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MELDUNG/1459: Auf den Spuren der Legende (SB)




Wie seinerzeit Hopkins will Golowkin alle Titel vereinen

Gennadi Gennadjewitsch Golowkin (GGG) gilt derzeit als weltbester Boxer im Mittelgewicht, wobei derartige Superlative natürlich mit Vorsicht zu genießen sind. Im Grunde wäre diese Aussage nur dann gültig, wenn jeder gegen jeden gekämpft hätte, was selbst im Kreis jener Akteure, die auf der Rangliste eines Verbandes versammelt sind, nicht der Fall ist. Die Annahme, daß der Weltmeister mit Sicherheit besser als seine plazierten Konkurrenten und unter diesen wiederum die Reihenfolge ein sicherer Beleg für die Abstufung ihres Könnens sei, trifft in der unterstellten Ausschließlichkeit nicht zu. Karrieren hängen von diversen Umständen ab, unter denen das Umfeld in Gestalt von Trainern, Managern und Promotern mindestens ebenso wichtig wie Talent und Entschlossenheit des Boxers ist.

Was für Golowkin spricht, ist zum einen seine ungewöhnliche Bilanz. Er ist in 29 Profikämpfen ungeschlagen, von denen er 26 vorzeitig gewonnen hat. Keiner seiner letzten 16 Gegner schaffte es in die Punktwertung, was nicht daran liegt, daß der Kasache gefährlichen Kontrahenten aus dem Weg gegangen wäre. Eher schon verhält es sich umgekehrt, da inzwischen niemand mehr Lust hat, ihm vor die Fäuste zu laufen. Der Kasache ist Superchampion der WBA sowie Weltmeister des kleinen Verbands IBO. Nach der Niederlage des Argentiniers Sergio Martinez gegen Miguel Cotto ist Golowkin für Experten die unumstrittene Nummer eins im Mittelgewicht. Da Martinez nach langer Verletzungspause zurückgekehrt war und offensichtlich nach wie vor mit Knieproblemen zu kämpfen hatte, geht man nicht davon aus, daß er seine Karriere fortsetzen wird.

Gennadi Golowkin hatte seine Profikarriere 2006 bei Spotlight Boxing, einer Schwesterfirma der Hamburger Universum Box-Promotion Klaus-Peter Kohls, begonnen. Trainiert wurde er zunächst von Magomed Schaburow, den ersten Kampf unter dieser Regie absolvierte er am 6. Mai 2006. Am 21. November 2009 absolvierte er seinen letzten Kampf für Spotlight Boxing, kündigte den Vertrag im Januar 2010 und machte sich selbständig. Im Sommer 2011 trennte er sich endgültig von seinem früheren Promoter, der mit dem Versuch scheiterte, ihn weiter an sich zu binden. Vor dem Hamburger Oberlandesgericht wurde eine Einigung erzielt, die es dem Kasachen erlaubte, seine Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen. Ende 2011 unterschrieb er einen Promotervertrag bei Tom Loeffler, der die Interessen der von den Brüdern Klitschko gegründeten K2 Promotions in den USA vertritt.

Am 26. Juli bestreitet Gennadi Golowkin seinen nächsten Kampf, bei dem er im New Yorker Madison Square Garden auf Daniel Geale trifft. Der Australier hat 30 Auftritte gewonnen, zwei verloren und war früher Weltmeister der Verbände WBA und IBF. Geale hatte als amtierender IBF-Champion den Titel der WBA durch einen Sieg gegen Felix Sturm hinzugewonnen, ihn dann aber kampflos niedergelegt, da er damals nicht gegen Golowkin antreten wollte. Den Gürtel der IBF verlor er im August letzten Jahres in Atlantik City an den Briten Darren Barker. Seither ist sein Interesse an einem Kampf gegen den Kasachen gewachsen. Der Titelverteidiger geht davon aus, daß er diesmal über die volle Distanz gehen muß, da der Australier ein ausgezeichneter Kämpfer sei. Geale habe zwei Deutsche in Deutschland geschlagen, was schon alles sage, merkt sein Trainer Abel Sanchez an.

Nach Angaben Tom Loefflers will sich Golowkin nach seinem Kampf gegen Daniel Geale auf eine Zusammenführung der Titel im Mittelgewicht konzentrieren. Er strebt mithin Kämpfe gegen Miguel Cotto (WBC), Peter Quillin (WBO) und Sam Soliman (IBF) an. Es sei wichtig, alle vier Titel zu besitzen, da viele potentielle Gegner Golowkin aus dem Weg gingen. Hätte er alle Gürtel, gäbe es keine Ausreden mehr. Auf die Äußerung Oscar de la Hoyas, er wolle einen Kampf zwischen Gennadi Golowkin und Saul "Canelo" Alvarez auf die Beine zu stellen, reagierte Loeffler mit Interesse. [1]

Sollte es dem Kasachen tatsächlich eines Tages gelingen, alle vier maßgeblichen Titel im Mittelgewicht zusammenzuführen, folgte er dem Beispiel des legendären Bernard Hopkins. Dieser war seinerzeit der erste Boxer, der sämtliche Gürtel in einer Gewichtsklasse vereinigen konnte, und gilt zudem als der Mittelgewichtsweltmeister mit der längsten Regentschaft und den meisten Titelverteidigungen aller Zeiten. Wenngleich diese Ära lange zurückliegt, boxt Hopkins immer noch erfolgreich. Am 21. Mai 2011 wurde er WBC-Champion im Halbschwergewicht und damit der älteste Weltmeister in der Geschichte des Boxsports. Am 9. März 2013 steigerte er mit dem Gewinn des IBF-Titels seinen eigenen Rekord auf 48 Jahre und 53 Tage. Daß sich der Kreis schließt, indem Bernard Hopkins und Gennadi Golowkin im Ring aufeinandertreffen, ist jedoch schon aus Gewichtsgründen so gut wie unmöglich.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6187-golovkin-strebt-titelvereinigung-antom-loeffler-es-ist-wichtig-alle-titel-zu-haben.html

19. Juli 2014