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MELDUNG/2228: Schwergewicht - Böses Blut als Kassenfüller (SB)



Dillian Whyte bekommt es mit Lucas Browne zu tun

Dillian Whyte verteidigt den Silbergürtel des WBC im Schwergewicht am 24. März in der Londoner O2-Arena gegen Lucas Browne. Der 29 Jahre alte Brite hatte sich bei seinem letzten Auftritt im Dezember in Cardiff gegen den Finnen Robert Helenius durchgesetzt und war daraufhin vom World Boxing Council an Nummer eins der Rangliste plaziert worden. Diese Position ist beim WBC in der Regel mit der Ernennung zum Silber-Champion verbunden, und diesen Titel setzt der Brite nun erstmals aufs Spiel, wenn er sich mit dem riesigen Australier mißt. Der Kampf wird von Sky Sports live übertragen. Für Whyte geht es bei diesem anspruchsvollen Auftritt insbesondere darum, seinen Anspruch auf die Herausforderung eines Weltmeisters zu unterstreichen.

Die Pläne des Briten sehen vor, der heftigen verbalen Fehde mit Browne in sozialen Medien und Interviews nun entsprechende Taten folgen zu lassen. Einen Sieg über den Australier vorausgesetzt, will er danach den WBC-Weltmeister Deontay Wilder aufs Korn nehmen und schließlich zum krönenden Abschluß eine Revanche mit seinem langjährigen Rivalen und Landsmann Anthony Joshua austragen. Zuallererst muß Whyte jedoch zusehen, daß er in Greenwich nicht bereits an der ersten Hürde scheitert. Sein Vorhaben ist ohnehin überambitioniert, da es keinerlei Anhaltspunkte dafür gibt, daß er sich anschließend gegen Wilder durchsetzen könnte, der ihm in allen Belangen überlegen sein dürfte.

Wie Dillian Whyte selbstbewußt verkündet, könne er es kaum erwarten, Lucas Browne eine Lektion zu erteilen. Er hasse den Australier, der üble Dinge über ihn erzählt habe, für die er bezahlen müsse. Browne habe versucht, diesem Kampf aus dem Weg zu gehen, indem er wiederholt mit neuen Forderungen nachlegte und behauptete, in den USA winke ihm eine wesentlich bessere Option, die er wahrnehmen wolle. Mit ihm zu verhandeln sei ziemlich frustrierend gewesen, doch schließlich habe doch noch eine Einigung herbeigeführt werden können. Browne sei sehr groß und zudem unbesiegt, so daß man ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfe. Außerdem könne er ordentlich zuschlagen, und da im Schwergewicht nicht selten ein einziger Volltreffer über Sieg und Niederlage entscheide, müsse er auf der Hut sein, so der Brite. Er unterschätze den Gegner nicht, sei aber fest entschlossen, ihn in die Schranken zu weisen und auf die Bretter zu schicken, da alles andere eine herbe Enttäuschung wäre. Gewinne er diesen Kampf, werde er aller Voraussicht nach zum Pflichtherausforderer aufsteigen und wohl noch in diesem Jahr einen Titelkampf bekommen.

Mit Lucas Browne hat der Brite jedoch eine harte Nuß zu knacken, zumal sich der Australier im März 2016 in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny vorzeitig gegen Ruslan Tschagajew durchgesetzt und damals den Titel des regulären WBA-Weltmeisters gewonnen hat. Er ist also in der Lage, sich auch vor dem Heimpublikum eines anspruchsvollen Kontrahenten zu behaupten. Er mußte den Gürtel allerdings aufgrund eines positiven Dopingtests zurückgeben und war einige Zeit gesperrt. Mit England ist er bestens vertraut, da er dort bereits fünf Auftritte gewonnen hat, von denen keiner über die Runden ging.

Er freue sich darauf, wieder einmal im Vereinigten Königreich aufzutreten und dabei Dillian Whyte zu vermöbeln, so der Australier. Wenn schon Dereck Chisora und Robert Helenius in der Lage gewesen seien, Whyte böse zuzusetzen, könne sich der Brite auf noch heftigere Prügel gefaßt machen. Der sei ein Großmaul und ein höchst unangenehmer Zeitgenosse, weshalb er ihm mit Genuß eine Abreibung verpassen werde. In England zu kämpfen sei überhaupt kein Problem, und er wolle sich dort mit einem eindrucksvollen Erfolg für einen Titelkampf empfehlen, so Browne.

Wie sein Manager Matt Clarke hinzufügte, habe Lucas eine unglaubliche Fangemeinde in England und Irland. Er habe noch nie ein Foto oder Autogramm verweigert, was maßgeblich zu seiner Popularität beitrage und ihm enorme Unterstützung garantiere. In den sozialen Medien häuften sich Botschaften, er solle Whyte geschlagen auf die Bretter schicken, und genau das habe er vor. Erst komme der Brite an die Reihe, dann strebe man einen Kampf um die Weltmeisterschaft an.

Whytes Promoter Eddie Hearn kann sich darüber freuen, daß die beiden Akteure eine Fehde inszenieren, die ihr Duell aufwertet. Er spricht von einem elektrisierenden Kampf, da die beiden einander spinnefeind seien. Nach zähen Verhandlungen sei es endlich gelungen, dieses Duell unter Dach und Fach zu bringen, das für die Schwergewichtsszene sehr bedeutsam sei. Daß Dillian Whyte so schlecht auf seinen Gegner zu sprechen sei, werde ihn zu Höchstleistungen anspornen. Dies sei genau der spektakuläre Auftritt, den er seit geraumer Zeit angestrebt habe. Er sei die Nummer eins der WBC-Rangliste und auch bei den anderen Verbänden gut positioniert. Ein Sieg in Greenwich und Whyte werde seinen Titelkampf bekommen. [1]

Wie Hearn dieses Versprechen gegebenenfalls einlösen will, ist jedoch noch nicht abzusehen. Er hatte Deontay Wilder einen Kampf gegen Whyte angeboten, was der US-Amerikaner jedoch mit dem nachvollziehbaren Argument zurückwies, er sei Weltmeister und wolle Anthony Joshua vor die Fäuste bekommen, nicht jedoch einen Ersatzmann, als müsse er sich zuvor qualifizieren. Der britische Promoter erhöhte schließlich sein Angebot auf angeblich 5 Millionen Dollar, worauf sich Wilder bereiterklärte, sofern ihm Hearn für den Fall des Sieges einen Kampf gegen Joshua vertraglich zusichere. Dazu war Hearn jedoch nicht bereit, so daß das Vorhaben scheiterte. Sollte Dillian Whyte gegen Lucas Browne die Oberhand behalten, wäre das für Wilder sicher kein neuer Gesichtspunkt, der ihn veranlassen könnte, den Briten nun doch als Herausforderer zu akzeptieren, statt das langersehnte Duell der Weltmeister mit Anthony Joshua zu bekommen.


Fußnote:

[1] www.boxingnews24.com/2018/01/dillian-whyte-vs-lucas-browne-o2-london-march-24/#more-252790

21. Januar 2018


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