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MELDUNG/1217: Psychokrieg zwischen Klitschko und Powetkin (SB)




Dereck Chisora soll das Bandagieren Klitschkos überwachen

Der hochdotierte Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin am 5. Oktober in Moskau stand von Beginn an im Zeichen eines Psychokriegs, bei dem sich vorgehaltene Sachargumente mit dem Ringen um Teilerfolge beim Aushandeln der Konditionen verflochten. Der Streit um die Rahmenbedingungen gestaltete sich außerordentlich anstrengend und langwierig, da die beiden Parteien um jedes Detail feilschten. Am Ende setzte sich wie erwartet das Interesse durch, dieses überaus lukrative Geschäft nicht scheitern zu lassen.

Nachdem Klitschkos Team nur mit Mühe durchsetzen konnte, daß Vitali das Bandagieren Powetkins überwachen darf, schlägt das Team des Russen nun zurück. Dem Vernehmen nach wurde der Brite Dereck Chisora als Betreuer engagiert, den man kurz vor dem Kampf in die Kabine des Ukrainers schicken will. Da Wladimir Klitschko und Chisora in der Vergangenheit des öfteren aneinandergeraten sind, dient dieses Manöver offensichtlich dem Zweck, den Ukrainer aus dem Konzept zu bringen.

Klitschkos Manager Bernd Bönte, der angesichts der verlorenen Kampfversteigerung dieses Mal nicht die Organisation in der Hand hat, muß diese Forderung wohl oder übel akzeptieren. Sollte der Brite zu Powetkins Team gehören, könne man das nicht ändern. Allerdings sei in der Kabine kein Platz für Provokationen. Chisora könne schweigend das Bandagieren beobachten und müsse dann den Raum verlassen. Daß Klitschkos Team nichts dem Zufall überläßt, kann man auch daran ablesen, daß sogar die komplette Verpflegung des Superchampions eingeflogen wird - eine Vorsichtsmaßnahme, wie es heißt.[1]

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Timothy Bradley macht sich vor dem Kampf gegen Marquez Mut

Timothy Bradley muß davon ausgehen, daß er als amtierender Weltmeister der WBO im Weltergewicht bei seiner Titelverteidigung am 12. Oktober gegen den Mexikaner Juan Manuel Marquez nicht als Favorit in den Ring steigen wird. Wenngleich der US-Amerikaner in 30 Kämpfen ungeschlagen ist, haben doch in der Vergangenheit mitunter die Punktrichter dafür gesorgt, daß er den Ring als Sieger verlassen konnte. Eklatantestes Beispiel war sein Titelgewinn im Kampf gegen den Philippiner Manny Pacquiao, der in Washington D.C. höchst umstritten nach Punkten verlor, obgleich ihn die Mehrzahl der Experten als Sieger gesehen hatte. Die Punktrichterin Cynthia J. Ross wertete damals 115:113 zugunsten des Lokalmatadors und ist inzwischen von ihrer Funktion zurückgetreten, da sie sich nach ihrer ebenfalls heftig umstrittenen Wertung im Kampf zwischen Floyd Mayweather jun. und Saul Alvarez wiederum harscher Kritik ausgesetzt sah.

Auch Juan Manuel Marquez hat mit Manny Pacquiao im Ring gestanden, und das bereits viermal. Nach drei glücklosen Anläufen gelang es ihm im Dezember 2012, endlich die langersehnte Revanche an seinem langjährigen Erzrivalen zu nehmen. In der ausverkauften Arena des MGM Grand in Las Vegas mußte sich der über weite Strecken dominierende Philippiner durch einen spektakulären Knockout in der sechsten Runde geschlagen geben. Dank dieses Sieges im Prestigeduell kehrte die mexikanische Ringlegende in die vorderste Front der Titelanwärter zurück.

Wie Timothy Bradley nun versichert, fühle er sich für den anstehenden Kampf gegen Marquez viel besser vorbereitet als für seinen letzten Auftritt, bei dem Ruslan Provodnikow sein Gegner war. Der US-Amerikaner mußte damals innerhalb kurzer Zeit viel Gewicht reduzieren, was sich seines Erachtens auf die Leistung ausgewirkt hat. Er wiege jetzt wesentlich weniger als zum selben Zeitpunkt vor dem Kampf gegen Provodnikow. Damals habe ihn die radikale Gewichtsabnahme derart geschwächt, daß seine Nehmerfähigkeit stark eingeschränkt war. Diesmal sehe er keine Probleme, das geforderte Gewicht zu bringen, so daß er uneingeschränkt zu Werke gehen könne.

Der US-Amerikaner setzt auf seine extrem hohe Schlagfrequenz, mit der Marquez kaum mithalten könne. Daher werde der Mexikaner keinesfalls nach Punkten gewinnen. Sollte der Kampf über die volle Distanz gehen, heiße der Sieger Timothy Bradley. Er habe Marquez ins Gesicht gesagt, daß ihn dieser schon auf die Bretter schicken müsse, wolle er nicht der sicheren Niederlage ins Auge sehen. Häufiger schlagen könne der Mexikaner nicht, da er schließlich bereits 40 Jahre alt sei.[2] Bradley verrät damit kein Geheimnis, da von vornherein klar war, daß er auf diese Strategie setzen würde. Ob er allerdings gut beraten ist, sich auf diese Weise in aller Öffentlichkeit selber Mut zu machen, steht auf einem andern Blatt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/psychotricks-in-moskau-chisora-soll-bandagieren-von-klitschko-ueberwachen-29231

[2] http://www.boxen.de/news/timothy-bradley-wenn-marquez-mich-nicht-ausknockt-wird-er-nicht-gewinnen-29230

2. Oktober 2013