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MELDUNG/265: Eine Prise böses Blut - Klitschko und Briggs würzen ihre Werbung (SB)



Inszenierte Fehde rankt sich um das Thema Asthma

WBC-Weltmeister Vitali Klitschko und Herausforderer Shannon Briggs würzen die Werbung für ihren Kampf am 16. Oktober in Hamburg mit einer Prise bösen Blutes - schließlich will das Publikum auf ein handgreifliches Kräftemessen und nicht auf ein freundschaftliches Kaffeekränzchen eingestimmt werden. Man kann wohl davon ausgehen, daß hier wie so oft eine Fehde inszeniert wird, deren schlichtes Niveau den Boulevardpool bedient.

Vitali Klitschko hatte in einem Interview mit dem US-amerikanischen Boxjournalisten Lem Satterfield geäußert, er kenne neben Briggs noch viele Boxer, die es trotz Asthma zum Weltmeister gebracht haben: "Seht euch seine Kämpfe an und ihr werdet verstehen, daß sein Asthma nur eine gute Ausrede ist."

Damit gab der Ukrainer dem Herausforderer eine Steilvorlage, sich empört auf dieses Thema einzuschießen. Wie der US-Amerikaner postwendend erklärte, gebe es 300 Millionen Asthmaerkrankte auf der Welt. Keiner von ihnen würde Vitali Klitschko zustimmen, daß es sich dabei um kein ernsthaftes Problem handelt. "Ist er nicht ein Doktor?", fragte Briggs, der eigentlich wissen müßte, daß der Weltmeister in Sportwissenschaft promoviert hat und daher über keine kompetenten ärztlichen Kenntnisse verfügt.

Shannon Briggs, der zeitlebens an Asthma leidet, engagiert sich seit längerem ehrenamtlich in diesem Bereich und hat eine Stiftung mit dem Namen "Fight II Breathe" gegründet. Er kenne die Auswirkungen dieser Krankheit genau und habe erlebt, welches Leid sie mit sich bringt, hob der US-Amerikaner hervor. Er versuche jeden Tag, junge Leute, die von dieser Krankheit befallen sind, zu überzeugen, daß sie alles im Leben schaffen können. Was die Welt nicht brauche, sei jemand, der eigentlich ein Vorbild sein sollte, aber ihnen dennoch sagt, daß ihre Krankheit nichts Ernsthaftes sei: "Diese Jugendlichen spielen nichts vor und ich auch nicht."

Wenig später legte Briggs im "Asthma-Streit" mit Vitali Klitschko nach forderte den Rücktritt des Weltmeisters als UNESCO-Botschafter. Klitschko habe dieses wichtige Amt mit seinen ignoranten und gefährlichen Bemerkungen, daß Asthma keine tödliche Krankheit sei, in Verruf gebracht. Er solle besser zurücktreten, bevor er noch mehr Unheil anrichte. Am 16. Oktober werde er den Ukrainer in Rente schicken, nachdem er die Ignoranz aus ihm herausgeprügelt habe.

Aus dem Lager des Weltmeisters meldete sich unterdessen Ola Afolabi zu Wort, der zu Klitschkos Sparringspartnern gehört. Der Champion schlage unheimlich hart, und noch viel schlimmer sei der Umstand, daß man seinen linken Haken nicht kommen sehe, berichtete der Brite in der "Hamburger Morgenpost". Schenkt man Afolabi Glauben, wozu allerdings wenig Anlaß besteht, muß der US-Amerikaner um sein Leben fürchten: "Wenn Vitali mit Briggs fertig ist, wird der entweder tot sein oder er muß ins Krankenhaus."

2. Oktober 2010