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MELDUNG/659: Gennadi Golowkin macht kurzen Prozeß mit Lajuan Simon (SB)



WBA-Champion besiegt Herausforderer in der ersten Runde

Gennadi Golowkin hat den WBA-Titel im Mittelgewicht erfolgreich verteidigt. Der 29 Jahre alte Weltmeister setzte sich in Düsseldorf bereits in der ersten Runde gegen Lajuan Simon durch, der in seiner gesamten Karriere noch nie vorzeitig verloren hatte. Im Ballsaal des Interconti Hotels machte der in Stuttgart lebende Kasache kurzen Prozeß, blieb auch in seinem 22. Profikampf ungeschlagen, sicherte sich im Nebenlauf den Titel des kleinen Verbands IBO und unterstrich seine Ambitionen auf ein Duell mit Felix Sturm, dem derselbe Verband den Status des Superchampions zuerkannt hat. Der US-amerikanische Herausforderer scheiterte wie schon in der Vergangenheit auf deutschem Boden erneut an einem Champion und hat nun 23 gewonnene, vier verlorene sowie zwei unentschieden beendete Auftritte auf seinem sportlichen Konto.

Zunächst deutete nichts auf ein rasches Ende hin, da Golowkin vorsichtig begann und nur gelegentlich versuchte, mit seiner rechten Schlaghand zum Zuge zu kommen. Nachdem der Herausforderer einmal getroffen worden war, ging er zurückhaltender zu Werke und fing die Schläge seines Gegners mit der Linken ab. Daß der Weltmeister auch über einen gefährlichen linken Haken verfügt, bekam Simon zu spüren, als sich Golowkin vor seiner Führhand abduckte und mit der Linken einen Schlag genau an die Kinnspitze plazierte. Nach diesem Volltreffer sackte der Amerikaner zu Boden, wo er liegenblieb und ausgezählt wurde.

Trotz der allzu kurzen Darbietung waren die Zuschauer ob des spektakulären Niederschlags begeistert und zollten Gennadi Golowkin nach diesem eindrucksvollen Auftritt die verdiente Anerkennung. Auch Wladimir Klitschko, dessen K2 Promotion den Kasachen vermarktet, lobte die überzeugende Leistung des Champions. Felix Sturm, der bislang keine Neigung gezeigt hat, sich seinem Pflichtherausforderer zu stellen, um die Frage der Führerschaft bei der WBA zu klären, ist damit unter Zugzwang geraten. Sein Argument, Golowkin werde überschätzt und sei kein ernsthafter Konkurrent für ihn, dürfte nach der gelungenen Abendvorstellung in Düsseldorf vollends an Zugkraft verloren haben.


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Martin Murray erhofft Revanche gegen Felix Sturm

Felix Sturm, der für sich in Anspruch nimmt, nur gegen die weltbesten Mittelgewichtler anzutreten, hatte zuletzt beträchtliche Probleme, sich gegen einen Iren und zuletzt den Briten Martin Murray zu behaupten. Der 29jährige Herausforderer erzwang am 2. Dezember in Mannheim ein Unentschieden gegen den hoch favorisierten Superchampion und hofft nun auf eine Revanche, um im zweiten Anlauf sein Glück zu erzwingen. Murray, der nunmehr 23 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet hat, würdigt Sturm als großen Champion, den jeder respektiere. Nach dem umstrittenen Punktsieg gegen Macklin habe Sturm dem Iren einen Rückkampf angeboten, der davon jedoch keinen Gebrauch machte. "Ich hoffe, daß Sturm bei mir dasselbe tut. Anders als Macklin würde ich akzeptieren und wieder nach Deutschland gehen. Obwohl ich denke, daß das Urteil falsch war, wurden ich und mein Team von Sturms Leuten, den deutschen Medien und den Fans die ganze Woche mit Respekt behandelt."

Auch Murrays Promoter Ricky Hatton, der in seiner aktiven Zeit auf höchstem Niveau geboxt und sich mit führenden US-Stars gemessen hat, gemahnt eine Revanche für seinen Schützling an. Auch er habe uneingeschränkten Respekt vor dem Superchampion und sei dankbar für die Titelchance. Er sei jedoch der Auffassung, daß Felix in der Boxwelt an Respekt verlieren würde, sollte er sich einem zweiten Kampf gegen Martin Murray versagen.

Als Zünglein an der Waage dürfte sich die WBA erweisen, hat sie doch Felix Sturm bislang freie Hand gegeben, dem Pflichtherausforderer Gennadi Golowkin aus dem Weg zu gehen und sich statt dessen Gegner seiner Wahl auszusuchen. Sollte der Verband eine Revanche mit dem Briten ansetzen, hätte der Kasache erneut das Nachsehen. Drängt die WBA jedoch auf ein Duell zwischen Sturm und Golowkin, stünde Murray die Alternative offen, sich im März in den USA mit dem Iren Andy Lee zu messen. Dieser wird von Emanuel Steward trainiert und steht bei Promoter Lou DiBella unter Vertrag, zu dessen Boxern auch Sergio Martinez gehört. Der Argentinier gilt derzeit als Maß aller Dinge im Mittelgewicht und ist gleichermaßen gefürchtet wie zwangsläufiger Wunschgegner aller Rivalen, die ihm diesen Rang streitig machen wollen.

11. Dezember 2011