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MELDUNG/136: Für Ruslan Tschagajew und Vitali Tajbert wird es ernst (SB)



Beide müssen morgen in Rostock harte Nüsse knacken

Der 31jährige Usbeke Ruslan Tschagajew, der bei der Hamburger Universum Box-Promotion unter Vertrag steht, trifft morgen in der Rostocker Stadthalle in einem Ausscheidungskampf nach WBA-Version auf den 40 Jahre alten Australier Kali Meehan. Der Sieger dieses Duells im Schwergewicht darf den britischen WBA-Weltmeister David Haye herausfordern. "Ich bin optimistisch, daß ich nach der langen Pause wieder Weltmeister werde", sagte Tschagajew, der bislang 25 Kämpfe gewonnen, einen verloren und einen unentschieden beendet hat. Er war von 2007 bis 2009 WBA-Champion und strebt nun einen erneuten Titelkampf an.

Inzwischen sind elf Monate vergangen, seit Tschagajew am 20. Juni 2009 vor der riesigen Kulisse von 60.000 Zuschauern in der Schalker Arena gegen Wladimir Klitschko antrat, der die Titel der Verbände WBO, IBF und IBO verteidigte. Der Usbeke mußte sich damals durch technischen K.o. in der neunten Runde geschlagen geben und wechselte nicht lange darauf von Trainer Michael Timm zu dessen Kollegen Magomed Schaburow. Die Bilanz seines Gegners Kali Meehan steht bei 35 Siegen und drei Niederlagen. Der 1,96 m große Hüne aus Wyongah überragt den Usbeken um volle zehn Zentimeter und steht als Nummer zwei der Rangliste einen Platz vor ihm. Promoter Meehans ist Don King, der in jüngerer Zeit aus Altersgründen seine Aktivitäten deutlich eingeschränkt hat, was wohl dazu beigetragen haben dürfte, daß der Australier geraume Zeit nicht mehr im Ring gestanden hat.

Promoter Klaus-Peter Kohl rechnet natürlich mit einem spannenden Kampf, da für beide Boxer viel auf dem Spiel steht. Der Verlierer wird auf absehbare Zeit keinen Titelkampf mehr bekommen und müßte sich wohl mit dem Gedanken an ein Ende seiner Karriere vertraut machen. Wie Kohl betont, habe Ruslan seine Lehren aus der Niederlage gegen Klitschko gezogen und boxe gern gegen größere Gegner.

Im zweiten Hauptkampf des Abends verteidigt WBC-Weltmeister Vitali Tajbert erstmals seinen Gürtel im Superfedergewicht. Er bekommt es mit dem Mexikaner Hector Velazquez zu tun, der über die weitaus größere Erfahrung verfügt. Während der Champion nämlich 19 Siege und eine Niederlage auf dem Konto hat, stehen für den Herausforderer bereits 51 gewonnene, 14 verlorene sowie zwei unentschieden beendete Auftritte zu Buche. Der Mexikaner stand 2005 mit dem legendären Manny Pacquiao im Ring, dem er freilich ebenso unterlag wie zuletzt am 19. Dezember dem kürzlich verstorbenen Weltmeister Edwin Valero.

Hector Velazquez, der sich zum ersten Mal in Deutschland aufhält, zeigte sich überrascht, daß man hier nirgendwo Soldaten und kaum Polizisten auf der Straße sieht. Er kommt aus einem Land, dessen Präsident Felipe Calderón mit massiver Militärhilfe der USA den Drogenkartellen den Krieg erklärt und mit dieser Eskalation Mexiko in ein Blutbad mit Tausenden Toten gestürzt hat. Was aber Weltmeister Vitali Tajbert betrifft, so hat Velazquez dessen Kämpfe häufig auf YouTube verfolgt und genau studiert. Wenngleich der Deutsche ein guter Champion sei, werde er ihm Gürtel abnehmen, kündigt der Mexikaner optimistisch eine Wachablösung an.

Trainer Magomed Schaburow muß seinen Schützling nicht vor Überheblichkeit warnen, zumal gerade die erste Titelverteidigung, bei der sich die jahrelange Aufholjagd ins Gegenteil verkehrt, häufig besonders problematisch ist. Tajbert hebt denn auch die Erfahrung und Gefährlichkeit des Mexikaners hervor, unterstreicht aber zugleich, daß im Weltmeistergürtel 17 Jahre Blut und Schweiß steckten. Er sei sehr stolz auf seinen Titel und wolle ihn nie mehr hergeben.

Neben Ruslan Tschagajew und Vitali Tajbert wird in Rostock auch Jack Culcay im Ring zu sehen sein, der seinen vierten Profikampf im Halbmittelgewicht bestreitet. Sein Gegner ist der Brasilianer Isak Tavares, den die Aschewolke des isländischen Vulkan Eyjafjallajökull daran gehindert hatte, bereits am 24. April in Hamburg gegen den Darmstädter anzutreten.

Im Halbschwergewicht kommt es zu einem jener leidigen internen Duelle des Universum-Boxstalls. Der in 19 Kämpfen nur einmal besiegte Pole Alexej Kuziemski tritt gegen den ungeschlagenen Teamkollegen Igor Michalkin an, der elf Auftritte erfolgreich absolviert hat. Während der 32jährige Kuziemski von Artur Grigorian betreut wird, steht Magomed Schaburow in der Ecke des acht Jahre jüngeren Russen.

Außerdem hat Don King neben Kali Meehan auch den früheren Champion Sergej Liachowitsch angekündigt, der 2006 durch einen Sieg über Lamon Brewster WBO-Weltmeister im Schwergewicht geworden war, den Titel jedoch noch im selben Jahr Shannon Briggs überlassen mußte. Der Weißrusse hat 24 Kämpfe gewonnen und drei verloren, während sein Gegner Evans Quinn aus Nicaragua mit 18 Siegen, ebenfalls drei Niederlagen und einem Unentschieden auf dem Papier etwas schlechter aussieht.

In einem Duell zweier deutscher Schwergewichtler treffen Sebastian Köber aus Frankfurt/Oder und Markus Tomala aus Düsseldorf zum zweiten Mal aufeinander. Ihr erstes Kräftemessen im Oktober 2009 hatte Köber knapp nach Punkten gewonnen, der mit 19 Siegen und einer Niederlage der erfahrenere Boxer ist. Hingegen hat Tomala erst acht Profikämpfe bestritten und bereits zwei von ihnen verloren.

Und nicht zuletzt bekommt das Publikum in der Rostocker Stadthalle den quirligen Ungarn Pal Bedak zu Gesicht, der im Fliegengewicht den Chilenen Pedro Cardenas zum Gegner hat. Bei seinen sieben Siegen hat Bedak nicht nur mit seinem technischen Repertoire überzeugt, sondern auch eine Schlagwirkung demonstriert, wie man sie in dieser leichten Gewichtsklasse nur selten erlebt.

21. Mai 2010