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MELDUNG/1589: Dünne Decke im Schwergewicht (SB)




Andy Ruiz quält sich zum Arbeitssieg über Sergej Liachowitsch

Wie dünn die Decke hochklassiger Schwergewichtler derzeit ist, belegt der jüngste Auftritt von Andy Ruiz. Sein Name fiel bislang zumeist, wann immer der Versuch unternommen wurde, wenigstens eine Handvoll Kandidaten aufzuzählen, deren künftige Titelchance nicht von vornherein auszuschließen sei. In 23 Kämpfen ungeschlagen, wird Ruiz bei den Verbänden WBO (3), WBC (8) und IBF (13) in recht ansehnlichen Positionen der Rangliste geführt. Sein Kampf gegen den ehemaligen WBO-Weltmeister Sergej Liachowitsch lieferte jedoch wenig Anhaltspunkte dafür, daß dabei ein Anwärter auf die Herausforderung eines Weltmeisters seine Ansprüche geltend gemacht hätte.

Ruiz setzte sich zwar in Phoenix über zehn Runden einstimmig nach Punkten durch (98:92, 96:94, 99:91), doch fiel dieser deutliche Vorsprung allzu schmeichelhaft für den Favoriten aus. Der 38 Jahre alte Liachowitsch, für den nun 26 Siege und sechs Niederlagen zu Buche stehen, steckte selbst die härtesten Treffer problemlos weg und wirkte in keiner Phase angeschlagen. Zieht man in Betracht, daß ihn Deontay Wilder im August 2013 bereits in der ersten Runde ausgeschaltet hatte, so wird deutlich, wie weit Ruiz von der Spitze im Schwergewicht entfernt ist.

Andy Ruiz wirkte unförmig und sehr behäbig, wobei ihm bereits nach der dritten Runde die Luft auszugehen schien, so daß er in der Folge gemeinsam mit seinem Gegner immer häufiger klammerte, um sich Atempausen zu verschaffen. Daraus resultierte ein unansehnlicher Kampf, in dem der Favorit einen mühsamen Arbeitssieg erwirtschaftete, der das Publikum langweilte und enttäuschte. Zudem hatte Ruiz eine schwache Deckung, die Liachowitsch dazu einlud, seine Schläge fast nach Belieben zu plazieren.

Was sein Promoter Top Rank mit Andy Ruiz vorhat, ist ungewiß. Wollte man ihm das Talent attestieren, eines Tages ernsthaft um einen Titel zu kämpfen, müßte er sich in eine weit bessere körperliche Verfassung bringen. Derzeit weisen seine Defensive, Beweglichkeit und Kondition derart gravierende Mängel auf, daß nicht nur Wladimir Klitschko, Bermane Stiverne oder Deontay Wilder leichtes Spiel mit ihm hätten. Er hat seine Bilanz bislang mit vergleichsweise leichten Gegnern saubergehalten, was sich schlagartig ändern würde, konfrontierte man ihn mit gefährlicheren Rivalen. [1]

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Brandon Rios und Mike Alvarado im Niemandsland

Am 24. Januar treffen die Weltergewichtler Brandon Rios und Mike Alvarado in Broomfield, Colorado, zu ihrem dritten Kampf aufeinander. In ihrem ersten Duell hatte sich Rios im Herbst 2012 in der siebten Runde durchgesetzt, wofür sich Alvarado fünf Monate später mit einem Punktsieg revanchierte. Nach diesem Erfolg ging es für letzteren steil bergab, da er gegen Ruslan Prowodnikow und Juan Manuel Marquez verlor. Auch für Rios sah es kaum besser aus, da er sich im November 2013 dem klar überlegenen Philippiner Manny Pacquiao nach Punkten geschlagen geben mußte. Bei seinem bislang letzten Auftritt lag er bereits im Rückstand, als der Ringrichter seinen Gegner Diego Chaves in der neunten Runde disqualifizierte. Beide Akteure hatten sich grobe Regelwidrigkeiten geleistet, doch bestraft wurde nur der Argentinier.

Während für Brandon Rios 32 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat Mike Alvarado 34 Auftritte gewonnen und drei verloren. Beide stecken nach diversen Rückschlägen im Niemandsland fest, wobei kaum zu entscheiden ist, wer von beiden in jüngerer Zeit den schlechteren Eindruck hinterlassen hat. Dennoch hofft man beim Sender HBO, das dritte und entscheidende Duell erfolgreich vermarkten zu können, und produziert zur Bewerbung sogar eine Vorschau, die am 10. Januar ausgestrahlt werden soll.

Einen gewissen Zündstoff birgt dieser Kampf insofern, als nur der Sieger seine Karriere wieder voranbringt und von Top Rank mit einem namhaften Gegner wie Timothy Bradley zusammengeführt werden könnte. Der Verlierer dürfte hingegen endgültig vor einem Scherbenhaufen stehen und kaum noch einen bedeutenden Auftritt bekommen. Da also für beide sehr viel auf dem Spiel steht, ist ein verbissener Kampf zu erwarten, der durchaus vorzeitig enden könnte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/andy-ruiz-jr-defeats-liakhovich-looks-poor/#more-185909

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/road-to-alvarado-rios-3-to-air-on-january-10th-on-hbo/#more-185860

27. Dezember 2014


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