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MELDUNG/212: Matt Godfrey läßt sich nicht in die Karten schauen (SB)



Marco Hucks Herausforderer boxt in beiden Auslagen

In der Messehalle Erfurt kommt es am 21. August zur Titelverteidigung Marco Hucks gegen Matt Godfrey. Der 29 Jahre alte Herausforderer aus den USA wird am 16. August in Thüringen erwartet, wo er die letzten Tage vor dem Kampf um den WBO-Gürtel im Cruisergewicht mit der Einstimmung auf die Gelegenheit verbringen wird, den Weltmeister vom Thron zu stoßen. Auf der Internetseite des Sauerland-Boxstalls steht Godfrey in einem kurzen Interview Rede und Antwort zu seiner Vorbereitung und natürlich der Einschätzung seiner Chancen gegen den favorisierten Champion.

Wie der US-Amerikaner bestätigt, sei dies zweifellos der letzte Schritt zur Verwirklichung des großen Ziels, für das jeder Boxer sein Leben lang hart arbeitet. Marco Huck, räumt Godfrey ein, habe stärkste Kontrahenten besiegt und mit einer hervorragenden Bilanz sein Können mehr als einmal unter Beweis gestellt. Wenngleich der Herausforderer ebenfalls nur einen einzigen Kampf verloren hat, ist er doch mit bislang 21 Auftritten im Profilager dem Weltmeister an Erfahrung unterlegen.

Die Frage, ob er sich mit seinem Trainer John Scully diesmal anders als üblich vorbereitet habe, verneint der US-Amerikaner. Allerdings habe er sehr viele Läufe absolviert, um seine Kondition zu stärken, und ansonsten natürlich sehr intensiv gearbeitet. Da Godfrey in der Vergangenheit in beiden Auslagen geboxt hat, ist man gespannt, mit welcher Variante er gegen Huck zu Werke gehen wird. Da sich der Herausforderer aber nicht in die Karten sehen lassen will, antwortet er sibyllinisch, er werde jene Auslage bevorzugen, mit der es an dem Abend besser klappt.

Seine einzige Niederlage hat Godfrey im März 2008 gegen Rudolf Kraj bezogen. Wie der US-Amerikaner berichtet, habe er damals zu langsam begonnen und auf die Fehler seines Gegners gewartet. Da Kraj jedoch nicht viel falsch gemacht habe, sei diese Taktik nicht aufgegangen. Hätte er ihm den Kampf aufgezwungen, so mutmaßt Godfrey, wären die Fehler gewiß nicht ausgeblieben. Auf diesen Rückschlag folgten vier Siege, die zur Selbstsicherheit des US-Amerikaners beigetragen haben sollten. An sich gezweifelt habe er nie, korrigiert Godfrey diese Auffassung. Schließlich habe er ja einen Kampf verloren, der außerhalb der USA stattfand. Außerdem sei er rasch wieder in den Ring zurückgekehrt und gegen Emmanuel Nwodo angetreten, der als gefährlicher Puncher gilt. Ihn habe er durch technischen K.o. in der vierten Runde besiegt, wobei dieser Kampf im amerikanischen Fernsehen übertragen worden sei. Nun bekomme er die Chance zu Recht, sich mit Marco Huck zu messen, der zu den weltweit besten Boxern im Cruisergewicht gehöre.

Sein Trainer John Scully war selbst ein erfolgreicher Boxer, der im Laufe seiner Karriere 49 Profikämpfe bestritten hat. Die deutschen Boxfans werden sich vielleicht noch an seine Duelle mit Henry Maske und Graciano Rocchigiani erinnern. Von dieser internationalen Erfahrung profitiert sein Schützling, der das nur bestätigen kann. John sei für zahlreiche Sparringseinheiten und Kämpfe durch die Welt gereist und wisse sehr wohl, welche Vor- und Nachteile man in Deutschland zu erwarten habe.

Daß Matt Godfrey in erstklassiger Verfassung und von seinem erfahrenen Trainer bestmöglich eingestimmt in Erfurt antreten wird, steht wohl außer Frage. Natürlich gilt das auch für Marco Huck und Ulli Wegner, die wiederholt bewiesen haben, wie gut sie mit der Situation des von allen gejagten Weltmeisters umzugehen verstehen. Huck, dessen Markenzeichen robuste Kampfkraft und wilde Entschlossenheit sind, hat sich mit Blick auf taktische Disziplin, die früher nicht gerade zu seinen Stärken zählte, enorm verbessert. Sein Temperament wird das Nervenkostüm des Trainers auch diesmal strapazieren, wenn er dem Schlagabtausch nicht aus dem Weg geht, doch darf man wohl damit rechnen, daß er inzwischen ein offenes Ohr für die zielführenden Anweisungen Ulli Wegners entwickelt hat.

7. August 2010