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MELDUNG/1498: Großen Worten sollten große Taten folgen (SB)




Adrien Broners Sieg löst keine Begeisterungsstürme aus

Der unbestritten talentierte Adrien Broner nimmt den Mund so voll, daß er zwangsläufig an seiner überzogenen Selbstdarstellung gemessen wird. Anders als in der Vergangenheit, in der er es zum Weltmeister in drei Gewichtsklassen gebracht hat, weht ihm in jüngerer Zeit ein recht kalter Wind ins Gesicht. Der Sprung vom Leicht- ins Weltergewicht um des nächsten Titels willen erwies sich letztendlich als Eigentor, da ihm der körperlich weit überlegene Argentinier Marcos Maidana den frischgewonnenen Gürtel abnahm. Seit dieser Niederlage im letzten Dezember kämpft Broner im Halbweltergewicht um eine Wiederherstellung seines Rufs, die ihm bislang nur bedingt gelungen ist. Wenngleich er nun auch auch Emmanuel Taylor besiegen konnte, war sein jüngster Auftritt nicht dazu angetan, die wachsende Zahl der Kritiker zu überzeugen.

Broner setzte sich in seiner Heimatstadt Cincinnati nach zwölf hart umkämpften Runden letzten Endes recht deutlich durch (115:112, 116:111, 116:111), doch löste dieses Ergebnis nach dem zuvor angekündigten vorzeitigen Sieg nicht gerade Begeisterungsstürme aus. Der Lokalmatador fand im Grunde erst in der zweiten Hälfte in den Kampf, da er nun seinen Jab häufiger einsetzte und gute Kombinationen auf der Außenbahn ins Ziel brachte. Taylor steckte jedoch selbst wuchtige Körpertreffer weg und hielt lange mit. Er machte eine unerwartet gute Figur gegen den ehemaligen Weltmeister, der eher mühsam als überzeugend die Mehrzahl der Runden für sich entschied.

So ging beispielsweise die zehnte Runde ging klar an den Außenseiter, und im folgenden Durchgang trug Broner bei einem Zusammenstoß eine Rißwunde über dem rechten Auge davon. Auch in der zwölften und letzten Runde mußte er zunächst mehrere Kopftreffer einstecken, bis es ihm schließlich gelang, Taylor mit einer Kombination auf die Bretter zu schicken, die den Kampf zwar nicht beendete, sich aber auf den Zetteln der Punktrichter zu seinen Gunsten auswirkte. Dank dieses Erfolgs verbesserte Adrien Broner seine Bilanz auf 29 Siege und eine Niederlage, während für Emmanuel Taylor nun 18 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen. [1]

Wie Taylor im nachfolgenden Interview zu Recht hervorhob, habe wohl niemand erwartet, daß er so gut mithalten konnte. Er führte seine über weite Strecken beachtliche Leistung auf eine intensive Vorbereitung zurück und bedauerte insbesondere den unverhofften Niederschlag wenige Sekunden vor Ende des Kampfs. Broner dankte dem Gegner, der eine mutige Entscheidung getroffen habe, nach Cincinnati zu kommen. Weiter erklärte der frühere Champion, daß er sich in etlichen "Kriegen" wie dem gegen Maidana geschlagen habe und durch den Sieg über einen so anspruchsvollen Kontrahenten wie Taylor an die Spitze zurückgekehrt sei. [2] Wäre es nach ihm gegangen, hätte er an diesem Abend gegen Lucas Matthysse gekämpft. Er werde seinen Berater Al Haymon veranlassen, ein Duell mit dem Argentinier in die Wege zu leiten. [3]

Diese forsche Selbsteinschätzung hielt indessen den offenkundigen Fakten nicht stand, hatte ihm der als Durchschnittsgegner eingeschätzte Taylor doch erheblich mehr als erwartet abverlangt. Matthysse, der im Rahmen derselben Veranstaltung in den Ring stieg, setzte sich überzeugend durch. Wenngleich der Ringrichter durch eine frühzeitige Fehlleistung einen vielversprechenden Kampf verhinderte, bestätigte der Argentinier durch sein dominantes Auftreten in den ersten beiden Runden doch sein Können, dem Broner kaum gewachsen sein dürfte. Auch Chris Algieris Beweglichkeit oder Danny Garcias gefährliches Konterboxen könnten ihn vor unlösbare Probleme stellen, wobei mit Lamont Peterson, Viktor Postol und Ruslan Prowodnikow noch diverse weitere potentielle Gegner zu nennen sind, die Broner erst einmal besiegen muß, bevor er eine Führungsposition im Halbweltergewicht für sich reklamieren kann.

Daß sich Adrien Broner vor seinen Auftritten herablassend über seine Gegner äußert, ist nicht sein entscheidendes Manko. Diese Haltung ist im US-amerikanischen Boxgeschäft gang und gäbe, so daß sie geradezu eingefordert wird. Anders als sein großes Vorbild Floyd Mayweather scheint Broner jedoch nicht in der Lage zu sein, die Überheblichkeit zurückzustellen, sobald er in den Ring steigt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/09/broner-taylor-early-action- from-cincinnati/#more-181423

[2] http://www.boxen.de/news/broner-verteidigt-titel-gegen-taylor- 32543

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/09/is-broner-the-next-mayweather- or-judah/#more-181443

7. September 2014