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MELDUNG/848: Das Lager Selcuk Aydins versucht Robert Guerrero einzuschüchtern (SB)




Säbelrasseln im Vorfeld der Interimsweltmeisterschaft

Das Weltergewicht gehört seit geraumer Zeit zu den am stärksten besetzten Gewichtsklassen des professionellen Boxgeschäfts. Der Philippiner Manny Pacquiao und sein US-amerikanischer Rivale Floyd Mayweather sind hier anzutreffen, der aufstrebende Mexikaner Saul Alvarez kämpft ein Limit höher im Halbmittelgewicht. Selcuk Aydin aus dem Arena-Boxstall macht schon seit Jahren vergeblich seinen Anspruch geltend, sich mit dem WBC-Weltmeister zu messen. Der heißt Floyd Mayweather und denkt nicht im Traum daran, mit einem in den USA so gut wie unbekannten Gegner in den Ring zu steigen. Mit nur zwei Auftritten war der 35jährige US-Amerikaner, der zur Zeit eine dreimonatige Haftstrafe wegen häuslicher Gewalt verbüßt, 2011 der bestverdienende Sportler der Welt und erhielt für seine Kämpfe gegen Victor Ortiz und Miguel Cotto 85 Millionen Dollar. Manny Pacquiao folgte mit 62 Millionen Dollar auf dem zweiten Platz, während der Golfer Tiger Woods mit 59,4 Millionen auf Rang drei zurückgefallen war.

Inzwischen hat der Verband WBC den Titel des Interimsweltmeisters im Weltergewicht ausgelobt, der am 28. Juli im kalifornischen San Jose im Kampf zwischen Selcuk Aydin und Robert Guerrero vergeben wird. Der in 23 Profikämpfen ungeschlagene Türke ist Silberchampion des WBC und damit eigentlich Pflichtherausforderer des regulären Weltmeisters, ohne daß der Verband dieses Vorrecht ernsthaft gegen Floyd Mayweather durchsetzen würde. Guerrero, der früher Champion im Federgewicht und Superfedergewicht war, hat bislang 29 Kämpfe gewonnen sowie je einen verloren und unentschieden beendet. Er genießt Heimvorteil und wird bei den Buchmachern als klarer Favorit gehandelt, obgleich er noch nie im Weltergewicht gekämpft hat. Aydin ist in den USA einfach zu unbekannt, als daß man ihm den Sieg zutrauen würde.

Diesen Eindruck will der Silberchampion mit Nachdruck korrigieren, wozu er verbale Schützenhilfe seiner Sparringspartner erhält. Damian Frias, der drei Wochen im Trainingslager mit Aydin zusammengearbeitet hat, gibt sich überzeugt, daß die Buchmacher falsch liegen. Er habe sofort einen Teil seiner Sparringsgage auf Selcuk gesetzt, der Guerrero vorzeitig besiegen werde. Kaum jemand in dieser Gewichtsklasse schlage so hart wie Aydin, meint auch Sparringspartner Jhonatan Batista aus der Dominikanischen Republik. Da käme selbst Miguel Cotto nicht mit. Seines Erachtens habe Guerrero in diesem Kampf keine Chance.

Werbung für seinen Boxer macht auch Trainer Conny Mittermeier, der darauf verweist, daß man beim Sparring auf 16- anstatt der sonst üblichen 14-Unzen-Handschuhe zurückgegriffen habe. Als man anfänglich die leichteren und weniger gut gepolsterten Handschuhe verwendet habe, seien die Sparringspartner unter den Schlägen fest zusammengebrochen. Selcuk schlage derart hart, daß das keiner heil überstanden hätte. Robert Guerrero tue ihm jetzt schon leid, da er Selcuks Wucht mit den Wettkampfhandschuhen abbekommen werde. Die Vorbereitung sei perfekt verlaufen, wobei man 100 Sparringsrunden absolviert und schon eine Woche vor dem Kampf das geforderte Gewicht erreicht habe. Selcuk sei von Verletzungen aller Art verschont geblieben, optimal austrainiert und werde in Bestform in den Ring steigen, so Mittermeier.

Wenngleich es durchaus zutrifft, daß Selcuk Aydin den Erfolg insbesondere über kämpferischen Einsatz und wuchtige Schläge anzustreben pflegt, zielt das Signal seines Lagers nicht zuletzt darauf ab, den aus leichteren Gewichtsklassen aufgestiegenen Robert Guerrero mit einer vorgeblichen physischen Überlegenheit und unwiderstehlichen Trefferwirkung des Türken schon im Vorfeld ihres Duells einzuschüchtern.

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Exweltmeister Samuel Peter nimmt einen neuen Anlauf

Seit Vitali Klitschko ihm nach seiner Rückkehr in den Ring den WBC-Titel abgenommen hat, konnte Samuel Peter die Schwergewichtsszene nicht mehr wie früher mit seiner wuchtigen Präsenz beeindrucken. Der 32jährige Nigerianer hat seinen letzten Kampf im April 2011 bestritten und mußte sich dabei dem Finnen Robert Helenius aus dem Berliner Sauerland-Boxstall durch Knockout in der neunten Runde geschlagen geben. Peter wollte eigentlich bereits am 23. Juni in den Ring zurückkehren, doch wurde sein Auftritt kurzfristig abgesagt.

Nach mehr als 16 Monaten Pause meldet sich Samuel Peter, der 34 Kämpfe gewonnen und fünf verloren hat, am 11. August in Montreal zurück. Im Vorprogramm der Titelverteidigung des Halbschwergewichtschampions Tavoris Cloud gegen Jean Pascal tritt der Nigerianer im Bell Centre gegen den Aufbaugegner Harold Sconiers an. Wie dessen Bilanz von 18 Siegen, 24 Niederlagen und zwei Unentschieden ahnen läßt, ist ihm die Rolle des Kanonenfutters zugedacht. Auf die leichte Schulter nehmen darf ihn Peter aber nicht, hat der 35jährige US-Amerikaner doch im Februar seinen prominenten Landsmann Jameel McCline knapp nach Punkten geschlagen.

24. Juli 2012