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MELDUNG/2319: Weltergewicht - ein Hauch von Nostalgie ... (SB)



Manny Pacquiao stimmt sich auf Adrien Broner ein

Manny Pacquiao verteidigt den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Weltergewicht am 19. Januar im MGM Grand in Las Vegas gegen Adrien Broner. Für den Philippiner, der im Laufe seiner langen und erfolgreichen Karriere Champion in acht verschiedenen Gewichtsklassen geworden ist und am 17. Dezember 40 Jahre alt wird, stehen 60 Siege, sieben Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche. Sein 29jähriger Gegner aus Cincinnati war Weltmeister in vier Limits und hat 33 Auftritte gewonnen, drei verloren sowie einen unentschieden beendet. Der Kampf wird vom Sender Showtime im Pay-TV übertragen. [1]

Pacquiao, der in seinem Heimatland auch eine politische Laufbahn eingeschlagen und einen Sitz im Senat innehat, gilt als sicherer Kandidat für die Boxing Hall of Fame. Nun kehrt er abermals in den Ring zurück, um seiner Fangemeinde zu demonstrieren, daß er noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Wie er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in New York erklärte, wolle er unter Beweis stellen, daß seine Reise im Boxsport ihren Fortgang nehme, und dem Publikum eine großartige Vorstellung geben. Broner sei ein guter und erfahrener Gegner, den er keinesfalls unterschätzen dürfe. Deshalb werde er hart arbeiten, um in bester Verfassung in den Ring zu steigen.

Adrien Broner, der auf dem absteigenden Ast zu sein schien, da er zuletzt nur unentschieden gekämpft und davor verloren hat, versprach seinerseits, er werde sein Bestes geben. Viele Konkurrenten hätten sich um diesen Kampf gegen Pacquiao gerissen, doch Gott habe ihn auserwählt, sich mit der Legende zu messen. Der Philippiner habe außergewöhnliche Dinge vollbracht und werde in die Ruhmeshalle Einzug halten. Wenngleich daher aller Anlaß bestehe, sich Sorgen zu machen, gehe es ihm nicht darum, lediglich einen fetten Scheck abzuholen, versicherte Broner. Er werde dem Champion einen höllischen Kampf liefern.

Zu diesem Auftritt kehrt Manny Pacquiao erstmals seit zwei Jahren in die USA zurück, wo er hohe Steuerschulden in achtstelliger Höhe haben soll. Manny habe einen laufenden Tilgungsplan mit der Steuerbehörde, die glücklich über diesen Kampf sein dürfte, da seine Einkünfte die Zahlung sicherstellten, teilte Sean Gibbons mit, Matchmaker der MP Promotions und ein Vertrauter Pacquiaos. Da sich der Philippiner dem einflußreichen Berater Al Haymon angeschlossen hat, bei dem die meisten populären Weltergewichtler unter Vertrag stehen, war es kein Problem, sich Broner als Gegner auszusuchen.

Pacquiao hatte bei seinem letzten Auftritt in den USA Jessie Vargas im November 2016 nach Punkten besiegt und sich damit den WBO-Titel gesichert. Im Juli 2017 unterlag er überraschend dem Australier Jeff Horn in dessen Heimatstadt Brisbane, was aber zu einem erheblichen Teil auf das Konto des Ringrichters ging. Ein Jahr später kehrte der Philippiner zurück und setzte sich in Kuala Lumpur in der siebten Runde gegen den Argentinier Lucas Matthysse durch, womit er erstmals seit 2009 wieder vorzeitig gewann und den sekundären WBA-Titel erkämpfte. Damit endete seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Promoter Bob Arum, nachdem er sich zuvor bereits von seinem Trainer Freddie Roach getrennt hatte.

Sollte Pacquiao gegen Broner gewinnen, wäre eine Revanche mit Haymons berühmtestem Klienten Floyd Mayweather nicht auszuschließen, die schon vor einigen Monaten im Gespräch war. Mayweather hatte 2015 nach Punkten gegen ihn gewonnen und drei Titel im Weltergewicht zusammengeführt. Gemeinsam hatten sie alle finanziellen Rekorde gebrochen und einen Erlös von mehr als 600 Millionen Dollar erzielt. Im September trafen die beiden in Japan zusammen und erörterten einen möglichen zweiten Kampf, der später im Jahr 2019 über die Bühne gehen könnte.

Adrien Broner ist für den Philippiner insofern eine nachvollziehbare Wahl, da sich der US-Amerikaner immer noch beträchtlicher Popularität erfreut, obgleich er im Juli 2017 klar gegen Mikey Garcia verloren und im April 2018 nur knapp ein Unentschieden gegen Jesse Vargas gerettet hat. Broner braucht dringend einen spektakulären Erfolg, um seine Karriere wieder zum Laufen zu bringen, wofür Pacquiao bestens geeignet wäre, wenn er ihn denn in die Schranken weisen könnte. Da der Champion schon dreimal vorzeitig verloren habe, werde er ihn abermals ins Reich der Träume schicken, so Broner betont zuversichtlich.

Stephen Espinoza von Showtime Sports hebt Broners Qualitäten hervor, um dem Eindruck entgegenzutreten, der US-Amerikaner habe keine Chance. Natürlich sei Pacquiao als lebende Legende der Favorit bei den Buchmachern, doch dürfe man den Herausforderer nicht unterschätzen. Broner habe sich vor keinem Kampf gedrückt und mit körperlich überlegenen Gegnern wie Shawn Porter oder schlagstarken Widersachern wie Marcos Maidana gemessen.

Bei dieser Titelverteidigung wird Manny Pacquiao erstmals wieder mit seinem früheren Trainer Freddie Roach zusammenarbeiten. In seiner Ecke steht zwar weiterhin Buboy Fernandez, doch wurde Roach ins Boot geholt, um das Trainingslager zu leiten und seine Expertise beizusteuern. Man kann daher davon ausgehen, daß Pacquiao gut vorbereitet und mit einer ausgezeichneten taktischen Marschroute in den Ring steigen wird. Broner gehört definitiv nicht zu den führenden Akteuren im Weltergewicht, wo er gegen Shawn Porter und Marcos Maidana verloren hat, deren Schlagfrequenz ihn überforderte. In jüngerer Zeit wirkte er langsam, eindimensional und konditionsschwächer als zu seinen besten Zeiten. Mit Errol Spence und Terence Crawford, die derzeit den Ton in dieser Gewichtsklasse angeben, könnte er es nicht aufnehmen.

Im Superfedergewicht und Leichtgewicht präsentierte sich Broner auf dem Höhepunkt seines Könnens, zumal er dort mit körperlichen Vorteilen aufwarten konnte. Was das Halbweltergewicht betrifft, ist er von durchschnittlicher Statur, doch im Weltergewicht gehört er zu den kleinsten Akteuren. Manny Pacquiao, der gegen Lucas Matthysse eine ausgezeichnete Vorstellung gab, wäre wohl auch ohne Freddy Roach an seiner Seite imstande, einem unbeweglichen Kontrahenten wie Broner das Nachsehen zu geben. Und da der Philippiner auch mit 40 Jahren konditionell überlegen sein dürfte, wird es der Herausforderer sehr schwer haben, seinerseits Akzente zu setzen. [2]


Fußnoten:

[1] www.espn.com/boxing/story/_/id/25321088/manny-pacquiao-adrien-broner-fight-jan-19-formally-announced

[2] www.boxingnews24.com/2018/11/pacquiao-to-reunite-with-freddie-roach-for-adrien-broner-fight/

21. November 2018


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