Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/807: Selbstkritisch räumt Lucian Bute taktische Fehler ein (SB)




Titelverteidiger kämpfte in Carl Frochs bevorzugter Halbdistanz

Nach seiner Niederlage durch Abbruch in der fünften Runde gegen den britischen Lokalmatador Carl Froch in Nottingham, der ihm die erste Niederlage in seiner Profikarriere beibrachte und den Titel der IBF im Supermittelgewicht abnahm, hat Lucian Bute taktische Fehler eingestanden. Der in Montreal lebende Rumäne spielte in diesem Kampf seine technischen Qualitäten nicht aus, sondern ließ sich auf die Halbdistanz ein, in der sein Gegner über die besseren Karten verfügte und ihn frühzeitig dominierte. Er habe zu viel Zeit damit verbracht, Schläge mit dem Herausforderer auszutauschen und ihn nicht wie erhofft an den Seilen mit der Linken überraschen können. Das Resultat sei gewesen, daß Froch die Mehrzahl klarer Treffer landete und ihn schließlich voll erwischt habe, zog Bute selbstkritisch Bilanz.

Wie der 32jährige jedoch betont, sei seine erste Niederlage im 31. Kampf nicht das Ende der Welt. Trotz dieses Debakels denke er keineswegs daran, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Er wolle zunächst eine Pause einlegen, um danach gestärkt zurückzukehren. Schon zu seiner Amateurzeit habe er solche Rückschläge verkraftet und wisse daher genau, was in der Folge zu tun sei, um seiner Karriere einen neuen Schub zu geben. Da im Vertrag mit Carl Froch die Klausel enthalten war, eine Revanche in Kanada auszutragen, spricht derzeit vieles dafür, daß Lucian Bute von dieser Option Gebrauch machen wird. Allerdings ist anzunehmen, daß beide Boxer zuvor einen anderen Kampf bestreiten.

Während der Rumäne wohl eher einen Aufbaugegner bevorzugen wird, an dem er sich wieder in Schwung bringen kann, dürfte Froch ein ebenso hochkarätiges wie lukratives Duell mit Mikkel Kessler reizen, der ihm eine seiner beiden Niederlagen beigebracht hat. Eine nicht minder attraktive Alternative wäre für den Briten natürlich ein Rückkampf gegen den Kalifornier Andre Ward, der ihn im Finale des Super-Six-Turniers deutlich nach Punkten geschlagen hat und seither die Rangfolge der weltbesten Akteure im Supermittelgewicht anführt.

*

Vitali Klitschko kehrt im Spätsommer in den Ring zurück

Vitali Klitschko, Weltmeister des WBC im Schwergewicht und seit der Rückkehr in den Ring in seiner zweiten Ära als Champion dieses Verbands in acht Titelverteidigungen ungeschlagen, hat seinen nächsten Auftritt für den Spätsommer angekündigt. Die relativ ausgiebige Pause nach seinem Sieg gegen den britischen Heißsporn Dereck Chisora im Februar ist nicht zuletzt auf eine Schulterverletzung zurückzuführen, die sich der Ukrainer damals zugezogen hat und erst gründlich auskuriert werden muß. Dem Vernehmen nach hat man im Lager des Champions Termine am 1. oder 8. September in Deutschland ins Auge gefaßt.

Damit ist einmal mehr das Rätselraten eröffnet, wer noch als unverbrauchter und präsentabler Herausforderer eine Chance bekommen wird, ins Rampenlicht zu springen und sich eine ansehnliche Börse zu verdienen. Daß eine Niederlage gegen Klitschko, der 44 Kämpfe gewonnen und nur zwei gegen Chris Byrd und Lennox Lewis durch Verletzungen verloren hat, nicht das Ende aller Träume ist, sondern im Gegenteil die Laufbahn beflügeln kann, hat zuletzt Dereck Chisora bewiesen. Allerdings ist nicht jedem gegeben, sich durch eine wüste Keilerei wie jene Chisoras mit seinem Landsmann David Haye ins Gespräch zu bringen und davon zu profitieren wie die beiden britischen Rabauken.

Da sein jüngerer Bruder Wladimir im Juli zum zweiten Mal gegen den US-Amerikaner Tony Thompson antritt, der nun einmal Pflichtherausforderer der IBF ist, will Vitali sicher nicht auch noch einem zweiten Aufguß den Zuschlag geben. Als Favoriten für den Septemberkampf dürfen daher frische Kandidaten gelten, die sich als gefährliche Kontrahenten vermarkten lassen, auch wenn sich bei nüchterner Betrachtung die Frage stellt, ob sie dem Ukrainer tatsächlich schon gewachsen sind. Spekuliert wird mit den Namen des Polen Mariusz Wach, der den internationalen Titel des WBC innehat, dem kanadischen WBC-Silberchampion Bermane Stiverne, den beiden Amerikanern Seth Mitchell (Nummer 9 des WBC) und Franklin Lawrence (Nummer 14 des WBC) sowie als eher unwahrscheinliche Option dem Kölner Manuel Charr. Manager Bernd Bönte läßt sich in diesem frühen Stadium natürlich zu keiner Aussage hinreißen, wer wer wohl die besten Karten hat. Man führe Gespräche mit sechs Boxern, habe aber noch niemandem ein Angebot gemacht, hält Bönte das Kandidatenkarussell offen.

*

Robert Helenius Pflichtherausforderer Kubrat Pulevs

Nachdem sich Kubrat Pulev im Kampf um den vakanten Titel des Europameisters im Schwergewicht mit einen vorzeitigen Sieg gegen Alexander Dimitrenko durchgesetzt hat, sortiert die Europäische Box-Union (EBU) die sportliche Führungsriege neu. Der in Rom ansässige Verband hat nun zum Pflichtherausforderer des 31jährigen Bulgaren den drei Jahre jüngeren Finnen Robert Helenius ernannt, der 2011 selbst kurzzeitig Europameister war, den Titel jedoch nach einer Schulterverletzung zurückgeben mußte, da er ihn nicht fristgemäß verteidigen konnte.

Reizvoll wäre dieses Duell allemal, da beide Boxer ungeschlagen sind, mit 17 (Helenius) und 16 (Pulev) Siegen nahezu gleichauf liegen und vor allem aufstrebende Kandidaten sind, denen man eine erfolgreiche Zukunft vorhersagt. Mehr als ein Haar in der Suppe ist jedoch das Manko, daß beide bei Sauerland Event unter Vertrag stehen, wo man kaum geneigt sein dürfte, diese vielversprechenden Eisen im Feuer gegeneinander zu verheizen. Davon abgesehen ist die Verletzung mit nachfolgender Operation des Finnen noch nicht vollständig auskuriert, so daß aller Voraussicht nach ein Boxer nachnominiert wird, der in der europäischen Rangliste hinter Helenius notiert ist. Hoffnungen machen dürfen sich daher der an zweiter Stelle geführte Denis Boitsow aus dem Hamburger Universum-Boxstall, der in 31 Kämpfen ungeschlagen ist, sowie der drittplazierte Tyson Fury aus England, der 18 Gegner besiegt und ebenfalls noch nicht verloren hat.

30. Mai 2012