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MELDUNG/729: Mit allerhöchstem Beistand will Floyd Mayweather obsiegen (SB)



Samt Miguel Cotto auf Pressetour in Puerto Rico

Wenn Floyd Mayweather am 5. Mai in Las Vegas die Boxhandschuhe anzieht, tritt er gegen drei Gegner an. Der nach eigener Einschätzung beste Boxer auf Erden will seinen Erzrivalen Manny Pacquiao im Fernduell ausstechen, der einen Monat später gegen Timothy Bradley antritt. Dazu gehört zweitens, daß der in 42 Kämpfen ungeschlagene US-Star das Rennen um die höheren Einkünfte im Bezahlfernsehen für sich entscheidet, die im professionellen Boxgeschäft der USA als das Maß aller Dinge gelten. Im dritten Rang wäre dann noch Miguel Cotto zu nennen, mit dem sich Mayweather an besagtem Abend im Ring mißt. Mit dem Puertoricaner ist keineswegs zu spaßen, führt ihn die WBA doch als ihren Superchampion im Halbmittelgewicht. Um Cotto, der 37 Kämpfe gewonnen hat, die dritte Niederlage zu verpassen, steigt Mayweather aus dem Weltergewicht auf, wo er derzeit Champion des WBC ist.

Beim ersten Termin ihrer gemeinsamen Pressetour zur Bewerbung des Kampfs machten die Kontrahenten in Puerto Rico Station, wo sich Miguel Cotto bei seiner Stellungnahme relativ kurz hielt. Er werde sich besser denn je vorbereiten, seinen Titel am 5. Mai in Las Vegas verteidigen und einen Tag später als Champion in seine Heimat zurückkehren. Das könne er garantieren. Die großen Worte überließ er dem 34jährigen Mayweather, der auf diesem Gebiet seine exzellenten Boxkünste womöglich noch übertrifft. Der US-Amerikaner bezeichnete es als Herausforderung, gegen den Puertoricaner in dessen Gewichtsklasse anzutreten. Um der Beste im Sport zu sein, müsse man sich mit den Besten messen, zu denen Miguel Cotto zweifellos gehöre. Für ihn selbst sei das ein Test, der ihn zusätzlich motiviere. Er zweifle keinen Augenblick daran, daß die Regentschaft seines Gegners in Las Vegas enden und dessen Gürtel seine eigene Sammlung komplettieren werde. Da könnten die Zuschauer schreien und den Puertoricaner anfeuern wie sie wollten: "Wenn Gott auf deiner Seite ist, setzt du dich immer durch."

Bliebe nur noch die Frage nachzutragen, aus welchem Grund Gott einen Narren an Floyd Mayweather gefressen haben sollte, zumal dieser außerhalb des Boxrings als ausgesprochen unangenehmer Zeitgenosse gilt. Indessen sind das Bedenken, die dem Superstar vermutlich nicht einmal im Traum einfielen.


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David Haye an Duell mit Chisora nicht interessiert

Während alle Welt von einem sportlichen Duell der britischen Streithähne David Haye und Dereck Chisora redet, wie es Chisoras Manager Frank Warren umgehend ins Spiel der Möglichkeiten gebracht hat, winkt Haye gelangweilt ab. Für diesen Gegner werde er gewiß nicht aus dem Ruhestand zurückkehren, verkündet der 31jährige Exweltmeister aus London. Er habe keinerlei Motivation, innerhalb oder außerhalb des Rings gegen Dereck Chisora zu kämpfen, der bei seinen letzten drei Auftritten Niederlagen bezogen habe.

Davon abgesehen beharrte Haye noch einmal auf seiner Version, wonach er seinem Widersacher die Schläge auf der Münchner Pressekonferenz in reiner Notwehr verpaßt habe. Chisora sei auf ihn losgegangen und habe die Hände vor sein Gesicht gehalten, nachdem er zuvor im Fernsehen erklärt hatte, er werde ihn zusammenschlagen und ihm den Kiefer brechen. Solle man da mit hängenden Armen dastehen und darauf warten, angespuckt, getreten oder geschlagen zu werden? Was sei ihm anderes übriggeblieben, als sich zu verteidigen? Unerwähnt ließ Haye allerdings, daß die verbalen Provokationen an die Adresse Vitali Klitschkos und in der Folge auch an Dereck Chisora von ihm ausgegangen waren.


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Wladimir Klitschko redet Mormeck ausnahmsweise nicht groß

Da Wladimir Klitschko seinen kommenden Gegner Jean-Marc Mormeck um nicht weniger als 17 Zentimeter überragt, verbietet es sich fast von selbst, den Herausforderer wie üblich großzureden. Also erklärte der Ukrainer auf der offiziellen Pressekonferenz in Düsseldorf, es sei wahnsinnig schwer, gegen einen Mann zu boxen, der viel kleiner ist. Das mache den Job für ihn auf keinen Fall leichter. Unterschätzen werde er den Franzosen jedenfalls nicht. Er sei bereit für diese Aufgabe, da er immer noch Hunger habe.

De facto ist der 35 Jahre alte Weltmeister dreier maßgeblicher Verbände sowie der kleineren IBO, für den 56 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, hoher Favorit. Mit 36 gewonnenen und vier verlorenen Auftritten ist Mormeck nicht nur auf dem Papier prädestiniert, dem angepeilten 50. vorzeitigen Sieg des Titelverteidigers zum Opfer zu fallen.

Er fürchte sich dank seiner mentalen Stärke vor niemandem, hält der 39jährige Franzose dagegen, der der erste Schwergewichtsweltmeister seines Landes zu werden hofft. Unterstützt von dem bulgarischen Trainer Tsanko Dobrekov, der ihn auf Klitschkos osteuropäischen Stil einstellen soll, will er vor den erwarteten 50.000 Zuschauern im Düsseldorfer Stadion für eine Sensation sorgen. Wladimir Klitschko hat Mormeck sogar mit Mike Tyson verglichen, um ihn zum überaus gefährlichen Kontrahenten hochzustilisieren. Mehr als dieses überstrapazierte Klischee, das weder dem einstigen Können Tysons, noch den aktuellen Qualitäten des Franzosen gerecht wird, war offenbar aus der Ankündigung dieses Kampfs nicht herauszupressen, zumal der Herausforderer ein ruhiger Zeitgenosse ist.

29. Februar 2012