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MELDUNG/752: Danny Garcia besiegt Ringlegende Erik Morales (SB)



Mexikaner unterliegt in einem Titelkampf des Halbweltergewichts

Danny Garcia ist neuer Weltmeister des WBC im Halbweltergewicht. Der 24jährige US-Amerikaner besiegte in Houston im Kampf um den vakanten Titel den elf Jahre älteren Erik Morales aus Mexiko, der bis dahin in 52 Profikämpfen ungeschlagen war und zu den Legenden des Boxsport gezählt wird. Morales, der seinen Titel beim Wiegen eingebüßt hatte, beherrschte in der Anfangsphase das Geschehen mit seinem Jab, während sich Garcia zunächst zurückhielt. Wie wirkungsvoll der Amerikaner schlagen kann, zeigte sich erstmals in der dritten Runde, als Morales nach einer rechten Geraden in die Seile taumelte. Der Mexikaner revanchierte sich postwendend mit einem offensiven vierten Durchgang, dem eine ausgeglichene fünfte Runde folgte. Dann gewann Garcia mit einer aggressiven Kampfesweise und zahlreichen Körpertreffern die Oberhand.

In einem nach wie vor hochklassigen Duell wechselten nun die Vorteile von Runde zu Runde, wobei der US-Amerikaner inzwischen deutlich gezeichnet war, während Morales keine Müdigkeit erkennen ließ. In der elften Runde drängte der Mexikaner auf eine vorzeitige Entscheidung, als ihn unversehens ein linker Konter schwer angeschlagen auf die Bretter schickte. Dennoch kam er wieder auf die Beine und überstand trotz weiterer gefährlicher Treffer die Runde. Am Ende konnte sich Danny Garcia als Punktsieger und neuer Champion feiern lassen, wobei das Urteil mit 117:110, 116:112 und 118:109 allerdings zu deutlich ausfiel.


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Enzo Maccarinelli von verfrühtem Gong gerettet

Enzo Maccarinelli, der in seiner Karriere bereits WBO-Weltmeister und Europameister im Cruisergewicht gewesen war, hat sich in Wolverhampton nun erstmals auch den britischen Titel in diesem Limit gesichert. Allerdings kam es bereits in der ersten Runde zu einer turbulenten Szene, die nicht ohne Folgen am grünen Tisch bleiben wird. Sein 26 Jahre alter Gegner Shane McPhilbin schickte ihn mit einem linken Haken zu Boden, worauf sich der Waliser sofort wieder erheben wollte, dann aber doch auf die Knie ging, um sich zu erholen. Der Titelverteidiger hätte im Anschluß zweifellos nachgesetzt und Maccarinelli vorzeitig besiegt, doch beendete der Zeitnehmer plötzlich die Runde, obwohl noch 47 Sekunden zu boxen waren.

Der 32jährige Exweltmeister wirkte in der zweiten Runde noch immer angeschlagen und rettete sich nur durch Klammern über die Zeit. Im dritten Durchgang schlug McPhilbin den Favoriten ein zweites Mal nieder und deckte damit die schwache Deckung und geringen Nehmerqualitäten des Walisers auf, die diesem schon in der Vergangenheit des öfteren zum Verhängnis geworden waren. Indessen stellte Maccarinelli zugleich seine Stärke unter Beweis, indem er in aussichtslos anmutender Lage nicht aufgab und tatsächlich wieder in den Kampf zurückfand.

Allerdings kam ihm dabei die Konditionsschwäche McPhilbins entgegen, der zur Mitte des Kampfs zunehmend erschöpfte wirkte und überdies in seinem Repertoire recht begrenzt war. Der Waliser agierte nun von Runde zu Runde zuversichtlicher und holte auf den Zetteln der Punktrichter unablässig auf. Er schickte seinen Gegner im siebten Durchgang sogar zu Boden, doch monierte McPhilbin, niedergedrückt worden zu sein. So boxte Maccarinelli schließlich doch noch einen recht deutlichen Punktsieg heraus (115:111, 116:111, 115:110) und verbesserte seine Bilanz auf 35 Siege sowie fünf Niederlagen. Für Shane McPhilbin werden nun acht gewonnene und drei verlorene Auftritte notiert, was um so deutlicher unterstreicht, daß er als krasser Außenseiter in den Ring gestiegen war und den Exweltmeister dennoch in der Anfangsphase hart an den Rand der Niederlage gebracht hatte.

McPhilbin habe ihn kalt erwischt, erklärte Maccarinelli in einem anschließenden Interview. Er attestierte seinem Gegner eine geschickte Kampfesweise, die lange Zeit Treffer verhindert habe. Der unterlegene Titelverteidiger bezeichnete es als große Ehre, mit Enzo in den Ring zu steigen. Den Favoriten zweimal am Boden zu haben, sei eine großartige Erfahrung gewesen. Er habe sich bereits als Sieger gefühlt, doch sei ein Boxkampf nun einmal unberechenbar. Natürlich würde er gern eine Revanche gegen den Waliser bestreiten. Damit verlieh er einer Hoffnung Ausdruck, die keineswegs unrealistisch ist. Die britische Boxkommission wird angesichts der krassen Fehlentscheidung des Zeitnehmers in der ersten Runde über Konsequenzen beraten und wahrscheinlich ein Rückkampf anberaumen, um dem in dieser Phase des Kampfs eklatant benachteiligten Außenseiter eine zweite Chance einzuräumen.

27. März 2012