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MELDUNG/1419: Wechsel der Marktschreier - Von Michael Buffer zu Jimmy Lennon (SB)




Vor Felix Sturms Auftritt heißt es nun "It's showtime!"

Man kann über die amerikanische Unsitte, bedeutende Boxkämpfe von einem hochdotierten Ringsprecher mit einem stereotypen Schlachtruf eröffnen zu lassen, geteilter Meinung sein. Da sich die marktschreierische Anglifizierung auch hierzulande durchgesetzt hat, muß man die Prozedur wohl oder übel über sich ergehen lassen. Felix Sturm verpflichtete für die Anmoderation und Urteilsverkündung bislang den langgedienten HBO-Ringsprecher Michael Buffer, was allerdings bei seinem ersten Kampf gegen Sam Soliman auf spektakuläre Weise in die Hose ging.

Am 1. Februar 2013 schnappte sich Michael Buffer kurz vor Mitternacht im Düsseldorfer ISS Dome das Mikrofon, als Tausende Besucher in der Halle und Millionen an den Fernsehschirmen gespannt auf das Urteil warteten. "And the winner aus Deutschland ...", rief der Ringsprecher, worauf euphorischer Jubel aufbrauste und Felix Sturm die Arme zur Siegerpose emporriß. "Oh, pardon me, from Australia Sam Soliman!" mußte Buffer wenige Sekunden später den überaus peinlichen Irrtum korrigieren. Während es dem Lokalmatador nicht gelungen war, sich einen Tag nach seinem 34. Geburtstag selbst das größte Geschenk zu machen, setzte es wütende Pfiffe und Buhrufe gegen das Urteil wie auch dessen gestolperten Verkünder.

Die zweite Auflage des Duells zwischen Sturm und Soliman, die am 31. Mai in Krefeld über die Bühne geht, wird nicht mit dem altbekannt markigen "Let's get ready to rumble!" freigegeben. Diesmal hat man statt Michael Buffer dessen Kollegen Jimmy Lennon jun. angeheuert, der sein Brot samt Belag beim Konkurrenzsender Showtime verdient. Ein Schelm, wer eingedenk des erbitterten Hauens und Stechens der beiden US-Sender um die Sahnestücke des Boxgeschäfts Böses dabei denkt. So erklärte der Pressesprecher der Sturm Boxing Promotion, Wolfgang Schiffbauer, treuherzig, man wolle einfach mal etwas Neues ausprobieren und habe Lennon jun. verpflichtet, von dem Felix noch nie angesagt worden sei.

Jimmy Lennon jun. ist neben Michael Buffer der gefragteste Ringsprecher der Branche und auf seinem Haussender Showtime mit der Phrase "It's showtime!" unter anderem die aktuelle Stimme von Floyd Mayweathers Auftritten. Schon die historischen Kämpfe Mike Tysons gegen Evander Holyfield wurden von Lennon intoniert. [1]

Unterdessen hofft Sam Soliman, der zum zweiten Mal mit Felix Sturm in den Ring steigen wird, daß dem IBF-Weltmeister im Mittelgewicht der erste Kampf noch immer aufs Gemüt schlägt. Er sei zuversichtlich, daß die damalige Niederlage seinem Gegner nach wie vor zu schaffen macht. Der 40jährige Australier hatte Sturm in ihrem ersten Duell nach Punkten besiegt, doch wurde das Ergebnis später in einen Kampf ohne Wertung umgewandelt, da Soliman zunächst positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden war. Obgleich die B-Probe sauber war, blieb die Annullierung bestehen. Soliman ist jedenfalls der Meinung, daß sich der amtierende Champion durchaus bewußt ist, wer der eigentliche Sieger des damaligen Kampfs war. Sturm sei sich folglich keineswegs sicher, daß er diesmal die Oberhand behält, meint der Australier. Während vor und nach ihrem ersten Kampf Dopingproben genommen wurden, wird es diesmal auf Wunsch von Sturms Management nur eine Probe nach dem Kampf geben.

Seine übliche Kampfesweise will Soliman beibehalten. Was einmal funktioniert hat, solle man nicht ändern, sondern weiter verbessern, so der Herausforderer. Man müsse die eigene Vorgehensweise in alle Richtungen ausbauen, dürfe aber die Strategie keinesfalls komplett über den Haufen werfen. Allerdings hat Soliman seine Vorbereitung insofern geändert, als er sich diesmal in Dänemark statt in England vorbereiten und dank neuer Sponsoren volle zwölf Wochen trainieren konnte. Unter seinen Sparringspartnern befand sich Rudy Markussen, was der Australier durchaus zu schätzen weiß. Er habe sich die bestmöglichen Partner gewünscht und glücklicherweise sogar zwei Spiegelbilder Felix Sturms gefunden. Danach habe er nicht gesucht, vielmehr sei ihm mehr oder weniger der Zufall zu Hilfe gekommen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6022-michael-buffer-von-sturm-ausgebootet-its-show-time-anstatt-are-you-ready-to-rumble.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6001-sam-soliman-ist-zuversichtlichfelix-hat-mich-nicht-vergessen.html

30. Mai 2014