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MELDUNG/715: Argentinische Heißsporne stürmen in Mar del Plata den Ring (SB)



Schwerer Stand für auswärtigen Gegner und Ringrichter

Was alles passieren kann, wenn die zu emotionaler Weißglut erhitzten Gemüter des Publikums den sportlichen Regeln zum Trotz nichts als den Sieg ihres Favoriten dulden und die physische Barriere zwischen den Akteuren im Ring und der Zuschauerschaft zu durchbrechen trachten, veranschaulicht eine Meldung aus dem argentinischen Mar del Plata. Dort trat der frühere Weltmeister und Lokalmatador Luis Lazarte in einem Kampf des Halbfliegengewichts gegen Johnriel Casimero von den Philippinen an. Der 40 Jahre alte Lazarte war zwischen 2010 und 2011 Champion, konnte aber seinem behenden 21jährigen Gegner so wenig entgegensetzen, daß er ein ums andere Mal sein Heil in regelwidrigen Mitteln suchte. Damit nicht genug, brüllte er Ringrichter Eddi Claudio in der sechsten Runde mit den drohenden Worten an: "Willst du hier lebend rauskommen?"

Casimero revanchierte sich für die unablässigen Unsportlichkeiten seines Kontrahenten mit einem regelkonformen Niederschlag kurz vor Ende der neunten Runde, was den erbosten Zuschauern überhaupt nicht gefiel. Um den wütenden Fans zuvorzukommen, beendete der US-amerikanische Referee den Kampf im folgenden Durchgang, womit er allerdings Öl ins Feuer der tobenden Menge goß. Mehrere Zuschauer stürmten den Ring, warfen mit Stühlen und machten Jagd auf den Philippiner, der es plötzlich gleich mit vielen Gegnern zu tun hatte, die ihm ans Leder wollten. Für Johnriel Casimero dürfte dies ein unvergeßlicher Eindruck bleiben, so daß nicht anzunehmen ist, daß er je wieder seinen Fuß nach Mar del Plata setzt.


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Saul Alvarez nimmt sich Shane Mosley vor

Am 5. Mai kommt es in Las Vegas zu einem Spektakel der besonderen Art. Superstar Floyd Mayweather jun. trifft auf Miguel Cotto, um gewissermaßen im Fernduell mit Manny Pacquiao zu unterstreichen, daß er selbst und nicht der nach Expertenmeinung über ihm eingestufte Philippiner der beste Boxer auf Erden sei. Im Vorprogramm kommt es zu einem weiteren hochkarätigen Duell, das schon für sich genommen abendfüllend wäre. Der amtierende WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht, Saul Alvarez, will seine beeindruckende Bilanz von 39 Erfolgen und einem Unentschieden mit einem Sieg über den Veteranen Shane Mosley ausbauen, der 46 Auftritte gewonnen, sieben verloren und einen unentschieden beendet hat.

Der junge Mexikaner geht als Favorit in diesen Kampf, wenngleich Mosley nicht zu unterschätzen ist, der selbst Mayweather in Schwierigkeiten brachte. Alvarez geht jedenfalls davon aus, daß dieser Gegner über große Erfahrung verfügt, sich zu bewegen versteht und alles geben wird. Das stelle ihn vor eine Aufgabe, die zu bewältigen ihn mit Sicherheit weiterbringen werde. Dank seiner Jugend wolle er sich gegen Mosley durchsetzen und in die höchsten Ränge des Boxens aufsteigen.

Mayweather hatte den Kampftermin frühzeitig angekündigt, aber lange offengelassen, gegen wen er antreten würde. Auch Alvarez war als möglicher Gegner im Gespräch, und seine Verpflichtung für das Vorprogramm am mexikanischen Feiertag Cinquo de Mayo ist sicherlich der Absicht geschuldet, den Umsatz des Bezahlfernsehens in die Höhe zu treiben. Wie Alvarez versichert, sei nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Mayweather Mosley die nächstbeste Wahl gewesen.


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Pressekonferenz mit Cecilia Braekhus und Anne Sophie Mathis

In fünf Wochen soll die Frage entschieden werden, wer gegenwärtig die weltbeste Boxer sei. Wenngleich zur Erwirtschaftung derartiger Superlative Vergleiche bemüht werden, die zwangsläufig einer näheren Überprüfung nicht standhalten können, läßt sich doch ohne Übertreibung sagen, daß Cecilia Braekhus und Anne Sophie Mathis beide erstklassige Boxerinnen sind. Die Norwegerin aus dem Berliner Sauerland-Boxstall ist in 19 Profikämpfen ungeschlagen und Weltmeisterin der Verbände WBC, WBA und WBO im Weltergewicht. Während sie als hervorragende Technikerin gilt, konnte ihre neun Zentimeter größere Gegnerin Anne Sophie Mathis aus Frankreich bislang vor allem durch die enorme Wirkung ihrer Treffer überzeugen: Die Französin hat von ihren 26 Siegen nicht weniger als 22 vorzeitig erzielt und nur einen einzigen Kampf verloren. Die 34jährige schickte zuletzt die hoch gehandelte US-Amerikanerin Holly Holm auf die Bretter und setzte sich damit an die Spitze der unabhängigen Rangliste.

Die "Nordic Fight Night" am 17. März in Frederikshavn präsentiert daher einen hochklassigen Titelkampf, in dem die skandinavischen Zuschauer zweifellos Cecilia Braekhus den Rücken stärken werden. Auf der Pressekonferenz in Oslo sprach die Norwegerin vom schwersten Kampf ihres Lebens. Sie habe großen Respekt vor ihrer Gegnerin, die Holly Holm einen großartigen Kampf geliefert habe. Andererseits habe sie selbst nicht umsonst drei Titel gewonnen und noch nie verloren. Sie werde auch Anne Sophie Mathis besiegen und damit definitiv die beste Boxerin der Welt sein. Letzteres nimmt natürlich auch die Französin für sich in Anspruch, die sich ihrerseits überzeugt gibt, Cecilia Braekhus die erste Niederlage beibringen und den Ring als Siegerin verlassen zu können.

12. Februar 2012