Climate & Justice Games - Pressemitteilung vom 17.11.2018 - 11:34 Uhr
Vierter Aktionstag der Climate & Justice Games in Hannover:
Blockade eines Messeeingangs, Kleister, Kreide und viele Aktionen in der
Innenstadt
Der Freitag markierte den bisherigen Höhepunkt der Climate & Justice Games in Hannover, eine Reihe von Aktionen fand über den Tag verteilt in der Innenstadt Hannover wie auch am Gelände der EuroTier-Messe statt.
Am Morgen blockierten etwa 25 Umwelt- und Tierrechtsaktivist*innen mit
einer Sitzblockade den nördlichen EuroTier-Eingang. Kurz darauf fanden
weitere Protest-Aktionen direkt vor der EuroTier statt: unter anderem
protestierten Aktivist*innen von der Kampagne "Free the Soil" gegen den
Kunstdüngerkonzern YARA, indem sie als Kunstdüngersäcke verkleidet blaue
Pillen ausgaben, die den Klimawandel vergessen lassen sollten.
Am Nachmittag protestierten gut 30 Aktivist*innen vor dem
niedersächsischen Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft für einen
Systemwechsel in der Landwirtschaftspolitik. Im Anschluss daran führten
die Aktivist*innen eine symbolische Schließung einer Primark-Filiale
wegen Ausbeutung und Umweltzerstörung durch, und forderten mit
Staubmasken ausgestattet am Niedersächsischen Verkehrsministerium eine
Verkehrswende.
Den Tag über fanden auch umfassende anlasslose Polizeikontrollen und
zwei Gewahrsamnahmen statt.
In den vorhergehenden Aktionstagen von Dienstag bis Donnerstag fanden
bereits eine Reihe von Aktionen sowohl am Gelände der EuroTier-Messe als
auch der Innenstadt Hannovers statt: am Montag, noch vor Beginn der
EuroTier-Messe, entrollten die Umweltorganisationen Robin Wood und
Mighty Earth an einem Futtermittelwerk in Haren ein Transparent. Am
Dienstag folgte eine Sitzblockade der Gruppe Kampagne gegen Tierfabriken
vor dem Agrarkonzern Cargill in Haren sowie zwei Kundgebungen in der
Innenstadt Hannovers der Tierrechtsgruppe Animal Rights Watch.
Der Mittwoch begann mit einem kreativen Adbusting in der Hannoveraner
Innenstadt: Aktivist*innen ersetzten Werbeplakate durch
tierhaltungskritische Motive. Am Nachmittag entrollte die Gruppe Animal
Climate Action in den Messehallen ein Transparent, anschließend zogen
sie durch mehrere Hallen und störten unter anderem eine Rede der
Veranstalter*innen der Messe, der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft
(DLG). Am frühen Abend protestierten Aktivisten von Animal Rights Watch
gegen Pelz und Leder.
Am Donnerstag hatten Aktivist*innen in den frühen Morgenstunden
"Tatortmarkierungen" mit den weißen Umrissen eines Huhnes, eines
Schlachterbeils und Kunstblut vor dem Landvolk Niedersachsen, dem
Landwirtschaftsministerium und dem Futtermittel- und Agrarkonzern
AGRAVIS hinterlassen.
"Es ist inzwischen nicht mehr zu leugnen, dass sowohl Klima- als auch Tierschutz - geschweige denn Klimagerechtigkeit und Tierbefreiung - von oben nicht funktioniert; das derzeitige System nützt wenigen und schadet allen. Immer mehr Menschen wird daher klar, dass ernstgemeinter Klimaschutz und gesellschaftliche Tierbefreiung darin bestehen muss, die Systemfrage zu stellen", sagt Toni Kunner, die in Hannover in lokalen Initiativen aktiv ist.
Die Aktionstage dauern bis Samstag an. Die Organisator*innen gehen davon aus, dass die Games weiter an Fahrt aufnehmen werden. Durch die Verbindung verschiedener sozialer Bewegungen, allen voran der Klimagerechtigkeits- sowie der Tierrechtsbewegung, zeigt sich ein breiter Protest gegen ein ungerechtes und destruktives System, in welchem Leben und Freiheit von Menschen und anderen Tieren Profit-und Machtinteressen der Herrschenden untergeordnet werden.
Zum Anlass der EuroTier-Messe, der weltweit größten Fachmesse für Tierhaltung, haben Gruppen aus dem Klima-, Umwelt- und Tierrechtsspektrum zu Climate & Justice Games in Hannover aufgerufen. Climate & Justice Games sind Aktionstage, bei denen kleine Gruppen auf unterschiedliche Weise ihren Protest zum Ausdruck bringen können. Um deutlich zu machen, dass die Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Natur nicht losgelöst voneinander zu betrachten ist, und um die gemeinsamen Kämpfe von vielen linken und sozialen Bewegungen zu stärken, haben die Veranstalter*innen Klima und Gerechtigkeit gleichermaßen in den Fokus gerückt. Neben der EuroTier-Messe stehen deshalb auch andere Aktionsziele auf dem "Spielplan". Das Ziel soll sein, ganz unterschiedliche Orte und Akteure, die für den Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und Tierausbeutung stehen, aufzuzeigen und zu stören.
Die internationale EuroTier-Messe findet alle zwei Jahre in Hannover statt und ist eine der weltweit größten Tierhaltungsmessen. Vom 13. bis 16. November kommen über 2500 Aussteller*innen und über 150 000 Besucher*innen aus unterschiedlichen Branchen rund um Tierhaltung zusammen. Bereits vor zwei Jahren demonstrierten Klimaaktivist*innen zusammen mit Tierrechtler*innen unter dem Motto "Tierproduktion stoppen - Klima retten" gegen die Messe.
Animal Climate Action:
Animal Climate Action (AniCA) ist eine überregionale Gruppen von
Aktivist*innen. Das Ziel der Gruppe ist es, den Zusammenhang von
Klimawandel und Tierproduktion deutlich zu machen - in der Klima- und der
Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung sowie in der weiteren Öffentlichkeit.
Animal Rights Watch:
Mit sorgfältigen Recherchen, sachlicher Information und innovativen
Aktionen engagiert sich die überregionale Gruppe ARIWA gegen Verschleierung
und Verdrängung - und für die Anerkennung von Tierrechten. Zur Aufklärung
der Öffentlichkeit und praktischer Hilfe für Tiere in Not sind sie
bundesweit mittels vieler Ortsgruppen aktiv.
Zucker im Tank:
Zucker im Tank ist eine unterstützende Struktur für Kleingruppenaktionen,
besonders im Rheinischen Braunkohlerevier. Durch Workshops und ähnliches
wollen sie Menschen zu selbstorganisierten Aktionen befähigen. Dabei liegt
der Fokus auch auf der Verbindung verschiedener herrschaftskritischer
Kämpfe.
*
Quelle:
Climate & Justice Games
E-Mail: info@climate-and-justice.games
Internet: https://climate-and-justice.games
veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2018
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang