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MELDUNG/1173: Tony Thompson macht sich keine Sorgen (SB)




Mögliches Fehlurteil kein Thema für den US-Amerikaner

Der US-amerikanische Schwergewichtler Tony Thompson hat bislang fünf Kämpfe in Europa ausgetragen, von denen kein einziger über die volle Distanz ging. Dieser Erfahrungswert mag dazu beitragen, daß Thompson die Befürchtung seiner boxenden Landsleute, jenseits des Großen Teichs werde man von den Punktrichtern über den Tisch gezogen, nicht teilt. Ohnehin geht er eigenen Angaben zufolge anders an die Sache heran. Er habe keine Angst vor Punkturteilen, da er ohnehin nicht nach Europa reise, um dort nach Punkten zu gewinnen. Er fahre rüber, um den Gegner auf die Bretter zu schicken. Sollte ihm das wider Erwarten nicht gelingen, liege die Entscheidung zwar in den Händen der Punktrichter. Er werde seinen Kontrahenten jedoch derart verprügeln, daß diesem niemand einen Punktsieg zusprechen könne. Wer einen Kampf über die volle Distanz wünsche, habe mit ihm den falschen Mann engagiert.

Offenbar läßt sich Thompson nicht von der Einschätzung ins Bockshorn jagen, er steige am 24. August in Schwerin als Außenseiter mit Kubrat Pulew in den Ring. Diese Auffassung hatte erst kürzlich der Brite David Price kundgetan, den der Amerikaner in diesem Jahr zweimal vorzeitig besiegt hat. Schwerer wiegt indessen, daß mit Tomasz Adamek, Tyson Fury und Bryant Jennings gleich drei namhafte Konkurrenten nicht gegen den Bulgaren antreten wollten, obgleich in Falle eines Sieges ein Titelkampf gegen Wladimir Klitschko in Aussicht steht. Diese Kette von Absagen verdankt Tony Thompson seine Chance, der sich freilich auch mit den beiden spektakulären K.o.-Siegen in Liverpool dafür empfohlen hat.

Er geht jedenfalls dem in 17 Profikämpfen ungeschlagenen Kubrat Pulew nicht aus dem Weg und konstatiert, daß man gegeneinander kämpfe, weil die Belohnung, um den IBF-Titel zu boxen, das Risiko wert sei. Er könne nicht über die Verhandlungen jener Leute befinden, die den Bulgaren gemieden haben, und kümmere sich um seine eigenen Angelegenheiten. Man habe den Kampf bekommen, sei glücklich darüber und werde den Job erledigen.

Sollte sich Thompson in Schwerin durchsetzen, stünde ihm ein dritter Kampf mit Wladimir Klitschko in Aussicht, gegen den er bereits zweimal verloren hat. Jeder könne besiegt werden, weist der US-Amerikaner die Einschätzung zurück, er habe erwiesenermaßen keine Chance gegen den Ukrainer. Wladimir könne jederzeit verlieren, und das wisse er auch. Dieses Wissen zeichne den Weltmeister vor den meisten anderen Boxern aus, und so bereite er sich stets optimal vor. Klitschko nehme selbst krasse Außenseiter nie auf die leichte Schulter, studiere seine Gegner zuvor ausgiebig und sei daher in jedem Kampf bestmöglich vorbereitet und eingestellt. [1]

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Promoter Ahmet Öner wirbt für Duell zwischen Solis und Wilder

Vor wenigen Tagen hat Deontay Wilder den früheren Weltmeister Sergei Liachowitsch bereits in der ersten Runde besiegt und damit seine beeindruckende Profibilanz auf 29 vorzeitige Siege ausgebaut. Seinem Anspruch, als neue Hoffnung der US-amerikanischen Schwergewichtsszene durchzugehen, steht allerdings der skeptische Einwand im Wege, daß er noch nie gegen hochklassige Gegner gekämpft hat. Seine namhaftesten Kontrahenten waren der furchtsame Brite Audley Harrison und der ebenfalls in die Jahre gekommene Weißrusse Liachowitsch, die er beide binnen kürzester Frist niederwalzte.

Im Gegensatz zu Deontay Wilder ist der Kubaner Odlanier Solis ein technisch perfekt ausgebildeter Boxer, der allerdings mit seiner zumeist phlegmatischen Kampfesweise die Zuschauer zuletzt eher gelangweilt als begeistert hat. Ende Juli verteidigte er in Cuxhaven den Interkontinentaltitel der IBF vorzeitig gegen den international unbekannten Yakup Saglam, doch wirkte er wiederum phasenweise schwerfällig und unmotiviert. Solis verbesserte damit seine Bilanz auf 20 Siege und eine Niederlage, wirkte aber nicht wie ein Boxer, der sich in bester konditioneller Verfassung und mit größter Entschlossenheit an die Spitze vorkämpfen will.

Dennoch bringt ihn sein Promoter Ahmet Öner als Gegner Deontay Wilders ins Gespräch, da er sich davon offenbar eine Rückkehr ins Rampenlicht verspricht. Er wolle den Amerikaner nicht schlechtreden, da 29 vorzeitige Siege zweifellos von einem behutsamen Aufbau und einer geschickten Gegnerwahl zeugten. Solange Wilder jedoch keinen echten Gegner besiegt habe, könne er in ihm nicht das "nächste große Ding" sehen. Daher schlage er einen Kampf gegen den Olympiasieger und früheren WM-Herausforderer Odlanier Solis vor. Wilder sei vielleicht derzeit der beste US-Schwergewichtler, aber keineswegs der Beste aus Amerika. Solis sei der führende Latino-Schwergewichtler und einer der besten Boxer der Welt.

Er glaube zwar nicht, daß Wilders Team einen Kampf gegen Solis akzeptieren wird, gibt sich Öner realistisch. Andererseits gehe er davon aus, daß sich der Sender Showtime für dieses Duell begeistern könne. Er habe in der Vergangenheit bereits Geschäfte mit den Golden Boy Promotions gemacht und stelle nun einen Knüller in den Raum: "Wilder gegen Solis, US-Power gegen Latino-Power - der Sieger bekommt Klitschko!" [2] Warum der Sieger einen Kampf gegen welchen Klitschko auch immer bekommen sollte, bleibt unerfindlich, was aber auch keine Rolle spielt, da Ahmet Öner die Werbetrommel für seinen Boxer ohnehin vergebens rühren dürfte.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/tony-thompson-ich-fahre-nicht-rueber-um-nach-punkten-zu-gewinnen-28263

[2] http://www.boxen.de/news/oener-fordert-showdown-zwischen-wilder-und-solis-28282

12. August 2013