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MELDUNG/1967: Ein filmreifer Auftritt (SB)



Tony Bellew im wahren Leben neuer WBC-Champion im Cruisergewicht

In einem filmreifen Auftritt hat sich der britische Cruisergewichtler Tony Bellew in Liverpool den vakanten WBC-Titel gesichert. Nachdem er bei seinem Kampf gegen Ilunga Makabu bereits in der ersten Runde auf den Brettern gelandet war, revanchierte er sich im dritten Durchgang mit einem Niederschlag, worauf sein Gegner die Segel streichen mußte. Im vergangenen Jahr hatte Bellew im jüngsten Streifen der Rocky-Serie einen Boxer gespielt, der vergeblich um die Weltmeisterschaft kämpft. In wahren Leben ging es nun weit besser für ihn aus, da er nach verlorenen Titelkämpfen gegen Adonis Stevenson und Nathan Cleverly im Halbschwergewicht im dritten Anlauf endlich den Gipfel erklimmen konnte.

Der 33jährige Lokalmatador, für den nun 27 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hatte den in Südafrika lebenden Kontrahenten an den Seilen mit einer Serie wuchtiger Haken eingedeckt, bis Makabu zu Boden ging. Da der ursprünglich aus dem Kongo stammende Widersacher zuvor nur einmal verloren und bei seinen Erfolgen 18 von 19 Gegnern vorzeitig besiegt hatte, ging Bellew zunächst vorsichtig zu Werke und arbeitete vor allem mit dem Jab. Gegen Ende der ersten Runde faßte der Brite Mut und stellte sich dem Rechtsausleger zum Schlagabtausch, was ihm jedoch schlecht bekam. Makabu entzog sich ihm an den Seilen und traf ihn mit der Linken genau am Kinn, worauf der Lokalmatador umfiel und eine Rolle rückwärts machte, ehe er von Ringrichter Victor Louglin angezählt wurde.

Nach diesem Warnschuß ging Bellew in der zweiten Runde kein Risiko ein, fiel aber im folgenden Durchgang plötzlich über den Gegner her, der wieder einmal in den Seilen lehnend ausruhte. In einer Serie diverser Treffer war es schließlich ein linker Haken zur Kieferpartie, der zum Abbruch des Kampfes nach einer Minute und 22 Sekunden der dritten Runde führte.

Nichts habe ihn aufhalten können, verkündete Bellew im Hochgefühl des Triumphs. In diesem Stadion könne ihn niemand besiegen, hier komme er Floyd Mayweather so nahe wie kein anderer Boxer, verstieg sich der Brite zu einer Aussage, die man ihm angesichts seiner Erleichterung und Freude nachsehen wird. Nun könne Denis Lebedew kommen oder David Haye, sofern dieser aus dem Schwergewicht in seine alte Gewichtsklasse zurückkehre. Er sei fortan der beste Cruisergewichtler der Welt, so Tony Bellew. [1]

Der Erfolg des Briten über den 28 Jahre alten Ranglistenersten des Verbands WBC kam insofern einer faustdicken Überraschung gleich, als man in den Prognosen in der sattsam bekannten Schlagwirkung des Gastes aus Südafrika den entscheidenden Vorteil gesehen hatte. Makabu war schlecht beraten, sich ein ums andere Mal gegen die Seile zu lehnen, wofür er diesmal bitter bezahlen mußte. Wenngleich es Boxer gibt, die aus dieser Situation heraus vorzüglich kämpfen können, gilt das nicht für den Südafrikaner. Da sich dieses Manko schon bei früheren Auftritten abgezeichnet hatte, ist verwunderlich, warum ihn sei Trainer im Kampf gegen Bellew nicht energisch davon abgehalten hat, sich ohne Not in diese nachteilige Position zu begeben. Makabu braucht viel Platz, um alles hinter seine wuchtigen Schläge zu setzen, den ihm Bellew jedoch nicht ließ. So stand er denn an den Seilen, schloß seine Deckung, so gut es eben ging, und ließ die Schläge über sich ergehen. Das ging in diesem so wichtigen Kampf um den Titel gründlich schief. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/15816211/tony-bellew-gets-first-round-knockdown-seal-dream-world-title

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/05/bellew-defeats-makabu-wins-wbc-title/#more-211041

31. Mai 2016


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