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ATOM/1005: Generationenhochschule zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (idw)


Hochschule Harz, Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH) - 23.02.2013

Trotz vieler Antworten bleiben Fragen zu Atomkraft, Endlagerung und der Situation in Deutschland



Am Dienstag, dem 19. Februar, lud die GenerationenHochschule aktuell zu einem brandheißen Thema auf den Campus ein. Diplom-Geologin Jana Orzechowski sprach über die "Entsorgung radioaktiver Abfälle: Strategien und die aktuelle Situation in Deutschland". Kanzler Michael Schilling begrüßte die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Technischen Universität Clausthal und freute sich über die zahlreichen Besucher, die trotz des plötzlichen Schneefalls den Weg ins AudiMax der Hochschule Harz gefunden hatten.

Die Referentin erklärte die Herkunft und Klassifizierung von radioaktivem Abfall sowie dessen Aufkommen in Deutschland. Neben der Energiegewinnung in Atomkraftwerken entstehe in der Medizin, bspw. bei der Chemotherapie, radioaktiver Abfall. Wie lange strahlt dieser atomare Müll? "Nach einer Halbwertszeit beträgt der Wert nur noch die Hälfte, dann ein Viertel, schließlich nach zehn Halbwertszeiten ?nur noch? ein Tausendstel", so die Diplom-Geologin. Abgebrannte Brennstäbe aus Kernkraftwerken seien jedoch aufgrund der hohen Strahlung zunächst nicht transportfähig. Nach dem Abklingbecken und der Beförderung zur Zwischenlagerung strahlen diese Abfälle mehrere Jahrzehnte.

Orzechowski erläuterte die Vor- und Nachteile verschiedener Entsorgungsstrategien. Neben der direkten Entsorgung besteht zunächst die Möglichkeit der Aufbereitung. Dabei werden die chemischen Elemente Plutonium und Uran von den nicht mehr verwendbaren radioaktiven Abfallstoffen getrennt. In kleine Teile zerschnitten, werden die Brennstäbe hierfür in Salpetersäure aufgelöst. Ein Extraktionsmittel ermöglicht die Trennung der Stoffe und die teilweise Wiederverwendung. Aber wie entsorgen wir den noch verbleibenden Müll? Die Unterbringung in der Tiefsee oder im Weltraum konnte einer Risiko- sowie Kosten-Nutzen-Prüfung nicht standhalten. Eine Antwort könnte die Endlagerung der in Deutschland favorisierten Salzgesteine sein, daneben kommen auch Ton-, Granit- und Tuffgesteine in Frage. Diese müssten die Isolation der radioaktiven Stoffe gewährleisten.

Unter dem Begriff Endlagerung fokussierte die Dozentin speziell die Bergwerke ASSE II und Gorleben. Neben Morsleben und Konrad stellen diese die größte Herausforderung für die Bundesrepublik dar. Nachdem in ASSE II seit 1965 radioaktiver Müll eingelagert wurde, fand man 2008 kontaminierte Salzlauge. Was für die Ewigkeit geplant war, muss nach nur 40 Jahren neu durchdacht werden. Welche Lösungsansätze es gibt, erläuterte Orzechowski ausführlich. "Man entschied sich für die Rückholung, deren geschätzte Dauer beträgt jedoch 35 bis 40 Jahre! Dazu müssen die mit Atommüll gefüllten Kammern erst wieder geöffnet werden", so die junge Wissenschaftlerin. Erste Bohrungen fanden 2012 statt, doch zunächst konnten die Kammern nicht gefunden werden, der geplante Rückholungsbeginn ist jetzt im Jahr 2036. Gorleben sei ein weiteres großes Thema. Das Bergwerk wird bezüglich der möglichen Nutzung als Endlager geprüft. Bis dahin liegen 113 strahlende Atommüll-Behälter im zugehörigen Zwischenlager.

Das Publikum zeigte sich interessiert und kritisch gegenüber der aktuellen Situation in Deutschland. "Es ist schon erstaunlich, dass so was nicht ausreichend kommuniziert wird. Dabei zahlen wir alle den Preis dafür. Sei es finanziell oder gesundheitlich. Danke an die GenerationenHochschule und Frau Orzechowski für diese ausführlichen Informationen", kommentierte ein Besucher aus Wernigerode.


Die nächste GenerationenHochschule zum Thema "Recht im Sozialismus - Justiz in der DDR und deren Aufarbeitung" von Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann findet am Dienstag, dem 19. März, von 17 bis 19 Uhr, statt. Im Anschluss werden bei der Vernissage der Plakatausstellung "Jugendopposition in der DDR" weitere Aspekte dieses spannenden Themas erlebbar. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei; es ist lediglich eine Registrierung zu jeder Vorlesung unter www.generationenhochschule.de nötig. Hier sind sowohl das Jahresprogramm als auch fotografische Impressionen verfügbar.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.generationenhochschule.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news520597
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution572

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule Harz, Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH),
Andreas Schneider, 23.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2013