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AKTION/176: Tierische Kirchgänger in der Kreuzkirche Ottensen (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 2. Juni 2014

Tierische Kirchgänger in der Kreuzkirche

Tabita-Kirchengemeinde setzt in der Kreuzkirche Maßnahmen zur Schutz der Dohle um und erhält NABU-Auszeichnung "Lebensraum Kirchturm".



Viele Vogelarten siedeln sich gerne in der Nähe des Menschen an. Turmfalken, Dohlen, Fledermäuse oder Schleiereulen nutzen Kirchtürme und andere Gebäude als Ersatz für natürliche Bruthöhlen. Viele der Arten leiden jedoch darunter, dass Brutmöglichkeiten in den Siedlungen zunehmend verloren gehen. Bei Kirchturmsanierungen werden zum Beispiel Einfluglöcher oder Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Auch kleine Arten wie Spatz oder Hausrotschwanz stehen dann vor verschlossener Tür.

In der Kreuzkirche in Ottensen ist dies seit 2013 nicht mehr so, denn die Ev.-Luth. Tabita-Gemeinde Ottensen-Othmarschen hat ihre Kirche insbesondere für die Dohle geöffnet.

Um die Kreuzkirche herum besteht eine der letzten noch intakten Dohlen-Vorkommen in Hamburg. Die meisten Tiere brüten hier in stillgelegten Schornsteinen, die seit einigen Jahren jedoch nach und nach "wegsaniert" werden. Um den Bestand der Dohlen zu erhalten, hat die Tabita-Kirchengemeinde 2013 im Turm der Kreuzkirche vier Dohlen-Nistkästen angebracht. Dafür wurde der Gemeinde heute die NABU-Plakette "Lebensraum Kirchturm" verliehen.

"Wir konnten die Dohlen-Nistkästen im Zuge von Sanierungsarbeiten im Inneren des Turmes anbringen", erklärt Pastor Matthias Kaiser. "Die Vögel haben die Kästen gut angenommen und sind nun richtige Kirchgänger. Wir wünschen uns, dass die Dohlen ein Vorbild für Menschen sind, die geistliche Lebensräume ausprobieren wollen und brauchen." Das Naturschutz-Engagement der Gemeinde wurde heute vom NABU mit der Auszeichnung "Lebensraum Kirchturm" gewürdigt. "Die Tabita-Kirchengemeinde leistet mit ihrem Einsatz für die Dohle einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt in Hamburg", freut sich Ilka Bodmann, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim NABU Hamburg. "Nistkästen helfen unserer StadtNatur und schaffen auch in dicht besiedelten Gebieten Platz für gefährdete Vogelarten wie der Dohle."

Der Einsatz für die Dohle ging in der Gemeinde von einer Kindergruppe der Kita Tabita aus. Die Kinder hatten sich im Rahmen eines Vogelschutz-Projektes mit den gefährdeten Vögeln beschäftigt und sich für die Anbringung von Nisthilfen in der Kirche eingesetzt. Sie brachten ihr Anliegen dem Kirchengemeinderat vor und zeigten dort auch einen Musternistkasten. Die Begeisterung der kleinen Naturschützer überzeugte den Kirchengemeinderat und führte zur Umsetzung der vorgestellten Maßnahmen. "Für die Kinder und auch für die Erzieher ist es toll zu sehen, dass unser Vogelschutz-Projekt so viel Erfolg und vor allem Unterstützung erfahren hat", betont Anna Moritz, Leiterin der Kita Tabita. "Das bestärkt uns, unsere umweltpädagogische Arbeit weiterzuführen." Für ihr Engagement erhielt das Vogelschutz-Projekt der Kita Tabita 2013 den Hanse-Umweltpreis.

Über das Projekt "Lebensraum Kirchturm"

2007 startete der NABU zusammen mit dem Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen das Projekt "Lebensraum Kirchturm". Ziel der Aktion ist es, die Brutstätten für Turmfalken, Fledermäuse, Schleiereulen, Dohlen und andere Arten zu erhalten. Ebenso wichtig ist es, renovierte Kirchtürme wieder als Lebensraum zu öffnen, indem dort Nistkästen angebracht werden. Mittlerweile sind schon mehr als 700 Kirchen in Deutschland für ihren Einsatz für den Artenschutz vom NABU mit der Plakette "Lebensraum Kirchturm" ausgezeichnet worden. In Hamburg erhält die Kreuzkirche der Ev.-Luth. Tabita-Kirchengemeinde Ottensen-Othmarschen als dritte Kirche diese Auszeichnung. Für die Dohle hat der NABU Hamburg darüber hinaus ein eigenes Schutzprogramm aufgelegt, gefördert von der Georg & Jürgen Rickertsen Stiftung.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 78/14, 02.06.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2014