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MELDUNG/1439: Hausmannskost in Monte Carlo (SB)




Martin Murray vermag kein Glanzlicht zu setzen

Der britische Mittelgewichtler Martin Murray hat in Monte Carlo gegen Max Bursak einstimmig nach Punkten gewonnen (117:112, 119:109, 119:109) und sich damit den Silbergürtel des WBC gesichert. Mit dieser Trophäe ist das Vorrecht verbunden, den amtierenden Weltmeister dieses Verbands herauszufordern, was jedoch erfahrungsgemäß sehr lange dauern kann. Im Vorfeld des Kampfs hatte Murray den Wunsch zum Ausdruck gebracht, bei den britischen Fans so populär wie sein Landsmann Carl Froch zu werden, der im Supermittelgewicht als Weltmeister der WBA und IBF firmiert. Um diesen Anspruch zu bekräftigen, hätte es freilich eines überzeugenden Auftritts in Monaco bedurft. Statt dessen bekamen die Zuschauer ein insgesamt hausbackendes Gefecht zu sehen, in dem Murray beträchtliche Probleme mit dem körperlich unterlegenen Ukrainer hatte.

Der Brite konnte zwar die meisten Runden für sich entscheiden, doch mußte er dabei zahlreiche Treffer des kleineren und sichtlich schwächeren Gegners einstecken. So konnte Murray von Glück reden, daß Bursak aufgrund des Größenunterschieds schlecht mit ihm zurechtkam und vor allem nicht über die nötige Schlagwirkung verfügte, um ihm wirklich gefährlich zu werden.

In der zweiten Hälfte des Kampfs hatte der Favorit relativ leichtes Spiel und traf seinen Gegner ein ums andere Mal mit seinen Uppercuts. Das sah gut aus, zwang den Ukrainer jedoch nicht auf die Knie, da Murray zwar immer wieder mit demselben Schlag durchkam, aber ebenfalls keine sonderlich große Wirkung erzielte. Mit diesem Kampf, in dem keiner der beiden das Publikum begeisterte, verbesserte Murray seine Bilanz auf 28 Siege, eine Niederlage und Unentschieden. Für Max Bursak werden nun 29 gewonnene und drei verlorene Kämpfe sowie ein unentschieden beendeter Auftritt notiert.

Wenngleich Martin Murray das Duell überlegen gestaltete, ist er mit dieser Leistung doch meilenweit von den Weltmeistern Miguel Cotto (WBC), Peter Quillin (WBO) und natürlich Gennadi Golowkin (WBA) entfernt. Jeder der drei genannten Boxer ist in punkto Technik und Schlagwirkung wesentlich stärker als der Brite einzuschätzen.

Murray will seinen nächsten Kampf am 24. Oktober wiederum in Monte Carlo bestreiten, wobei der Gegner noch gesucht werden muß. Denkbar wäre der australische IBF-Champion Sam Soliman, der Felix Sturm den Titel abgenommen hat. Ob dies tatsächlich eine leichtere Aufgabe wäre, sei dahingestellt, denn der Australier boxt sehr beweglich und schlägt aus ständig wechselnden Vektoren. Ein anderer Weg, womöglich bald Weltmeister im Mittelgewicht zu werden, ist für Murray jedoch nicht abzusehen, so daß nun das Verhandlungsgeschick seines Promoters Rodney Berman gefragt sein dürfte.

Im Rahmen derselben Veranstaltung setzte sich Youi Kalenga im Cruisergewicht knapp mit 2:1 Punktrichterwertungen gegen den Polen Mateusz Masternak durch (116:112, 115:113, 113:115). In dem über weite Strecken einseitigen Kampf boxte Kalenga seinen Gegner acht Runden lang aus. Wenngleich er gegen Ende nachließ, blieb er bis zum Schluß der aktivere von beiden.

Masternak begnügte sich weitgehend damit, Schläge einzustecken und nur sporadisch einen Treffer zu landen. Warum er sich mit dieser Trägheit zunehmend ins Hintertreffen brachte, blieb sein Geheimnis, da eine Handvoll passabler Schläge pro Runde sichtlich nicht ausreichte, klar die Oberhand zu gewinnen. Gegen Ende des Kampfs wies seine linke Gesichtshälfte eine starke Schwellung auf, die von den wiederholten Treffern des muskulösen Kontrahenten zeugte.

Berücksichtigt man, daß Masternak vor diesem Kampf an sechster Stelle der WBA-Rangliste und damit einen Platz vor Kalenga gestanden hatte, kann man von einem Erfolg des Außenseiters sprechen. Das wird um so deutlicher, als der Pole mit nunmehr 32 Siegen und zwei Niederlagen über eine wesentlich größere Erfahrung als sein Gegner verfügt, der jetzt 20 Auftritte gewonnen und einen verloren hat. Wenngleich das Ergebnis knapp ausgefallen war und ein Erfolg Masternaks bei einer etwas engagierteren Kampfesweise durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, war sein Auftritt recht enttäuschend. Für den ehemaligen Europameister, der bereits als hochklassiger Titelaspirant gehandelt wurde, reichte die Vorstellung in Monte Carlo jedenfalls nicht aus, um diesen Ruf zu rechtfertigen. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/06/kalenga-defeats-masternak/#more-178065

24. Juni 2014