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MELDUNG/1341: Schachzüge unter dem Schisma des US-Boxgeschäfts (SB)




Adonis Stevenson schließt sich dem Berater Al Haymon an

Der einflußreiche Berater Al Haymon arbeitet mit mehreren Boxern zusammen, die zu den namhaftesten Vertretern ihrer Zunft gehören. Zu Branchengrößen wie Floyd Mayweather jun., Danny Garcia, Marcos Maidana, Adrien Broner und Leo Santa Cruz gesellt sich ab sofort auch Adonis Stevenson, Weltmeister des WBC im Halbschwergewicht. Dieser Schritt des Kanadiers hat insofern für Verwunderung gesorgt, als Haymons Boxer größtenteils bei den Golden Boy Promotions unter Vertrag stehen und folglich auf dem Sender Showtime boxen. Hingegen gehörte Stevenson bislang zu den Zugpferden des Konkurrenzsenders HBO, der seit der an ein Schisma gemahnenden Spaltung der Sender und Promoter in zwei voneinander getrennte Lager im vergangenen Jahr nicht mehr mit Golden Boy zusammenarbeitet.

Daher könnte man Stevensons Schulterschluß mit Haymon als ein Anzeichen dafür interpretieren, daß der Kanadier langfristig zu Showtime wechseln will, wo mit Bernard Hopkins und Beibut Schumenow zwei weitere Weltmeister seiner Gewichtsklasse beheimatet sind. Zudem gehört der Kasache ebenfalls Haymons Team an. Da Hopkins (IBF) und Schumenow (WBA) am 19. April in Washington DC zu einem Vereinigungskampf aufeinandertreffen, könnte Stevenson gegen den Sieger antreten, wobei dann drei Titel auf dem Spiel stünden. [1]

Damit würde Adonis Stevenson den auf HBO boxenden WBO-Champion Sergej Kovalew allein im Regen stehen lassen. Als der Russe seine Felle wegschwimmen sah, legte er mit einer provozierenden Äußerung nach. Derzeit konzentriere er sich ausschließlich auf seinen bevorstehenden Kampf gegen Cedric Agnew. Über Stevenson könne er nur sagen, daß dieser ein Feigling sei, wenn er sich weigere, gegen ihn zu kämpfen, so Kovalew.

Das konnte Stevenson natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Wie der auf Haiti geborene Boxer erklärte, habe er kein bißchen Angst vor dem Russen. Er steige in den Ring, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und wenn das Geld stimme, sei er jederzeit bereit, Kovalew eine Abreibung zu verpassen. Dieser könne zwar Druck machen, verfüge aber ansonsten über keinerlei besondere Qualitäten. Seine Deckung sei lausig, weshalb es nicht schwer wäre, seinen großen, häßlichen Kopf und sein langes Kinn zu treffen. Letzten Endes komme es einzig und allein darauf an, wieviel man verdient. Während er selbst um Millionen kämpfe, werde Kovalew weiterhin nur ein paar tausend Dollar einstreichen. Deswegen bettle der Russe um einen Kampf gegen Adonis Stevenson, bei dem er wenigstens eine ordentliche Börse mitnehmen könne. Je mehr Fähigkeiten ein Boxer habe, um so mehr bezahle man ihm. So wie er das sehe, könne es mit den Talenten Kovalews nicht weit her sein, da der Russe immer noch pleite sei, höhnte Stevenson. [2]

Während Sergej Kovalew den WBO-Titel am 29. März gegen den US-Amerikaner Cedric Agnew verteidigt, setzt Adonis Stevenson den Gürtel des WBC am 24. Mai im Kampf gegen den Polen Andrzej Fonfara aufs Spiel. Der 30jährige Russe konnte sich mit vier K.o.-Siegen im vergangenen Jahr als weltbester Halbschwergewichtler neben Stevenson etablieren und hat den Sprung vom Sender NBC zu HBO und damit in die Oberklasse geschafft. HBO wird auch die Titelverteidigung gegen Agnew übertragen.

Kovalew fordert den Vereinigungskampf mit dem Kanadier schon seit längerem ein, während sich Stevenson in der Vergangenheit diesbezüglich eher zurückhaltend gab. Den Vorwurf, er gehe dem gefährlichen Rivalen aus dem Weg, wies der Kanadier jedoch stets entschieden zurück. Schließlich habe er gegen Chad Dawson gekämpft und gewonnen, der zu den herausragenden Protagonisten dieser Gewichtsregion gehöre. Unmittelbar danach habe er den frisch gewonnenen Titel gegen seinen Landsmann Tavoris Cloud verteidigt, der unaufhörlich nach vorn marschiere.

Der Sender HBO möchte den Vereinigungskampf zwischen Stevenson und Kovalew im September veranstalten. Sollte es tatsächlich dazu kommen, dürfte die Zuschauer einer der Höhepunkte des Boxjahres 2014 erwarten. Der Kanadier hat 23 Kämpfe gewonnen und einen verloren, wobei er 20 Gegner vorzeitig besiegen konnte. Auch der Russe kann mit 23 Siegen aufwarten, zu denen sich noch ein Unentschieden gesellt. Er hat sogar 21 Kontrahenten auf die Bretter geschickt, so daß ein Duell dieser beiden Halbschwergewichtler aller Voraussicht nach beiderseits offensiv geführt würde und einen spektakulären Verlauf nehmen könnte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5470-stevenson-kuenftig-bei-haymonwechsel-zu-showtime-geplant.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5495-stevenson-antwortet-kovalevwenn-das-geld-stimmt-verpasse-ich-dir-eine-abreibung.html

25. Februar 2014