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TIERVERSUCH/734: Tierschutz-Forschungspreis - Krankheitsmodelle auf dem Chip statt Tests an Tieren (MfT)


Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Pressemitteilung vom 15. November 2017

Tierschutz-Forschungspreis: Krankheitsmodelle auf dem Chip statt Tests an Tieren


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt die heutige Vergabe des 36. Tierschutzforschungspreises des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Der Preis in Höhe von 25.000 Euro geht in diesem Jahr an ein Team aus Jena, das an Entzündungsprozessen auf dem Chip forscht. Die Technologie belegt die Leistungsfähigkeit tierversuchsfreier Verfahren. Die Multiorgan-on-a-Chip-Technologie kann in Zukunft dazu beitragen, unzählige Tierversuche in der Giftigkeits- und Medikamentenprüfung abzuschaffen. Ein ausführliches Interview mit dem Preisträger veröffentlicht der Verband heute auf seiner Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs.

Der diesjährige 36. Tierschutzforschungspreis des BMEL wird heute durch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt an die Forschergruppe um Privatdozent Dr. Alexander Mosig überreicht. Mosig ist Leiter der Nachwuchsforschergruppe INSPIRE (Biochip-basierte Organmodelle) am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena.

Vorteile gegenüber dem Tierversuch

Mit dem Preis wird das Team für seine Entwicklung von Krankheitsmodellen auf dem Chip ausgezeichnet, denn es konstruiert nicht nur menschliche Organe auf sogenannten mikrofluidischen Systemen, auch Organchips genannt, sondern integriert dort auch organeigene Immunzellen. Das Ziel, Tierversuche zu ersetzen, wird durch die Nachbildung der menschlichen Organe auf dem Chip realistischer. Zudem lassen sich damit beispielsweise krankmachende Entzündungsprozesse wie die der Leber oder die Entwicklung einer Entzündung (Sepsis) in den kleinen Organen genauestens studieren. Mit den Modellen untersucht das Team Organfunktionsstörungen, testet aber auch neue potenzielle pharmazeutische Behandlungsmöglichkeiten.

Chip-Technologie belegt Leistungsfähigkeit tierleidfreier Verfahren "Die Auszeichnung von Dr. Alexander Mosig und seines Teams ist ein wichtiges Signal für die Leistungsfähigkeit tierversuchsfreier Verfahren. Die Multiorgan-on-a-Chip-Technologie kann in Zukunft dazu beitragen, unzählige Tierversuche in der Giftigkeits- und Medikamentenprüfung abzuschaffen. Sie kann außerdem für die Entwicklung von menschlichen Krankheitsmodellen genutzt werden. Damit könnten Krankheitsmechanismen an einem Organismus-ähnlichen menschlichen System irgendwann einmal gänzlich ohne Tierleid erforscht werden", sagt Dr. Christiane Hohensee, Leiterin des Wissenschaftsportals InVitro+Jobs-das Portal für eine tierversuchsfreie Forschung.

Dringend nötig: Tierversuchsfreie Verfahren

Seit 2015 wurden in bislang veröffentlichten Dokumenten(*) 6054 Mäuse und 100 Ratten für die Sepsisforschung genehmigt. Dabei wird die Belastung von Tieren, die als "Sepsismodell" herhalten müssen, als erheblich eingestuft. Die Entwicklung sogenannter Krankheitsmodelle am lebenden Tier führt zudem seit Jahren zu einem rasanten Anstieg der Tierversuchszahlen. Unzählige Krankheitsbilder werden im Tier - meist in Mäusen - durch genetische Manipulation erzeugt. Diese Tierversuche könnten zukünftig durch neue Modelle wie denen der Arbeitsgruppe Mosig ersetzt oder zumindest reduziert werden.

Überfällig: Gezielte Finanzierung fehlender Methoden

Die Auslobung von Forschungspreisen ist eine zentrale Forderung des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte. Eine Forschungspreisverleihung kann jedoch immer nur eine Anerkennung der Forschungsleistungen der Wissenschaftler sein. Eine gezielte Finanzierung der Entwicklung fehlender tierversuchsfreier Verfahren kann er nicht ersetzen. Deswegen fordert der Verband unter anderem einen eigenen Etat zur Förderung tierversuchsfreier Verfahren, neue Kriterien bei der Vergabe von Fördermitteln sowie eine umfassende Gesamtstrategie für eine tierleidfreie Wissenschaft.


Anmerkung:
(*) https://www.animaltestinfo.de/

Lesen Sie dazu auch das ausführliche Interview mit dem Preisträger Dr. Alexander Mosig unter:
www.invitrojobs.de

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Aachen sind über 60 Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Der Verband Menschen für Tierrechte e.V. kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Er verfolgt den Ausstieg aus dem Tierversuch und das Ende der "Nutztier"-Haltung. Um diese Ziele zu erreichen, ernennt der Verband beispielsweise das "Versuchstier des Jahres", betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs und setzt sich für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und Lehre ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 15. November 2017
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Geschäftsstelle: Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Telefon: 0211 / 22 08 56 48, Fax. 0211 / 22 08 56 49
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2017

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