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MELDUNG/940: Solider Auftritt des Finnen Robert Helenius (SB)




Nach langer Pause klarer Punktsieg über Sherman Williams

Nach elfmonatiger Verletzungspause hat sich der finnische Schwergewichtler Robert Helenius mit einer soliden Leistung im Ring zurückgemeldet. Wenngleich bei seinem Kampf in Helsinki gegen den robusten Sherman "Tank" Williams von den Bahamas nicht alles rund lief, spricht nach diesem erfolgreichen Auftritt vor seinen begeisterungsfähigen Landsleuten doch alles dafür, daß der skandinavische Hüne seinen unterbrochenen Aufstieg an die Weltspitze nun erfolgreich fortsetzen kann.

In den Anfangsrunden hielt der frühere Europameister seinen 20 Zentimeter kleineren Gegner mit dem Jab auf Distanz und setzte mitunter seine rechte Gerade ein. Williams begnügte sich in dieser Phase damit, ab und zu wuchtige Schläge abzufeuern, die jedoch meistens ihr Ziel verfehlten. Unterschätzen durfte der Finne diese Schwinger freilich nicht, wie sich in der sechsten Runde zeigte, als er von einem solchen Schlag voll getroffen wurde und einige Schritte zurücktaumelte. Williams setzte jedoch nicht entscheidend nach, und so konnte der Lokalmatador den Kampf in den folgenden Runden wieder unter Kontrolle bringen.

Es mochte einer nach der langen Pause noch fehlenden Ringpraxis geschuldet sein, daß Helenius die erforderliche Präzision vermissen ließ, um seinen massiven Gegner wirksam zu treffen. Der erhoffte vorzeitige Sieg, den der Finne seinen Landsleuten angekündigt hatte, blieb daher aus, zumal Williams in den letzten beiden Runden munterer wurde und etwas mehr für den Kampf tat. Spektakuläre Treffer konnte keiner von beiden mehr landen, und so setzte sich der Finne am Ende einstimmig nach Punkten durch (99:91, 99:93, 98:93).

Robert Helenius, der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag steht und von Ulli Wegner trainiert wird, konnte mit diesem Auftakt nach seiner auskurierten Schulteroperation alles in allem zufrieden sein. Er verbesserte seine makellose Bilanz auf 18 Siege, während für den unterlegenen Sherman Williams nun 35 gewonnene, zwölf verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte zu Buche stehen.

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Nathan Cleverly bleibt WBO-Champion im Halbschwergewicht

Bei seinem ersten großen Auftritt vor US-amerikanischem Publikum hat der Waliser Nathan Cleverly einen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Der 25jährige Weltmeister der WBO im Halbschwergewicht verteidigte in Los Angeles seinen Titel erfolgreich gegen Shawn Hawk. Nach einer dominanten Vorstellung mit drei Niederschlägen gewann der Champion durch technischen K.o. in der achten Runde und blieb damit auch in seinem 25. Profikampf ungeschlagen. Der 28jährige Herausforderer hatte früher schon gegen Matt Godfrey und Eleider Alvarez verloren, doch mußte er sich zum ersten Mal in seiner acht Jahre währenden Profikarriere vorzeitig geschlagen geben.

Cleverly, der bei seiner vierten Titelverteidigung erstmals einen bedeutenden Kampf außerhalb Großbritanniens bestritt, profitierte von Beginn an von seiner enormen Schnelligkeit. Hawk versuchte mitzuhalten und kam mit einigen Körpertreffern zum Zuge, hatte dem Druck des genauer schlagenden Walisers jedoch nicht genug entgegenzusetzen. Die Zuschauer bekamen einen lebhaften Kampf mit Treffern auf beiden Seiten zu sehen, in dem der favorisierte Titelverteidiger vor allem mit Kombinationen beeindruckte. Der Herausforderer hatte seine besten Szenen, wenn er mit der rechten Geraden zum Kopf konterte oder zum Körper seines Gegners schlug. Noch fehlte es den zahlreicheren Treffern Cleverlys an Wirkung, um den Kontrahenten zu schwächen oder gar sichtlich anzuschlagen. In der vierten Runde ließ sich Hawk etwas einfallen und konterte immer dann, wenn der Weltmeister eine Kombination abgeschlossen hatte. Aber auch Cleverly war nicht auf den Kopf gefallen und setzte in der Folge verstärkt seinen Jab aus der Distanz ein, so daß er seinen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter weiter ausbauen konnte.

In der siebten Runde hielt der Weltmeister offenbar den Zeitpunkt für gekommen, seinen Gegner entscheidend in die Enge zu treiben. Er ließ sich nun wiederholt auf den Nahkampf ein und bearbeitete Hawk an den Seilen so lange, bis dieser unter der Vielzahl an Treffern zu Boden sackte. Der Herausforderer kam gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine und nahm den Kampf erneut auf. Sekunden später fand er sich nach einem Körpertreffer zum zweiten Mal auf den Brettern wieder, doch raffte er sich auch diesmal auf und rettete sich in die Pause. Auch die achte Runde brachte Shawn Hawk keine Entlastung, da ihn Cleverly weiter mit Serien von Schlägen traktierte, bis der US-Amerikaner zu Boden stürzte. Ein letztes Mal stand der Herausforderer schwankend auf, doch als der Weltmeister erbarmungslos nachsetzte, griff der Ringrichter ein und machte dem ungleichen Kampf ein Ende.

12. November 2012