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MELDUNG/763: Pechvogel Eddie Chambers will wieder ins Geschäft (SB)




Nach zwei Absagen braucht der US-Amerikaner dringend einen Auftritt

Eddie Chambers, der geraume Zeit als einer der besten Schwergewichtler unterhalb des Niveaus der Klitschkos galt, sah sich in jüngerer Zeit regelrecht vom Pech verfolgt. Zuerst mußte der 30jährige US-Amerikaner aufgrund einer Trainingsverletzung einen Ausscheidungskampf der IBF gegen seinen Landsmann Tony Thompson absagen, der inzwischen offizieller Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos ist. Damit nicht genug, ereilte Chambers kurz vor seinem nächsten geplanten Kampf, in dem er gegen Exweltmeister Sergei Liachowitsch antreten wollte, erneut ein Mißgeschick. Zwei im Sparring gebrochene Rippen vereitelten auch diesen Auftritt und verlängerten die Zwangspause.

Wie Chambers berichtet, habe er während seiner gesamten Karriere nie mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, jetzt aber gleich zwei in Folge erlitten. Da sich seine Rechnungen nicht von allein bezahlten und er nicht viele Sponsoren habe, könne er sich schlichtweg weitere Ausfälle nicht leisten. Zudem schmerze es schon, daß ihm viele Fans die kurzfristigen Absagen übelgenommen haben. In der Wahrnehmung der Leute sei er von einem amerikanischen Hoffnungsträger zu jemandem, der immer Kämpfe absagt, abgestiegen. Daher wolle er wieder im Ring zeigen, daß er Beste sei.

Gelegenheit dazu bekommt Eddie Chambers am 16. Juni, wenn er sich mit Tomasz Adamek mißt. Auch der Pole hat nach seiner Niederlage gegen Vitali Klitschko im September 2011 und dem wenig überzeugenden Punktsieg gegen Nagy Aguilera im März einiges gutzumachen. Adamek hat 45‍ ‍Auftritte gewonnen und nur zwei verloren. Für Chambers stehen 36 Siege und ebenfalls zwei Niederlagen zu Buche. Wer sich in dem bevorstehenden Duell durchsetzt, darf aufgrund seiner Position in der Rangliste auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft hoffen.

Die Chance gegen Adamek bekam Chambers auf recht einfache Weise, da er als Zuschauer beim Auftritt des Polen gegen Aguilera von Promoterin Kathy Duva angesprochen wurde. Sie sei einfach zu ihm herübergekommen und habe ihn gefragt, gegen wen er als nächstes kämpfen wolle. Als er daraufhin großes Interesse an Adamek bekundet habe, sei sie wenig später mit einer Zusage auf ihn zurückgekommen. Allerdings muß Chambers im Prudential Center in New Jersey antreten, das als "Wohnzimmer" des Polen gilt. Gott wolle eben, daß er es nicht zu leicht habe, fügt er sich wohl oder übel in den Nachteil. Für ihn als relativ kleinen Schwergewichtler sei es ohnehin schwierig genug, sich zu behaupten. Jetzt müsse er den Gegnern noch dazu nachreisen. In feindlichem Gebiet zu boxen befriedige ihn indessen allemal, zumal es das Markenzeichen seiner Karriere sei, auswärts gegen die großen Jungs zu kämpfen.

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Kubrat Pulev fordert Europameister Dimitrenko heraus

Am 5. Mai bekommt das Erfurter Publikum ein reichhaltiges Menü geboten, das nun um einen weiteren Gang ergänzt wurde. Als Höhepunkt des Abends gilt der Auftritt Marco Hucks, der nach seinem respektablen Ausflug ins Schwergewicht in sein angestammtes Limit zurückkehrt und dort den Titel der WBO gegen den Briten Ola Afolabi verteidigt. In einem zweiten Kampf um die Weltmeisterschaft bekommt es Robert Stieglitz im Supermittelgewicht mit dem Herausforderer George Groves zu tun. Hinzu kommt nun ein Kampf um die vakante Europameisterschaft im Schwergewicht zwischen Alexander Dimitrenko und Kubrat Pulev.

Dimitrenko ist gegenwärtig der führende deutsche Boxer in der Königsklasse. Bei der WBO wird er an Nummer zwei, vom WBC an dritter Stelle der Rangliste geführt. Der 29jährige hat 32 Kämpfe gewonnen und nur einmal gegen Eddie Chambers verloren. Er wurde im Juli 2010 durch einen Sieg über den Ukrainer Jaroslaw Tsavorotni Europameister und konnte diesen Titel im März 2011 gegen den Polen Albert Sosnowski und im September 2011 gegen den Briten Michael Sprott erfolgreich verteidigen. Danach mußte er den Gürtel jedoch verletzungsbedingt niederlegen. Nun will sich Dimitrenko, der inzwischen von dem Briten Scott Welch trainiert wird, seinen alten Titel zurückholen. Wenngleich Pulev wohl als Außenseiter gelte, werde er ihn nicht unterschätzen, da vor allem im Schwergewicht jeder Gegner gefährlich sei, so Dimitrenko.

Der Bulgare Kubrat Pulev, der bei Sauerland Event unter Vertrag steht und in Berlin von Otto Ramin trainiert wird, ist in 15 Profikämpfen ungeschlagen. Er wird von den Weltverbänden WBA, IBF und WBO in den Top-15 geführt und könnte im Falle eines Sieges einen großen Sprung nach vorn machen. Der heute 30jährige gab im September 2009 sein Profidebüt und wurde im Oktober 2011 durch einen Sieg gegen den US-Amerikaner Travis Walker in Ludwigsburg Internationaler Meister der IBF. Diesen Titel verteidigte er im Januar in Offenburg erfolgreich gegen Michael Sprott. Wie sich der Bulgare erinnert, sei er 2008 Amateureuropameister geworden. Wenngleich Dimitrenko ein sehr starker Gegner sei, werde er alles daransetzen, sich diesen Titel auch bei den Profis zu sichern.

Auch sein Trainer Otto Ramin rechnet mit einem ausgesprochen spannenden Kampf. Er weist darauf hin, daß Dimitrenko eine relativ lange Pause gemacht habe. Nun könne man gespannt sein, wie er die Verletzung weggesteckt und sich wieder in Form gebracht habe. Gut vorbereitet werde dieser Gegner auf jeden Fall sein, weshalb sich Kubrat nur durchsetzen könne, sofern er behende und variabel genug boxe. An der langen Führhand Dimitrenkos müsse man erst einmal vorbeikommen. Man habe jedoch in den zurückliegenden Wochen intensiv an der Physis und Athletik gearbeitet, so daß man dem Kampf sehr optimistisch entgegensehe.

9.‍ ‍April 2012