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MELDUNG/2116: Ausgereiftes Turnierkonzept vorgestellt (SB)



Kalle Sauerland und Richard Schaefer kündigen Doppelturnier an

Das seinerzeit von dem Berliner Promoter Kalle Sauerland konzipierte und dem US-amerikanischen Sender Showtime von 2009 bis 2012 realisierte Super-Six-Turnier ist aus heutiger Sicht durchaus legendär und wegweisend zu nennen. Je drei namhafte Supermittelgewichtler aus Europa und den USA kämpften damals in einem Turniersystem um den Rang des weltbesten Akteurs ihres Limits. Wenngleich die ursprüngliche Besetzung mit Arthur Abraham, dem Dänen Mikkel Kessler und dem Briten Carl Froch sowie den US-Amerikanern Andre Ward, Andre Dirrell und Jermain Taylor aufgrund von Verletzungen zwischenzeitlich um weitere Teilnehmer ergänzt werden mußte, war es doch alles in allem ein Erfolg und krönte am Ende Andre Ward aus Oakland mit zwei Titeln zum anerkannt besten Supermittelgewichtler der Branche.

Sauerland hat auch die neue World Boxing Super Series entworfen, die er nun zusammen mit dem US-Promoter Richard Schaefer über die Bühne bringen will. Wenngleich die Gewichtsklassen noch nicht festgelegt und bislang keine Boxer verpflichtet worden sind, traten Schaefer und Sauerland doch in New York mit ihren Plänen vor die Presse, zwei Turniere mit jeweils acht Teilnehmern durchzuführen, die mit einem Preisgeld von insgesamt 50 Millionen Dollar ausgestattet sein sollen. Den beiden Turniersiegern stehen je 10 Millionen Dollar sowie der Muhammad-Ali-Pokal in Aussicht, der in Zusammenarbeit mit Alis Familie geschaffen und von Silvio Gazzaniga entworfen wurde, der auch Designer des FIFA-WM-Pokals war.

Schaefer, der Mitbegründer und frühere Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, hat im vergangenen Jahr sein eigenes Unternehmen Ringstar Sports gegründet. Zusammen mit Kalle Sauerland, der zu den führenden europäischen Promotern zählt, will er in Kürze bekanntgeben, in welchen Gewichtsklassen die beiden Turniere ausgetragen werden. Dann sollen Weltmeister verschiedener Verbände und weitere namhafte Akteure aus den Top 15 zur Teilnahme bewogen werden. Wie Schaefer durchblicken ließ, werde man wohl Gewichtsklassen auswählen, die bislang ein wenig vernachlässigt worden seien. Auf diese Weise wolle man Boxer, die zu Unrecht vom breiteren Publikum ausgeblendet würden, ins Scheinwerferlicht führen.

In den USA wurde zwar noch kein Fernsehvertrag abgeschlossen, doch ist Richard Schaefer eigenen Angaben zufolge mit Stephen Espinoza von Showtime Sports im Gespräch. Da die beiden seit vielen Jahren gedeihlich zusammengearbeitet haben und Espinoza an der Pressekonferenz teilnahm, spricht vieles dafür, daß es zu dieser Kooperation kommen wird. Sieben Kämpfe sollen in den USA, die anderen sieben vorzugsweise in Europa ausgetragen werden. Als Veranstaltungsorte ziehe man große Arenen in Betracht, darunter den Madison Square Garden und das Barclays Center in New York, das Staples Center in Los Angeles, die T-Mobile Arena in Las Vegas sowie weitere bedeutende Hallen oder Stadien in Großbritannien und Deutschland.

Kalle Sauerland hatte sein Konzept Richard Schaefer vorgestellt, der eigenen Angaben zufolge zunächst skeptisch war. Im Laufe der Jahre habe er diverse hochdotierte Ideen kommen und gehen sehen, doch bei der Präsentation dieses Vorhabens auf einem Meeting habe ihn die Qualität des Entwurfs und der Kooperationspartner überzeugt. Unter dem Dach der Comosa AG, eines Schweizer Unternehmens mit Anteilshaltern aus dem Marketing (Highlight Event & Entertainment), dem Fernsehen (Modern Times Group) und dem Boxen (Team Sauerland) soll die mehrjährige Finanzierung gesichert sein. Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden von Comosa, Roberto Dalmiglio, wird das Turnier neue Maßstäbe setzen, eine kohärente Regieführung garantieren und jederzeit hochklassige Kämpfe präsentieren. Sein Unternehmen sehe sich der Aufgabe verpflichtet, die World Boxing Super Series zum weltweit größten und besten Boxturnier zu machen.

Nachdem das Teilnehmerfeld komplett ist, soll voraussichtlich im Juni eine im Fernsehen übertragene Auswahl stattfinden. Die vier besten Boxer jedes der beiden Turniere werden gesetzt und dürfen unter den restlichen vier Konkurrenten ihren Gegner aussuchen, beginnend beim höchstplazierten Teilnehmer. Sollte ein Weltmeister partizipieren, wird die Verteidigung seines Titels in das Turnier integriert. Zudem wollen Sauerland und Schaefer in enger Absprache mit den Verbänden sicherstellen, daß Probleme wegen anstehender Pflichtherausforderungen ausgeräumt werden. Das Viertelfinale beider Turniere ist für September oder Oktober 2017 geplant, das Halbfinale für Januar oder Februar und das Finale für Mai 2018.

Zwar müssen noch diverse Einzelheiten geklärt werden, doch sollte die Aussicht, bei Erreichen des Viertelfinales womöglich bis zu einer Million Dollar zu verdienen, attraktiv genug sein, um Boxer zur Teilnahme am Turnier zu bewegen. Schaefer zufolge soll zunächst jeder Teilnehmer eine Börse in gleicher Höhe erhalten, wobei dem Sieger eine zusätzliche Prämie winkt. Da in derartigen Turnieren stets die Möglichkeit besteht, daß ein Teilnehmer aufgrund von Verletzungen oder anderer Umstände ausfällt, soll ein Pool weiterer Akteure bereitgestellt werden, deren Namen bekannt sind und die Kämpfe im Vorprogramm austragen. Sollte es zu einem Ausfall im Hauptprogramm kommen, können diese Ersatzleute sofort nachrücken. Auf diese Weise sei der unverzögerte Fortgang des Turniers gewährleistet.

Schaefer geht davon aus, daß andere Promoter ihre Boxer für das Turnier freistellen, da beträchtliche Börsen gezahlt werden und die Organisatoren keinerlei Rechtsansprüche auf die künftige Vermarktung der jeweiligen Akteure erheben. Boxer und Promoter verdienten gutes Geld und müßten nicht Fernsehverträgen nachjagen. Zudem steige im Falle eines Sieges der Bekanntheitsgrad der Boxer, die dadurch aufgewertet würden, so Schaefer. Wie Sauerland hinzufügte, seien die Organisatoren der Turniere nicht gekommen, um zu teilen und zu herrschen, sondern um den professionellen Boxsport zu bereichern. Man wolle die bestmöglichen Kämpfe auf die Beine stellen und letzten Endes für ansehnliche Einkünfte sorgen, die allen beteiligten Promotern zugute kämen. [1]


Fußnote:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/18868583/world-boxing-super-series-tournament-offer-50-million-prize-money

11. März 2017


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