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MELDUNG/1054: Kein Schlußstrich unter Mosleys Karriere (SB)




41jähriger holt die Boxhandschuhe wieder vom Nagel

Anfang Mai 2012 kam es zu einem denkwürdigen Kampf zweier außergewöhnlicher Boxer, die mit einem Altersunterschied von fast zwei Jahrzehnten in den Ring stiegen. Der 21jährige Mexikaner Saul Alvarez hatte bereits 39 Auftritte für sich entschieden sowie einmal unentschieden geboxt und war WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht. Sein 40 Jahre alter Gegner Shane Mosley zählte zu den namhaftesten Akteuren der Branche und wollte noch einmal unter Beweis stellen, daß er nach wie vor auf höchstem Niveau mithalten kann. In diesem Duell hatte Alvarez nicht nur seine Jugend und die daraus resultierenden konditionellen Vorteile auf seiner Seite, vielmehr erwies er sich wiederum als ein Boxer ohne technische oder taktische Schwächen. Wenngleich Mosley über lange Strecken von Alvarez dominiert wurde und zahlreiche Treffer einstecken mußte, blieb er über volle zwölf Runden ein gefährlicher Gegner. Selbst als die Kontrahenten zuletzt zum offenen Schlagabtausch übergingen, hielt Mosley, der in seiner Laufbahn noch nie durch K.o. verloren hatte, bis zum Schlußgong durch. Auf den Zetteln der Punktrichter lag Saul Alvarez eindeutig in Front, doch hatte auch Shane Mosley eine Leistung geboten, der wenige andere Gegner gewachsen gewesen wären.

Einen Monat später zog Mosley Konsequenzen aus der Niederlage und gab seinen Rücktritt vom Boxsport bekannt. Er hatte gute Aussichten, durch die Aufnahme in die "Hall of Fame" für sein sportliches Lebenswerk geehrt zu werden. Allerdings wurden vereinzelt Stimmen laut, die ihn wegen seiner Verwicklung in die Affäre um das als Dopinglabor in scharfe Kritik geratene Unternehmen BALCO, die in den USA allerhöchste Wellen schlug und diverse prominente Sportler verschiedener Disziplinen in Mitleidenschaft zog, einer solchen Auszeichnung für unwürdig erklärten. Shane Mosley hatte in einer Anhörung eingeräumt, sich beim Rückkampf gegen Oscar de la Hoya verbotener leistungssteigernder Mittel bedient zu haben.

Wenn die Kinder anfangen, einen zu verprügeln, sei es wohl an der Zeit, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen, zog "Sugar" Shane Mosley den Schlußstrich unter eine lange und erfolgreiche Karriere. Er hatte seit 1993 zunächst im Leichtgewicht gekämpft, wo er bald wegen seiner Schlagwirkung gefürchtet war. So mußte er in seinen ersten 31 Auftritten nur zweimal über die volle Distanz gehen, was in diesem niedrigen Limit sehr ungewöhnlich war. Im Jahr 1997 stieg er zum IBF-Weltmeister auf und blieb danach in acht Titelverteidigungen ungeschlagen. Mosley wechselte 1999 ins Weltergewicht und sorgte dort in seinem dritten Kampf für eine Sensation, als er den populären WBC-Champion Oscar de la Hoya besiegte. Kaum weniger überraschend war jedoch 2002 sein Titelverlust an Vernon Forrest, der überdies auch die Revanche eindeutig für sich entscheiden konnte.

Nun wähnte man Mosley auf dem absteigenden Ast, doch rehabilitierte er sich mit einem zweiten Sieg über Oscar de la Hoya, der ihn 2003 zum führenden Halbmittelgewichtler machte. Dann folgte jedoch eine klare Punktniederlage im Kampf gegen IBF-Weltmeister Ronald Wright, und auch im Rückkampf zog Mosley den kürzeren. Es ging noch einmal bergauf, als er sich 2006 zweimal vorzeitig gegen Fernando Vargas durchsetzen konnte. Auf dieser Achterbahnfahrt bezog er jedoch im folgenden Jahr bei seiner Rückkehr ins Weltergewicht eine Niederlage gegen Miguel Cotto. Die letzte große Vorstellung Mosleys war 2009 ein Knockout im Duell mit Antonio Margarito, worauf der Kalifornier gegen Floyd Mayweather, Manny Pacquiao und schließlich Saul Alvarez jeweils deutlich nach Punkten verlor.

Shane Mosley verfügte über hervorragende Nehmerqualitäten und mußte sich kein einziges Mal vorzeitig geschlagen geben. Nun nahm er mit einer Bilanz von 46 Siegen, acht Niederlagen und einem Unentschieden seinen Hut, um dem Boxsport womöglich als Promoter verbunden zu bleiben. Doch Mosley war nicht der erste namhafte Boxer fortgeschrittenen Alters und wird sicher auch nicht der letzte sein, der seine Laufbahn für beendet erklärt hat, doch einige Zeit später diese Entscheidung revidiert.

Am 18. Mai kehrt der ehemalige Weltmeister dreier Gewichtsklassen nach einem Jahr Pause im mexikanischen Cancun in den Ring zurück, wo der inzwischen 41jährige US-Amerikaner auf Pablo Cesar Cano trifft. Dieser hatte im Oktober 2012 nur knapp gegen WBA-Weltmeister Paulie Malignaggi verloren und tritt mit 26 Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden an. Ursprünglich wollte Mosley seine unterbrochene Karriere bereits früher im Jahr wieder aufnehmen und Malignaggi herausfordern. Da jedoch keine Einigung mit dem New Yorker zustande kam, der nun eine Titelverteidigung gegen Adrien Broner vorzieht, tritt Shane Mosley gegen Malignaggis letzten Gegner an. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/shane-mosley-comeback-am-18-mai-gegen-cano-25414

23. März 2013