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MELDUNG/1707: Eisenschädel sind dünn gesät (SB)



WBC-Champion Deontay Wilder knöpft sich Eric Molina vor

Deontay Wilder verteidigt den WBC-Titel im Schwergewicht am 13. Juni in Birmingham, Alabama, gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Eric Molina. Wilder, der in 33 Profikämpfen ungeschlagen ist und lediglich beim Titelgewinn im Kampf gegen den Kanadier Bermane Stiverne über volle zwölf Runden gehen mußte, steht ein weiterer vorzeitiger Sieg ins Haus. Sein Gegner, für den 23 gewonnene und zwei verlorene Auftritte notiert sind, gilt bei dieser vom Sender Showtime übertragenen Veranstaltung als vergleichsweise leichte Beute des schlaggewaltigen Weltmeisters, der damit die Zeit bis zu einem hochklassigen Kampf gegen Wladimir Klitschko überbrückt.

Dem 33jährigen Herausforderer wird immerhin soviel Talent und Schlagwirkung attestiert, daß er dem 2,01 m großen Champion einen attraktiven Widerpart bieten könnte. Wenngleich Molina wohl kaum eine zweite Chance bekommen dürfte, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, könnte er seiner Karriere mit einer respektablen Leistung doch einen gehörigen Schub verleihen, der ihm künftig noch den einen oder andern einträglichen Auftritt beschert. Wilder hätte sich einen noch leichteren Gegner unter den Top 15 des WBC aussuchen können, doch muß er sich für Klitschko rüsten, mit dem er aller Voraussicht nach im Frühjahr 2016 um die Vorherrschaft im Schwergewicht kämpfen wird.

In diesem Duell werden die Titel aller vier maßgeblichen Verbände zusammengeführt, weshalb der US-Amerikaner auch die mit Abstand höchste Börse einstreichen kann, die er bis dahin in seiner Karriere bekommen hat. Wladimir Klitschko muß zuvor den Briten Tyson Fury besiegen, der als Pflichtherausforderer der WBO seinen Anspruch geltend macht. Wenngleich der eher mühsame Punktsieg des Ukrainers über Bryant Jennings im New Yorker Madison Square Garden diversen Kritikern Anlaß bot, Klitschko eine Niederlage gegen den Briten vorherzusagen, dürfte dieser doch kaum ungeschoren davonkommen.

Wilder hatte Fury nach seinem Titelgewinn einen Kampf angeboten, worauf der Brite jedoch wohlweislich nicht einging. Die absehbare Niederlage hätte ihn noch weiter zurückgeworfen als eine mögliche Schlappe gegen Klitschko, wobei ihn diese allerdings auch indiskutabel für den US-Amerikaner machen würde. Nachdem sich Wilder am Eisenschädel des robusten Stiverne die rechte Schlaghand lädiert hatte, dürfte im Kampf gegen Molina eine neue Serie vorzeitiger Siege beginnen. Der WBC-Champion ist nicht nur groß und mit einer enormen Schlagwirkung ausgestattet, sondern auch so schnell, daß er keinen Kontrahenten in der Königsklasse fürchten muß. Allerdings warten fortan erfahrene und gefährliche Gegner wie Alexander Powetkin auf ihn, die er schwerlich mit dem ersten Volltreffer auf die Bretter schicken kann. [1]

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Viertes Duell zwischen Abraham und Stieglitz

Am 18. Juli geht in Halle/Westfalen das vierte Duell zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz über die Bühne. Abraham, der 42 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht gegen den Pflichtherausforderer, für den 47 Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden gegen Felix Sturm zu Buche stehen. Die Promoter Sauerland Event und SES haben sich frühzeitig geeinigt, so daß es zu keiner Versteigerung der Austragungsrechte gekommen ist.

Langweilig dürfte es trotz des Seriencharakters dieses innerdeutschen Kräftemessens kaum werden, zumal die drei zurückliegenden Kapitel durchaus unterhaltsam waren. Stieglitz, der den Gürtel im August 2012 an Abraham verloren, bei der Revanche im März 2013 wiedergewonnen und zuletzt im März 2014 erneut abgegeben hat, möchte die Bilanz unbedingt ausgleichen, da er auf andere Weise absehbar nie mehr Weltmeister werden kann.

Die Schlacht um die Vorherrschaft im Supermittelgewicht gehe weiter, verkündete Kalle Sauerland, wobei er allerdings unterschlug, daß sich diese Dominanz lediglich auf den deutschen Nebenarm der Gewichtsklasse bezieht. Ihm falle kaum eine andere Trilogie in der Geschichte des modernen Boxsports ein, die ein Drama auf vergleichbar hohem Niveau geboten habe. Diesen Superlativ hätte sich der Berliner Promoter nun wirklich verkneifen sollen, da er zwangsläufig zu Widerspruch reizt.

Der 35 Jahre alte Abraham, ehemals ungeschlagener IBF-Weltmeister im Mittelgewicht, hat seit der Niederlage im zweiten Kampf gegen Stieglitz sechs Kämpfe in Folge gegen Kontrahenten gewonnen, die zwar nicht schlecht boxten, aber keinesfalls der höchsten Kategorie zuzuordnen waren, wenn man einmal von dem Magdeburger absieht. Dank dieser bedachtsamen Wahl der Gegner konnte er zuletzt seine Regentschaft konsolidieren und die Sympathien des hiesigen Publikums zurückgewinnen, das seine Freude an innerdeutschen Kämpfen hat.

Stieglitz habe als Pflichtherausforderer diese Chance selbstverständlich verdient, so der Berliner, wobei er betont, wie sehr er diese Rivalität genieße. Da jedoch alle guten Dinge ein Ende haben müßten, werde er vor perfekter Kulisse in Halle die Fehde ein für allemal zu seinen Gunsten entscheiden. Bei ihrem letzten Duell habe er den Magdeburger in der zwölften Runde am Boden gehabt, und diesmal werde der Herausforderer noch viel früher Bekanntschaft mit den Brettern machen, gab sich Abraham siegessicher. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/deontay-wilder-eric-molina-to-be-announced-on-thursday/#more-193062

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12869325/arthur-abraham-fight-robert-stieglitz-fourth

14. Mai 2015


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