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MELDUNG/764: Sebastian Zbik heizt Duell mit Felix Sturm an (SB)




Schweriner legt mit Verbalattacken nach

Wie so oft im professionellen Boxsport läßt sich auch in Hinblick auf den bevorstehenden Kampf zwischen Felix Sturm und Sebastian Zbik die Grenze zwischen inszenierter Fehde und persönlicher Animosität nicht mit Sicherheit ausloten. Reizvoll ist dieses Duell insofern, als am 13.‍ ‍April in Köln zwei hochklassige deutsche Mittelgewichtler gegeneinander antreten. Sturm verteidigt den Titel des Superchampions der WBA, den er im März 2010 gewonnen und seither viermal freiwillig verteidigt hat. Der Herausforderer war 2011 Weltmeister des WBC und wurde umstritten von dem Mexikaner Julio Cesar Chavez jun. entthront. Während der Superchampion 36 Kämpfe gewonnen, zwei verloren und zwei unentschieden beendet hat, stehen für Zbik 30 Siege und eine Niederlage zu Buche.

Ob aus eigenem Antrieb oder einer gemeinsam konzipierten Vermarktungsregie folgend hat Sebastian Zbik offensichtlich den Part übernommen, kein gutes Haar an seinem Gegner zu lassen. Wie er behauptet, trage Sturm seinen Gürtel zu Unrecht, da man normalerweise erst nach zehn erfolgreichen Titelverteidigungen Superchampion werde. Zudem laufe er seit drei Jahren einer Pflichtverteidigung davon. Schon während ihrer gemeinsamen Zeit im Universum-Boxstall sei ihr Verhältnis nicht das beste gewesen, da Sturm gerne Extrawürste gefordert und in keine Trainingsgruppe gepaßt habe. Er wundere sich nur, so der Schweriner weiter, warum sich sein früherer Trainer Fritz Sdunek später von Sturm anheuern ließ.

Zbik, der bei den Buchmachern klarer Außenseiter ist, attestiert seinem Gegner schwache Leistungen in den letzten beiden Kämpfen. Man habe ihm den Sieg gegen den Briten Macklin geschenkt, und auch gegen Murray sei es sehr knapp zugegangen. "Wir wissen genau, wo seine Schwächen liegen, und werden das gnadenlos ausnutzen", droht der Herausforderer. "Ich werde ihn pulverisieren!" Das sind erstaunlich markige Ankündigungen des Schweriners, der in der Vergangenheit durch technisch solides Boxen, nicht jedoch sein Mundwerk in Erscheinung getreten war. Stets etwas blaß und im Schatten der Stars Felix Sturm und Arthur Abraham, scheint er nun wild entschlossen, seinen Teil der Werbung für den bevorstehenden Kampf überzuerfüllen, während sich Sturm demgegenüber fast schon verdächtig wortkarg gibt. Die von Sat.1 übertragene Veranstaltung trägt den Namen "Böses Blut", so daß sich die Frage aufdrängt, was von beiden zuerst da war - die Fehde oder das Motto.

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Tyson Fury ist wieder auf dem Damm

Unter normalen Umständen wären die Karten im Kampf zwischen Tyson Fury und Martin Rogan am 14. April in Belfast eindeutig verteilt. Hier der erst 23 Jahre alte aufstrebende britische Star Fury, der bereits Dereck Chisora besiegt hat und nach David Hayes Rücktritt als führender Schwergewichtsboxer seines Landes gilt. In 17 Profikämpfen ungeschlagen hat der über zwei Meter große Hüne eher seine mangelnde Erfahrung und unausgereifte Technik als den Gegner zu fürchten. Dort der bereits 40jährige Nordire Martin Rogan, der seit über einem Jahr nicht mehr im Ring gestanden hat. Wenngleich er namhafte Kontrahenten wie Matt Skelton und Audley Harrison besiegen sowie ein Prizefighter-Turnier gewinnen konnte, wäre sein Status doch der eines krassen Außenseiters. Obgleich wesentlich älter als Fury hat er erst 16‍ ‍Kämpfe bestritten und zwei von ihnen verloren, so daß man bei ihm kaum von einer typischen Boxerlaufbahn sprechen kann.

Lastete man Tyson Fury an, er habe sich mit Martin Rogan einen zu leichten Gegner ausgesucht, für den allenfalls der Heimvorteil in der Belfaster Odyssey Arena spreche, so haben inzwischen mißliche Umstände auf seiten des Favoriten die Verhältnisse relativiert. Nachdem sein Sohn an Bronchitis erkrankt war, verbrachte Fury eine Woche im Krankenhaus mit ihm. Er stellte das Training ein und nahm es angesichts der seelischen Belastung erst geraume Zeit später wieder auf. Unterdessen hatte er rund 30 Kilo zugelegt, die er in der Folge höchst mühsam abarbeiten mußte.

Diese Tortur habe ihn fast umgebracht, sei es aber dennoch wert gewesen, berichtet der 23jährige, der sich eigenen Angaben zufolge derzeit in der besten Form seines Lebens befindet. Er wolle mit dem Kampf gegen Rogan ein Zeichen setzen und seine Kritiker zum Schweigen bringen. Man werde eine neue Seite von ihm kennenlernen und den Beweis vor Augen haben, daß er bereit für die Klitschkos sei. Naheliegender als dieses Fernziel ist freilich die Frage, wie gut Tyson Fury die extreme Gewichtsreduzierung verkraftet hat.

10.‍ ‍April 2012