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MELDUNG/1313: Heimische Duelle elektrisieren das Publikum (SB)




Marco Huck und Firat Arslan im Fokus enormen Medieninteresses

Sollte sich Ulli Wegners Prognose bestätigen, ist sein Lieblingsschüler Marco Huck binnen Jahresfrist Weltmeister im Schwergewicht. Ganz aus der Luft greift der Berliner Trainer diese Perspektive nicht, hat Huck doch bei seinem ersten und bislang einzigen Abstecher in die Königsklasse einen guten Eindruck hinterlassen. Fast hätte er den damaligen WBA-Champion Alexander Powetkin auf die Bretter geschickt, der sich am Ende nur mit allergrößter Mühe nach Punkten durchsetzen konnte. Allerdings zeigten sich Wegner und Promoter Sauerland seinerzeit nicht gerade begeistert von den Ambitionen ihres Boxers, ins Schwergewicht aufzusteigen, da er als WBO-Weltmeister im Cruisergewicht einfach zu wertvoll für alle Beteiligten war.

Reizvoll wäre es allemal, in die höchste Gewichtsklasse zu wechseln, deutet Ulli Wegner einen Sinneswandel an. Nachdem sein Schützling in der Vergangenheit des öfteren nicht mit letzter Entschiedenheit bei der Sache zu sein schien und Gegner auf die leichte Schulter nahm, hat er insbesondere bei der Revanche gegen den Briten Ola Afolabi eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wozu er bei voller Konzentration fähig ist. Huck lief vordem zeitweise Gefahr, seinen Gürtel zu verlieren, der ihm mehr als einmal nur durch umstrittene Punktwertungen erhalten blieb. Nun sitzt er fester denn je im Sattel und bestärkt seinen langjährigen Trainer in der Überzeugung, daß man gemeinsam auch im Schwergewicht Furore machen könnte.

Zunächst muß er sich jedoch zum zweiten Mal mit Firat Arslan auseinandersetzen, den er eigenen Angaben zufolge bei ihrem ersten Aufeinandertreffen angesichts des Altersunterschieds sträflich unterschätzt hatte. Das wäre um ein Haar ins Auge gegangen, da Arslan im November 2012 der gefühlte Sieger war. Am Samstag wollen die beiden in Stuttgart klären, wer denn nun der Bessere von beiden ist. In der einen Ecke der 29jährige Titelverteidiger Marco Huck, der das Publikum mit markigen Aussagen polarisiert. In der anderen der Herausforderer Firat Arslan, der sich mit 43 Jahren zum ältesten Weltmeister der Gewichtsklasse bis 90,72 kg krönen will.

Welch große Aufmerksamkeit dieses innerdeutsche Duell hervorruft, zeigte die Anwesenheit der gut 100 Journalisten aus aller Welt auf der emotionsgeladenen Pressekonferenz drei Tage vor dem Spektakel in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Promoter Kalle Sauerland sprach vom bedeutendsten deutsch-deutschen Kampf seit Maske gegen Rocchigiani im Jahr 1995, lege man das enorme Medieninteresse zugrunde. Sei schon der erste Kampf spektakulär verlaufen, stehe nun um so mehr eine äußerst spannende und hochklassige Darbietung zu erwarten.

Nach den Worten Wegners kommt sein Schützling dieses Mal nicht aus der Kneipe. Marco habe sich weiterentwickelt und im Training eine erstklassige Leistung an den Tag gelegt. Sollte es ihm gelingen, diese Vorbereitung umzusetzen, stehe sein klarer Sieg fest. Dem hielt Arslans Trainer Dieter Wittmann entgegen, daß man sich eine Taktik zurechtgelegt habe, die den Weltmeister nicht nur ins Stolpern, sondern zu Fall bringen werde. Firat werde den Titelverteidiger auf die Bretter schicken und sich den Gürtel umlegen, das könne er versprechen.

Marco Huck selbst unterstrich, daß er der Champion sei und mit Sicherheit bleiben werde. Firat habe zwar Kondition wie zehn Pferde, doch wirklich boxen könne er nicht. Dank einer ausgezeichneten Vorbereitung werde er das ein für allemal klarstellen. Wegen des Trainings für diesen Kampf habe er auf viele Partys verzichtet, und dafür müsse Arslan büßen. "Freut euch auf eine unvergeßliche Show!", nahm Huck wie üblich kein Blatt vor den Mund. Hingegen hob der Herausforderer hervor, daß er an Gerechtigkeit glaube. Das Schicksal habe ihm diese im ersten Kampf verwehrt, doch am Samstag werde sei ihm zuteil, daran glaube er felsenfest. Marco könne so viele Sprüche klopfen, wie er will, doch werde ihm das nicht helfen, wenn man sich erst im Ring gegenüberstehe. [1]

Einen Teilerfolg kann Arslan schon vorab verbuchen, da die WBO den umstrittenen britischen Punktrichter Mickey Vann zurückgezogen und durch dessen Landsmann Terry O'Connor ersetzt hat. Vann hatte den ersten Kampf mit 115:113 für Huck gewertet, was Arslan zum Anlaß nahm, Protest beim Verband einzulegen, da er eine neuerliche Benachteiligung fürchtete. Demgegenüber hat O'Connor in jüngerer Zeit keine umstrittenen Urteile abgegeben und war nicht so oft als Punktrichter auf Sauerland-Veranstaltungen im Einsatz. Die anderen beiden Punktrichter sind André van Grootenbruel aus Belgien und Donald Trella aus den USA, als Referee wird der US-Amerikaner Mark Nelson auf Tuchfühlung mit den Kontrahenten gehen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/huck-vs-arslan-wie-rocky-vs-maske/23.html

[2] http://www.boxen.de/news/gute-nachrichten-fuer-arslan-vann-punktet-am-samstag-nicht-mit-31175

23. Januar 2014