende froh sein konnte, nur nach Punkten verloren zu haben.

Um Alexander Dimitrenko nach diesem Rückschlag Gelegenheit zu geben, einen neuen Anlauf zu nehmen, beraumte man für den 28. November in Oberhausen ein internes Duell mit Luan Krasniqi an. Dieser hatte bei einer ersten Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten im November 2008 durch K.o. in der dritten Runde verloren und wollte nun eine letzte Chance nutzen, noch einmal von sich reden zu machen. Leider verletzte sich der 38jährige vor der Revanche im Training am rechten Fuß und mußte den Kampf absagen, worauf die Veranstaltung komplett gestrichen wurde.

Der 27 Jahre alte Dimitrenko ist nach wie vor Interkontinentalchampion der WBO und hat eine Bilanz von 29 Siegen sowie einer Niederlage. Er ist derzeit Pflichtherausforderer des Europameisters Audley Harrison, den er möglichst bald im Ring zu treffen und zu besiegen hofft, um sich wieder an die Spitze heranzuarbeiten.

Harrison hatte sich den Gürtel der EBU am 9. April im Londoner Alexandra Palace gesichert. Der Titel war vakant geworden, nachdem Albert Sosnowski aus Polen einen geplanten Kampf gegen den Briten abgesagt und den Gürtel niederlegt hatte, um WBC-Weltmeister Vitali Klitschko herauszufordern. Dieses Duell findet am 29. Mai vor großer Kulisse im Gelsenkirchener Fußballstadion des Bundesligisten Schalke 04 statt. Der 38jährige Rechtsausleger Harrison, den etliche Experten bereits abgeschrieben hatten, besiegte seinen Landsmann Michael Sprott durch technischen K.o. nach einer Minute und fünf Sekunden der zwölften Runde. Mit einer Bilanz von nur 26 Siegen aus 30 Kämpfen stand Harrison zuvor selbst im eigenen Land nicht mehr in der ersten Reihe, was sich auch gegen den 35 Jahre alten Sprott zu bestätigen schien. Dieser sah über weite Strecken des Kampfs wie der sichere Sieger aus, bis ihn der ehemalige Olympiasieger in der zwölften Runde mit einem linken Haken zur Kinnspitze von den Beinen holte.

Alexander Dimitrenko ist nach eigenen Angaben bereit für den Europameister und steht in den Startlöchern, um möglichst noch im Sommer gegen ihn anzutreten. Allerdings mußte sich Harrison unterdessen einer Operation unterziehen, was auch für den Ukrainer eine schlechte Nachricht war, da der Zeitpunkt ihres Kampfs nunmehr ungewiß ist. Dimitrenko will dem Briten zwar nichts unterstellen, findet es aber schon seltsam, daß dieser erst drei Wochen nach dem Kampf gegen Sprott operiert wurde. Wie er in einem kurzen Interview auf der Internetseite des Universum-Boxstalls sagt, würde er gerne auf fightnews.com Fotos aus dem Krankenhaus, Röntgenbilder, Arztgutachten oder Harrison mit einer Schlinge um den Arm sehen, wie dies seinerzeit Ruslan Tschagajew nach seinem Achillessehnenriß gemacht hat.

Er hoffe jedenfalls, daß ihn der Brite nicht zum Narren hält und diesen Kampf wirklich ernstnimmt. Bevor Harrison an die Klitschkos oder wen auch immer denke, müsse er erst einmal seine Hausaufgaben machen. Der Europameister muß gegen den Pflichtherausforderer antreten, so sähen die Fakten aus. Daher wünsche er Audley eine rasche Genesung und hoffe, daß der Brite sich in der Reha Mühe gibt und ja keine Trainingsstunde schwänzt. Sollte Harrison wider Erwarten nicht rechtzeitig fit werden, rechne er damit, daß die EBU eine angemessene Entscheidung trifft, schloß Dimitrenko. Er sei bereit, gegen jeden zu boxen.

7. Mai 2010