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GEFAHR/020: Billiglösung bei Stocamine-Sanierung bringt Grundwasser in Gefahr (BUND SOR)


BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
An die Medien, 14. Juli 2010

Stocamine (F): Billiglösungen dürfen die Zukunft des Grundwassers am Oberrhein nicht gefährden]

BUND und französische Umweltverbände fordern "enkelverträgliche" Lösung


Im Jahr 1998 wurde gegen den heftigen Protest französischer Umweltschützer und des BUND die größte und "sicherste" französische Giftmülldeponie Stocamine im elsässischen Wittelsheim in Betrieb genommen. Unsere damaligen Warnungen vor Billiglösungen, vor möglichen Wassereinbrüchen und Bränden wurden nicht ernst genommen, denn laut Betriebsleitung sollten ja nur absolut unbrennbare Gifte, für Jahrtausende sicher, eingelagert werden.

Im September 2002 bemerkten dann die Bergleute der benachbarten Kaligrube giftigen Rauch. Sie verließen das Bergwerk, das dann auch geschlossen werden musste, denn das "Unmögliche" war eingetreten. Der laut Werksleitung "absolut nicht brennbare Giftmüll" in der benachbarten Deponie brannte über Wochen. Der BUND schenkte der Stocamine daraufhin in einer symbolischen Aktion einen Rauchmelder, denn solche Sicherheitsvorkehrungen waren in der größten Giftmüllgrube Frankreichs nicht vorgesehen gewesen.

Jetzt geht es um die zentrale Frage, was mit der beschädigten Deponie und dem Giftmüll (ca. 44.000 Tonnen, darunter Zyanid, Asbest, Arsen, sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen) geschehen soll. Die Betreiberfirma Stocamine und ihr Hauptaktionär, die elsässischen Kalibergwerke, bevorzugen, wie zu erwarten, erneut eine "Billiglösung". Sie wollen die Stollen einfach mit Beton verschließen.

Eine langfristig sicherere Lösung, wäre es, den Giftmüll wieder auszugraben und ordnungsgemäß zu entsorgen. Giftmüll "billig zu entsorgen", dieser Wunsch der Industrie, dem die Stocamine einfach folgte, kommt die französischen SteuerzahlerInnen so oder so teuer zu stehen. Vor dem Handeln braucht es vor allem eine genaue Analyse und mehr Transparenz, die bisher nicht gegeben war. Mit "Sparen am falschen Platz", mit unverantwortlichem Leichtsinn und mangelnder Kontrolle wurden der Brand und der sich verschlechternde Zustand der Stollen herbeigeführt. Wenn jetzt wieder an der falschen Stelle gespart wird, dann werden die Kosten einfach nur (passend zum heutigen Schuldenstaat) in die Zukunft geschoben... Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und französische Umweltverbände wollen eine tatsächlich zukunftsfähige "enkelverträgliche" Lösung und keine langfristig teure Verlagerung der Probleme in die Zukunft.

Der interne Bericht der elsässischen Umweltbehörde zum Thema Stocamine sollte unbedingt ins Deutsche übersetzt werden und es ist höchste Zeit, dass sich die grenzüberschreitenden Gremien endlich auch einmal intensiv mit diesem wichtigen umweltpolitischen Regionalthema befassen. Der BUND wird diesen Wunsch nach der Übersetzung und mehr Informationen auch an das Regierungspräsidium stellen.

Axel Mayer / Geschäftsführer


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Quelle:
Mitteilung an die Medien vom 14.07.2010
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein
Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Tel.: 0761/30383, Fax: 0761/23582
E-Mail: bund.freiburg@bund.net
Internet: www.bund-freiburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2010