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TIERHALTUNG/611: Pferde raus aus den Boxen (PROVIEH)


PROVIEH Ausgabe 04/2013
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Raus aus den Boxen

von Ann-Kathrin Bäcker



Früher waren Pferde geschätzte Arbeitstiere, heute sind sie geliebte Freizeitpartner. Diesen Stellungswandel kann man in der Haltung und im Umgang mit ihnen beobachten, denn die Aufmerksamkeit gilt immer weniger der funktionellen, praktischen und bequemen Haltung, sondern immer mehr den artgemäßen Haltungssystemen, die sich an den Bedürfnissen der Tiere orientieren. Diese neuen Haltungssysteme stützen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und haben das Ziel, der Natur des Pferdes entgegen zu kommen statt, das Pferd an die Bedürfnisse des Menschen anzupassen.

Bei der Boxenhaltung leben Pferde einzeln in verhältnismäßig kleinen Boxen. Das Pferd kann sich zwar in der Box drehen, für viel mehr ist allerdings kein Platz. Bewegung erfahren diese Tiere praktisch nur kontrolliert unter dem Sattel oder wenn sie zeitweise eine andere Art der freien Bewegung angeboten bekommen. Weidegänge sind vor allem im städtischen Raum rar, und nicht selten verbleiben diese Tiere den größten Teil des Tages in ihrer Box. Diese Haltung ist bequem für den Halter, aber sehr nachteilig für die Pferde.

Das wird erst richtig deutlich beim Beobachten der Pferde in der Weidehaltung mit Offenstall. Bei dieser Haltungsform werden die Pferde in der Regel in kleinen Gruppen gehalten, in denen sie die sozialen Interaktion untereinander ausleben können, die sie brauchen. Im Herdenverband spüren sie Sicherheit, und zwischen einzelnen Tieren können enge Freundschaften entstehen. Tag und Nacht stehen ihnen Weide oder ein großer Auslauf und eine offene Unterstellmöglichkeit zur Verfügung, die sie nach Belieben nutzen können. Auch bei Regen und Schnee ziehen viele Pferde das "Draußen" dem "Drinnen" vor. Pferde sind Bewegungstiere. In der Natur legen sie bei ihrer Futtersuche viele Kilometer am Tag zurück. Im Gegensatz zur Boxenhaltung können sie dieses Laufbedürfnis bei der Weidehaltung viel besser ausleben. Die frische Luft, die Bewegung und die Außenreize der Umgebung fördern auch die Pferdegesundheit. Natürlich dürfen die Pferde auch bei der Weidehaltung nicht einfach sich selbst überlassen werden, dafür ist eine Weide kein vollwertiger Ersatz für eine weitläufige Natur. Die hier genannten Aspekte sollen nur einen kleinen Einblick geben, denn es gibt viele weitere moderne Haltungssysteme, die es sich anzuschauen lohnt.

PROVIEH möchte dieses Thema genauer unter die Lupe nehmen: Im neuen Pferde-Projekt geht es darum, welche Anforderungen ein artgemäßes Haltungssystem erfüllen sollte, um den Bedürfnissen von Pferden entgegen zu kommen. Den Flyer zum Projekt können sie in Kürze unter info@provieh.de bestellen.

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Quelle:
PROVIEH Ausgabe 04/2013, Seite 27-28
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Tel.: 0431/248 28-0, Fax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2014