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MELDUNG/641: Helenius und Chisora kämpfen um die Europameisterschaft (SB)



EBU erkennt Alexander Dimitrenko den Titel ab

Die Europäische Boxunion (EBU) hat Alexander Dimitrenko den Titel des Europameisters im Schwergewicht aberkannt. Die Entscheidung kam für den 29 Jahre alten Hamburger aus dem Universum-Boxstall überraschend, da die Verbände in aller Regel konzilianter handeln, wenn wie in seinem Fall eine Verletzung die anberaumte Titelverteidigung unmöglich gemacht hat. Bei einer Abstimmung der EBU sprach sich von elf stimmberechtigten Ländervertretern nur der deutsche Repräsentant für Dimitrenko aus. Informationen der Bild-Zeitung zufolge seien zudem die fälligen Gebühren für Dimitrenkos Titelverteidigung am 24. September gegen den Briten Michael Sprott noch nicht überwiesen worden. Sollte das zutreffen, könnte die daraus resultierende Verärgerung des europäischen Verbands bei der Entscheidung zuungunsten Dimitrenkos mitgespielt haben. "Wir haben alle Gebühren bei der EBU bezahlt und die entsprechenden Belege vorliegen", versicherte hingegen Waldemar Kluch, Geschäftsführer bei Universum. "Die Entscheidung, Dimitrenko den Titel abzuerkennen liegt ausschließlich in seiner Verletzung begründet, da er durch diese seinen Titel nicht innerhalb der Frist pflichtverteidigen kann."

Dimitrenko selbst nahm die Entscheidung der EBU mit Fassung auf. Wie er erklärte, hätte er seinen Titel gerne im Ring verteidigt. Da er verletzt gewesen und nach der Operation zwar wieder auf dem Weg der Besserung, jedoch nicht in der Lage sei, am 3. Dezember zu kämpfen, habe die EBU regelkonform reagiert. "Die beiden Jungs, die nun um meinen Titel boxen, stehen beide am Anfang ihrer Karriere und der Bessere darf sich von mir aus meinen Titel ein paar Monate ins Wohnzimmer hängen. Anfang 2012 hol ich ihn mir dann wieder im Ring zurück, und dann geht's weiter in Richtung Weltmeisterschaft!", zeigte sich Dimitrenko optimistisch.

Im Kampf um den nunmehr vakanten Titel des Europameisters treffen am 3. Dezember in Helsinki der bisherige Pflichtherausforderer Robert Helenius aus Finnland und der Brite Dereck Chisora aufeinander. Alexander Dimitrenko wird das Vorrecht zugestanden, binnen 120 Tagen den Sieger des Duells in der Hartwall Arena herauszufordern. Sauerland Event plant eine Veranstaltung im März, bei der Dimitrenko Gelegenheit bekommen könnte, sich den Gürtel zurückzuholen. Natürlich geht man beim Berliner Promoter davon aus, daß Helenius den Kampf vor heimischem Publikum gegen Chisora gewinnt, was zu erwarten aller Anlaß besteht.

Auf dem Papier liegen der in 16 Profikämpfen ungeschlagene Finne und der Brite mit seiner Bilanz von 15 Siegen und einer Niederlage nahezu gleichauf. Indessen hat Helenius eine Serie vorzeitiger Siege gegen die drei Exweltmeister Lamon Brewster, Samuel Peter und Sergei Liachowitsch vorzuweisen, wie er überhaupt als der aufstrebende Schwergewichtler schlechthin gilt. Hingegen mußte sich Chisora seinem Landsmann Tyson Fury geschlagen geben, der damit nicht nur unangefochten Commonwealthchampion blieb, sondern sich auch an die Spitze der britischen Schwergewichtler setzte, nachdem David Haye seine Karriere beendet hat.

Um sich überhaupt für den bevorstehenden Kampf gegen Helenius zu qualifizieren, mußte Dereck Chisora nach der Punktniederlage gegen Fury einen Sieg vorlegen. Als Kanonenfutter bot sich der Litauer Remigijus Ziausys an, der neben 19 Siegen bereits 44 Niederlagen sowie drei Unentschieden auf dem Konto hat. Chisora präsentierte sich zwar körperlich in besserer Verfassung als zuvor gegen Tyson Fury, doch gelang es ihm nicht, den zähen Litauer vorzeitig zu besiegen. Wie er nach seinem Punktsieg erklärte, strebe er eine Revanche gegen seinen Landsmann an. Tyson Fury habe keinen Punch: "Er hat mich an einem schlechten Tag erwischt." Fury solle nur ordentlich weiter gewinnen, damit er ungeschlagen bleibt und einen hochwertigen Kampf liefern könne. Allerdings wolle er die Revanche zu einem späteren Zeitpunkt bestreiten, da vorerst bedeutendere Duelle anstünden.

Der 27jährige Chisora hofft nach wie vor, einen der Klitschkos vor die Fäuste zu bekommen, nachdem zwei Termine mit Wladimir gestrichen wurden. Großspurig kündigte der Brite an, er habe noch eine Rechnung offen und wolle beide Brüder in den Ruhestand schicken. Das haben wesentlich bessere Boxer als er vergeblich versucht, so daß Chisora schon von Glück reden kann, wenn er gegen Robert Helenius eine halbwegs passable Figur macht.

Helenius kommentierte die Bestätigung Dereck Chisoras als Gegner gegenüber finnischen Medien mit der besonnenen Aussage, der Brite sei ein aggressiver Boxer, der gut zu ihm passe. Ein leichter Kampf werde das nicht, zumal es um den Titel des Europameisters geht, der auf dem Weg zu einem Kampf um die Weltmeisterschaft liege. Im zweiten Hauptkampf des Abends in Helsinki trifft der reguläre WBA-Weltmeister Alexander Powetkin auf den US-Amerikaner Cedric Boswell. Der favorisierte Russe aus dem Sauerland-Boxstall ist in 22 Kämpfen ungeschlagen, während für den Herausforderer 35 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen.

16. November 2011