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MELDUNG/1385: Promoterverträge scheuen das Licht der Öffentlichkeit (SB)




Mikey Garcia will sich gerichtlich von Top Rank trennen

Was genau in den Verträgen zwischen Promotern und Boxern an Groß- und Kleingedrucktem steht, gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen der Branche. Eine breitere Öffentlichkeit bekommt in der Regel allenfalls im Falle von Zerwürfnissen, die vor Gericht ausgetragen werden, gewisse Ausschnitte oder Aspekte solcher Kontrakte zu Gehör. Eigentlich sollte es ein leichtes sein, angesichts zahlreicher betroffener Akteure Einzelheiten ans Licht zu bringen und die Kontroverse um Knebelverträge in aller Offenheit mit dem Ziel zu führen, die Arbeitsbedingungen der Boxer generell zu verbessern. Da diese jedoch gravierende Nachteile auf ihrem künftigen Karriereweg befürchten müssen, sollten sie in den Zeugenstand treten, schließt sich der Mantel des Schweigens rasch wieder, wenn doch einmal Details zur Sprache gekommen sind.

Offenbar ist das Tischtuch zwischen Mikey Garcia und seinem Promoter endgültig zerschnitten. Der in 34 Kämpfen ungeschlagene WBO-Champion im Superfedergewicht hat eine Klage gegen Top Rank eingereicht und will sich von dem Unternehmen trennen. Wie Garcia in der Begründung geltend macht, habe er eine Vereinbarung unterschrieben, die "Top Rank befähigt, den Vertrag auf unbestimmte Zeit zu verlängern und den Boxer damit zu einem Schuldknecht machen würde". Darüber hinaus habe es der Promoter verabsäumt, "gewisse Dinge vor Garcia offenzulegen", darunter auch die Einkünfte bei seinen Auftritten.

Mikey Garcia hatte zuerst im April 2006 unterschrieben, im Februar 2009 wurde der Vertrag um fünf weitere Jahre verlängert. Dieser ist mittlerweile ausgelaufen, und der 26jährige hofft nun auf eine Bestätigung seitens des Gerichts, daß er vertragsfrei ist und Kämpfe ohne die Beteiligung von Top Rank veranstalten kann. Garcia hat seinen Titel zuletzt am 25. Januar mit einem Punktsieg gegen Juan Carlos Burgos erfolgreich verteidigt. Da die Anhörung seines Falls erst für den 6. Oktober angesetzt ist, dürfte die Laufbahn des Kaliforniers vorerst auf Eis liegen. [1]

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Marquez nicht an fünftem Kampf gegen Pacquiao interessiert?

Am 8. Dezember 2012 hatte Manny Pacquiao in der ausverkauften Arena des MGM Grand in Las Vegas im Prestigeduell mit Juan Manuel Marquez eine bittere Niederlage bezogen. Der gemeinsam mit Floyd Mayweather als bester Boxer aller Gewichtsklassen gehandelte frühere Champion in acht Gewichtsklassen mußte sich im Kampf gegen seinem Erzrivalen durch einen spektakulären Knockout in der sechsten Runde geschlagen geben. Damit nahm der Mexikaner nach drei glücklosen Kämpfen gegen den Philippiner erfolgreich Revanche. Angesichts der mitunter umstrittenen Wertungen in den zurückliegenden Duellen mochte man diesmal von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen, da Pacquiao nach Punkten führte und seinen Widersacher an den Rand der Niederlage gebracht hatte, als er in seinem allzu ungestümen Drang kurz vor Ende der sechsten Runde voll in eine rechte Gerade des Mexikaners lief und mit dem Gesicht voran zu Boden stürzte, wo er über eine Minute bewußtlos liegen blieb.

Vor dem Kampf zwischen Timothy Bradley und Manny Pacquiao um den Titel der WBO im Weltergewicht am vergangenen Wochenende hatte Juan Manuel Marquez angekündigt, er wolle gegen den Sieger antreten, um sich einen Gürtel in der fünften Gewichtsklasse zu holen. Offenbar hatte der Mexikaner jedoch mit einem Erfolg des zuvor in 31 Auftritten ungeschlagenen US-Amerikaners gerechnet, denn inzwischen hat er einem fünften Duell mit Manny Pacquiao, der Bradley nach Punkten besiegen und als Weltmeister entthronen konnte, eine Absage erteilt.

Er habe bereits viermal gegen den Philippiner gekämpft und gehe davon aus, daß die Boxfans lieber das langersehnte Duell zwischen Pacquiao und Floyd Mayweather sehen wollten. Käme es zu einer Abstimmung, fiele die Wahl mit Sicherheit auf diesen Kampf. Da Marquez am 17. Mai gegen den früheren Halbweltergewichts-Champion Mike Alvarado antritt, will er eigenen Angaben zufolge bis dahin nicht über einen möglichen fünften Kampf gegen Pacquiao nachdenken. Er konzentriere sich derzeit voll und ganz auf Alvarado, während er keinen Gedanken an spätere Auftritte verschwende. Daß Gespräche über ein weiteres Duell mit Manny Pacquiao geführt würden, bereite ihm jedenfalls keine schlaflosen Nächte, so Marquez. [2]

In Stein gemeißelt ist diese Stellungnahme sicher nicht, zumal der weithin geforderte Kampf zwischen Pacquiao und Mayweather schon aufgrund der rivalisierenden Promoter und Sender wenig wahrscheinlich ist. Auch waren Vorgespräche zwischen den beiden Lagern in der Vergangenheit von derart vielen Forderungen und Bezichtigungen überfrachtet, daß der bloße Nachhall dieser Kontroverse eher abschreckend als ermutigend wirken dürfte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5814-garcia-verklagt-top-ranksuperfedergewichts-weltmeister-will-sich-von-langjaehrigem-promoter-tre.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5815-marquez-nicht-an-pacquiao-interessiertdie-fans-wollen-ihn-gegen-mayweather-sehen.html

18. April 2014