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TIERVERSUCH/505: Tierversuchsfreie Forschung - InVitroJobs porträtiert Arbeitsgruppen (tierrechte)


tierrechte Nr. 56, Juni 2011
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Neu: InVitroJobs porträtiert Arbeitsgruppen
Tierversuchsfreie Forschung

Von Christiane Hohensee


Wie in der vorigen tierrechte-Ausgabe angekündigt, haben wir den Ausbau unserer Plattform zur Förderung der tierversuchsfreien Forschung www.invitrojobs.com vorangetrieben und gleich zwei neue Rubriken geschaffen: "Arbeitsgruppe im Portrait" und "Gastbeitrag". Die erste Arbeitsgruppe und ein Gastbeitrag gingen bereits im April online und begeisterten weitere Wissenschaftler, Ihre Projekte ebenfalls auf unserem Portal vorzustellen.


Die neue Reihe "Arbeitsgruppe im Portrait" hat unser Bundesverband ins Leben gerufen, um Forscher und ihre Arbeit an Ersatzverfahren zum Tierversuch bekannter zu machen - sowohl für interessierte Laien als auch für andere Wissenschaftler. Dadurch können ggf. zuvor noch unbekannte Partner für ein neues Projekt zusammengebracht und der Stand der neu entwickelten Methode sowie Schwierigkeiten auf dem Weg in die internationalen Prüfvorschriften aufgezeigt werden. Dabei wollen wir auch darauf aufmerksam machen, welche Tierversuche durch das jeweilige Verfahren reduziert und bestenfalls ersetzt werden können.


Reagenzglas statt "Versuchskaninchen"

Als erste "Arbeitsgruppe im Portrait" startete das klinische Forschungslabor Kinderherzchirurgie des Universitätsklinikums Tübingen in Baden-Württemberg - mit seinen beiden Arbeitsgruppen "Hämokompatibilität" und "PyrogenTest". Die Wissenschaftler des klinischen Forschungslabors legen Wert auf die Verwendung humanrelevanter Verfahren, das heißt z. B., dort wird Fieber bereits auf der Basis menschlichen Blutes im Reagenzglas statt im Kaninchen erzeugt.

Die Forscher beschäftigen sich mit Problemen, die auftreten können, wenn Medizinprodukte wie Implantate, Kunstherzmodelle, Stents, künstliche Blutgefäße der Herz- und Gefäßchirurgie mit dem menschlichen Blutkreislauf in Kontakt kommen. Solche Medizinprodukte können hitzestabile Bakterienrestbestände (Pyrogene) tragen, die beim Menschen Fieber, Blutdruckabfall, Multiorganversagen oder gar den Tod herbeiführen können. Gesetzlich vorgeschrieben ist daher, Medizinprodukte auf ihre Verträglichkeit zu prüfen. Jahrzehntelang fand dies ausschließlich im Tierversuch statt. EU-weit werden hierfür rund 200.000 Kaninchen jährlich eingesetzt. Seit 2010 ist in der EU das tierversuchsfreie Verfahren PyroDetect als Alternative anerkannt. Dieses wird bereits von vielen Wissenschaftlern und natürlich im klinischen Forschungslabor angewandt. Hier forscht man vor allem an einer Weiterentwicklung des Tests. Dazu der Leiter der PyrogenTest-Arbeitsgruppe, Dr. med. Stefan Fennrich: "Aktuell arbeiten wir an Modellen, mit denen wir humanspezifisch mit dem PyroDetect die gesundheitliche Belastung von Luftkontaminationen an industriellen Arbeitsplätzen beurteilen können. Wir bewegen uns in neue Anwendungsgebiete hinein, somit ist die Herausforderung, uns mit neuen Technologien und Fragestellungen auseinanderzusetzen."

Innovationen wie die der Tübinger Forscher sind ein Beispiel dafür, was auch der Bundesverband mit der Einrichtung der Kommunikationsplattform InVitroJobs erreichen will: Wissenschaftler bei der Entwicklung neuer Ideen zu unterstützen.


Repräsentationsfenster "Gastbeitrag"

Die zweite neue Rubrik "Gastbeitrag" bietet Forschern des Bereichs Ersatzverfahren auf InVitroJobs ein kurzzeitiges Repräsentationsfenster an. Dort können sie einen Artikel über ihre neuesten Innovationen platzieren, inklusive Foto, Grafik, Kurzfilm oder Link zur eigenen Website. Zudem kann der "Gastbeitrag" als öffentliches Diskussionsforum genutzt werden. Während die "Arbeitsgruppe im Portrait" gekennzeichnet ist von längerfristiger Planung und auch durch Pressearbeit begleitet wird, bietet der "Gastbeitrag" die Möglichkeit, flexibel und kurzfristig ein Anliegen zu veröffentlichen.


Konzept kommt an

Das Erscheinen der ersten "Arbeitsgruppe im Portrait" hat unmittelbar zu höheren Zugriffszahlen auf InVitroJobs.com geführt. Auch haben in unserer Arbeitsgruppen-Liste repräsentierte Wissenschaftler nachgefragt, ebenfalls ihre Arbeit auf unserer Plattform vorstellen können - ein schöner Beleg dafür, dass die Idee der beiden neuen Rubriken ankommt und unser Bundesverband dem Bedarf nach Öffentlichkeitsdarstellung tiereinsatzfreier Verfahren entgegenkommt.


Artikel und Interview zur "Arbeitsgruppe im Portrait" unter:
www.invitrojobs.com


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Quelle:
tierrechte - Nr. 56/Juni 2011, S. 16
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2011