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MELDUNG/1635: Extrawürste wecken Argwohn (SB)



Kampf zwischen Danny Garcia und Lamont Peterson überbewertet?

Wie inzwischen offiziell bestätigt wurde, kommt es am 11. April im New Yorker Barclays Center zu zwei Kämpfen mit namhafter Besetzung. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in Brooklyn, mit der die Zusammenarbeit des einflußreichen Beraters Al Haymon mit dem Sender NBC in Gestalt der Reihe "Premier Boxing Championship" beginnt, steht ein Duell zwischen Danny Garcia und Lamont Peterson. Im Vorprogramm treffen Andy Lee und Peter Quillin aufeinander. Genaugenommen ist dies der höherwertige Kampf, da der Ire den Titel der WBO im Mittelgewicht gegen seinen Vorgänger aus den USA verteidigt. Garcia ist zwar Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht und Peterson IBF-Champion im selben Limit, doch wurden Sonderkonditionen vereinbart, die ihr Aufeinandertreffen abwerten und mit einem Fragezeichen versehen.

Der Kampf zwischen dem in 29 Auftritten ungeschlagenen Puertoricaner und seinem US-amerikanischen Gegner, für den 33 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen, ist nur auf zehn Runden angesetzt. Außerdem wird er mit einem vereinbarten Limit von 143 US-Pfund (knapp 65 kg) ausgetragen, das über dem Halbweltergewicht (bis 63,503 kg) liegt. Folglich handelt es sich nicht etwa um eine spektakuläre Begegnung zweier Weltmeister, bei der drei Titel zusammengeführt werden, wie man sie gerne bereits im vergangenen Jahr gesehen hätte. Der Berater Al Haymon, bei dem beide Boxer unter Vertrag stehen, hatte jedoch andere Pläne. Er verschaffte ihnen leichte Kämpfe gegen Rod Salka respektive Anglo Santana, die hoffnungslos überfordert waren.

Warum das Duell nur auf zehn Runden angesetzt ist, wurde nicht mitgeteilt. Man kann nur vermuten, daß dies der körperlichen Verfassung Garcias geschuldet ist, der nicht in einem Kampf über zwölf Runden aufgrund von Konditionsproblemen schlecht aussehen soll. Der Puertoricaner boxte schon gegen den Leichtgewichtler Rod Salka bei einem Limit von 143 US-Pfund und hat offenbar Probleme, das Halbweltergewicht zu erreichen. Da Salka seinem Gegner von der Physis her wenig entgegenzusetzen hatte, mußte er sich rasch geschlagen geben.

Ob Peterson im Falle einer relativ knappen Punktwertung eine Chance hat, diesen Kampf zu gewinnen, ist ungewiß. Im vergangenen Jahr schien Garcia gegen Mauricio Herrera zu verlieren, wurde aber nach zwölf Runden überraschend zum Sieger erklärt. Da das Duell in Puerto Rico ausgetragen wurde, haftete dem umstrittenen Ergebnis der Geruch eines Heimvorteils an. Wie sich jedoch gezeigt hatte, läßt Danny Garcia durchaus Schwächen erkennen, wenn er sich nicht gerade mit einem Niederschlag durchsetzen kann.

Dessen ungeachtet erklärte er in Bewerbung des Kampfs gegen Peterson, es sei ihm eine Ehre, wieder einmal in Brooklyn anzutreten, wo er einige der größten Erfolge seiner Karriere gefeiert habe. Die Fans hätten so lange auf dieses Duell gewartet, und er werde ihnen eine Vorstellung geben, die ihre Erwartungen restlos erfüllt. Daß der Kampf live von NBC übertragen wird, komme als Bonus hinzu.

Daß Garcia mit seiner Einschätzung richtig liegt, die Fans hätten diesen Kampf geradezu herbeigesehnt, darf allerdings bezweifelt werden. Das Interesse scheint eher lauwarm zu sein, zumal Lamont Peterson keine große Fangemeinde mitbringt. Abgesehen von dem Briten Amir Khan hat er keinen Gegner besiegt, dessen Name dem breiteren Publikum geläufig wäre. Im Jahr 2013 verlor er binnen drei Runden gegen den Argentinier Lucas Matthysse und hat seither keinen Versuch unternommen, sich für diese Niederlage zu revanchieren. Statt dessen setzte er sich gegen zwei handverlesene Kontrahenten durch und steht daher im Ruf, ein schwacher Weltmeister zu sein.

Danny Garcia ist zwar dank seiner puertoricanischen Fans populärer, hat aber seit dem vielbeachteten Sieg über Lucas Matthysse ebenfalls keine sonderlich guten Leistungen mehr geboten. Statt einer Revanche mit Herrera, Matthysse oder Khan den Zuschlag zu geben, scheint er schon wieder den leichteren Weg zu gehen. So hat er den Pflichtherausforderer Viktor Postol ausbezahlt, um freie Hand für Peterson zu haben. Der 26jährige könnte ins Weltergewicht aufsteigen und dort gegen hochklassige Gegner antreten, scheut aber offenbar die Gefahr, ohne seinen üblichen Gewichtsvorteil auf der Strecke zu bleiben. Statt dessen handelt er lieber ein Limit aus und tritt gegen Kontrahenten an, die ihm körperlich nicht gewachsen sind. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/02/danny-garcia-vs-lamont-peterson-peter-quillin-vs-andy-lee-official-for-april-11th/#more-188181

14. Februar 2015


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