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MELDUNG/1239: Vitali Klitschko will Präsident der Ukraine werden (SB)




Oppositionspolitiker kündigt Kandidatur für 2015 an

Die Brüder Klitschko gehörten bereits 2004 zu den Unterstützern der von westlichen Kräften gesteuerten und geförderten Orangenen Revolution in der Ukraine. Sie zeigten sich damals bei Demonstrationen und Kundgebungen in Kiew, und Vitali trug bei einem Auftritt im Boxring ein kleines Fähnchen an seinem Hosenbund, das Solidarität mit Viktor Juschtschenko und seiner Bewegung signalisierte. Von den an die Macht gekommenen prowestlichen Führern enttäuscht, ging der politisch ambitionierte Vitali Klitschko zunehmend eigene Wege, ohne von seiner ausprägten Westorientierung und dem Glauben an deren Segnungen abzurücken. Er hat seit 2006 ein Abgeordnetenmandat in Kiew inne und belegte bei den Bürgermeisterwahlen in seiner Heimatstadt 2008 den dritten Platz.

Im April 2010 hob er auf einem Gründungsparteitag die Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) aus der Taufe, zu deren Vorsitzenden er sich wählen ließ. Das Wort "Udar" kann man als Schlag oder auch Fausthieb übersetzen, womit der Boxweltmeister auch im Parteinamen seine Popularität als Sportler mit seinen politischen Karriereplänen verschmolz. Er sei bereit, die Mauer einzuschlagen, welche die Machthaber im Land von der Gesellschaft trenne, verkündete Klitschko damals in seiner Rede. Erklärtes Ziel der Partei sei es, junge, aktive und erfolgreiche Menschen zu vereinen, so der millionenschwere Champion.

In krassem Gegensatz zum Elendsheer der Arbeitsmigranten, welche die Not auf ihren beschwerlichen und nicht selten lebensgefährlichen Weg in wohlhabendere Regionen treibt, wo sie abgewiesen und verfolgt oder im günstigsten Fall ausgebeutet und verachtet werden, gehören die beiden Boxweltmeister zu jener Creme hochqualifizierter Spezialisten, deren international organisierte Präsenz ausgiebig honoriert wird. So wurde Vitali Klitschko für sein Engagement um die deutsch-ukrainischen Beziehungen und seine Vorbildfunktion mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, und die Staatspost der Ukraine ehrte die Klitschkos mit einer eigenen Briefmarke.

Nun hat der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko vor dem Parlament in Kiew seine Kandidatur bei der Präsidentenwahl im März 2015 angekündigt. Wie der 42jährige Fraktionsvorsitzende der UDAR mit Blick auf Versuche der Regierungskoalition um Staatschef Viktor Janukowitsch, die Kandidatur zu verhindern, erklärte, werde es niemandem gelingen, ihn einzuschüchtern oder aufzuhalten. Klitschko begründete den ungewöhnlich frühen Zeitpunkt der Bekanntgabe seines Vorhabens mit Versuchen, ihn als Anwärter für das höchste Staatsamt zu "erledigen"[1]. "Um verschiedene Gerüchte und Gegenströmungen zu beenden, würde ich gerne Folgendes ankündigen: Ich kandidiere für das Präsidentenamt."[2]

Das ukrainische Parlament hatte zuvor ein Gesetz verabschiedet, das seine Kandidatur verhindern könnte: Demnach sollen Bürger, die sich dauerhaft in einem anderen Land aufhalten und dort steuerpflichtig sind, nicht mehr als Einwohner der Ukraine gelten. Laut diesem Gesetz müssen Präsidentschaftskandidaten zehn Jahre vor der Wahl in der Ukraine gelebt haben. Klitschko wohnt zwar seit 2005 in Kiew, hat aber noch einen Wohnsitz in Hamburg und zahlt seine Steuern in Deutschland.

Die UDAR war mit 13,9 Prozent der Wählerstimmen als viertstärkste Partei aus der umstrittenen Parlamentswahl vom Oktober 2012 hervorgegangen. Das Rennen machte damals die Partei der Regionen von Präsident Janukowitsch, gefolgt von der Vaterlandspartei der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko. Die proeuropäische Opposition, zu der auch die inhaftierte frühere Regierungschefin Julia Timoschenko gehört, will Präsident Viktor Janukowitsch ablösen.

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Europameister Dereck Chisora tritt gegen Matteo Modugno an

Europameister Dereck Chisora hat für seine erste Titelverteidigung am 30. November in London einen Gegner gefunden. Der britische Schwergewichtler, für den 18 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, bekommt es weder mit dem Schweizer Arnold Gjergjaj noch mit dem Polen Mariusz Wach zu tun, die als Herausforderer im Gespräch waren. Die Wahl fiel vielmehr auf den in vierzehn Profikämpfen ungeschlagenen Italiener Matteo Modugno, der allerdings in der Rangliste der Europäischen Box-Union vom September noch nicht auftaucht.

Der 26jährige wurde 2011 mit einem Sieg gegen Paolo Vidoz Italienischer Meister und hat diesen Titel seither zweimal erfolgreich verteidigt. In der World Series of Boxing mußte sich der Italiener zuletzt Alexander Usyk in zwei Runden geschlagen geben, doch taucht diese Niederlage nicht in seiner offiziellen Bilanz auf, da es sich um einen Turniermodus mit mehreren kurzrundigen Kämpfen handelte. Modugnos Trumpf ist nicht zuletzt seine imposante Physis von zwei Metern Größe und über 120 kg Gewicht.

Chisora hält sich jedoch zumindest nach außen hin nicht mit Bedenken auf und kündigt einen vorzeitigen Sieg an. Der Italiener sei jung, hungrig und ungeschlagen, doch werde er ihn relativ schnell zerschmettern. Modugno komme in der Absicht nach London, sich den Gürtel zu holen, doch werde er die Heimreise mit leeren Händen antreten, so der Europameister. Er selbst sei in diesem Jahr dabei, an die Weltspitze zurückzukehren, und werde sich von diesem Gegner keinesfalls die Pläne durchkreuzen lassen.[3]


Fußnoten:

[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/boxweltmeister-vitali-klitschko-will-praesident-der-ukraine-werden-a-929897.html

[2] http://www.handelsblatt.com/boxen-international-klitschko-kandidiert-2015-fuer-praesidentenamt/8982318.html

[3] http://www.boxen.de/news/erste-titelverteidigung-chisora-am-30-november-in-london-gegen-modugno-29653

26. Oktober 2013