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MELDUNG/746: 10.000 Zuschauer in Sheffield feiern Kell Brook (SB)



Lokalmatador besiegt Matthew Hatton einstimmig nach Punkten

Vor 10.000 Zuschauern in der Motorpoint Arena seiner Heimatstadt Sheffield hat Kell Brook den Intercontinentaltitel der WBA im Weltergewicht erfolgreich verteidigt. Der 25jährige Lokalmatador bezwang den IBF-Internationalchampion Matthew Hatton in einem Kampf über zwölf Runden einstimmig nach Punkten (119:107, 119:108, 118:109) und verbesserte seine makellose Profibilanz auf 27 Siege. Für den fünf Jahre älteren Hatton stehen nun 42 gewonnene, sechs verlorene und zwei unentschieden beendete Kämpfe zu Buche.

Von Beginn an erwies sich Kell Brook als technisch überlegener Boxer, gegen den der ehemalige Europameister Matthew Hatton nur selten ein angemessenes Mittel fand. Der Lokalmatador dominierte mit seiner Führhand und agierte wesentlich variabler, worauf sein Gegner, dessen Schläge oftmals ins Leere gingen, schon in der zweiten Runde aus der Nase blutete. Erst im fünften Durchgang kam Hatton besser zur Geltung, doch machte eine energische Schlußoffensive Brooks den guten Eindruck wieder wett. In der Folge baute der von den Zuschauern frenetisch angefeuerte Titelverteidiger seinen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichtern systematisch aus, da er wesentlich mehr Treffer ins Ziel brachte.

Erst als Hatton in der siebten Runde konsequent den Infight suchte, konnte er dem Kontrahenten einigermaßen Paroli bieten, der die Initiative jedoch nicht aus der Hand gab. Im neunten Durchgang ging der Herausforderer sogar zu Boden, doch ging das nicht in die Wertung ein, da der Schlag nur den Handschuh getroffen hatte. Seinen besten Treffer landete Hatton in der zehnten Runde, doch Brook verdaute den linken Haken recht gut und revanchierte sich im folgenden Durchgang mit einer stürmischen Offensive, die sein Gegner nur durch fortgesetztes Klammern überstand. Der klare Punktsieg des Lokalmatadors war auch in der Höhe verdient und unterstrich die Ambitionen des Briten, in absehbarer Zeit um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.

Im anschließenden Interview hob Kell Brook die beeindruckende Atmosphäre in der Arena hervor, die er genossen und mit in den Ring genommen habe. Matthew Hatton habe eine starke Leistung geboten und es insbesondere verstanden, über die Runden zu kommen. Da in Großbritannien kein angemessener Gegner mehr übrig sei, werde man sich nun größeren Aufgaben widmen.


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Grzegorz Proksa überraschend als Europameister entthront

Im Vorprogramm des Kampfabends in Sheffield erlebten die Zuschauer eine faustdicke Überraschung, mußte sich doch Europameister Grzegorz Proksa bereits bei seiner ersten Titelverteidigung im Mittelgewicht dem international wenig bekannten Waliser Kerry Hope nach Punkten geschlagen geben (114:114, 112:115, 113:114). Während der Pole, der am 1. Oktober 2011 im Neubrandenburger Jahnsportforum Sebastian Sylvester mit einem überzeugenden Auftritt den Gürtel abgenommen hatte, neben 26 Siegen nun eine Niederlage auf dem Konto hat, stehen für den neuen europäischen Champion 17 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche. Berücksichtigt man zudem, daß der Waliser in seiner Profikarriere nur einen einzigen Gegner vorzeitig besiegen konnte, Proksa hingegen 19, mutet der Ausgang ihres Duells in Sheffield um so erstaunlicher an.

Nichts deutete in der ersten Runde auf einen außergewöhnlichen Verlauf hin, da der Pole konzentriert zu Werke ging und keine Schwäche erkennen ließ. Im folgenden Durchgang mußte er jedoch einen unabsichtlichen Kopfstoß seines Gegners hinnehmen, der ihn offenbar derart irritierte, daß der Waliser sofort Oberwasser bekam. Immer wieder zielte der 30jährige Rechtsausleger mit seiner Führhand auf die Rißwunde und schränkte Proksa auf diese Weise genügend ein, um ihn nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Hätte es Hope nicht an Schlagwirkung gefehlt, eine vorzeitige Entscheidung herbeizuführen, wäre der Pole vermutlich nicht über die mittleren Runden hinausgekommen.

Proksa wirkte regelrecht konsterniert, schlug mehrfach nach Ertönen des Pausengongs weiter und schien allmählich zu ermüden, zumal er zuvor erst einmal über zehn Runden gekämpft hatte. Der Herausforderer wurde zwar für einen Kopfstoß am Ende der achten Runde von Ringrichter Phil Edwards mit einem Punktabzug bestraft, doch machte er in den verbliebenen Durchgängen einen frischeren Eindruck und konnte sich schließlich knapp, aber nicht unverdient den Sieg sichern. Während es nun an dem neuen Europameister ist, den Beweis anzutreten, daß dieser Erfolg mehr als eine Verkettung glücklicher Umstände war, muß Proksa die Ambitionen, sich bald einen Weltmeistergürtel umzulegen, in seiner Agenda weit nach hinten zurückstufen.

19. März 2012