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GEFAHR/160: Baumsterben - Aus für Ulme und Esche? (BUND MAGAZIN)


BUND MAGAZIN - 3/2022
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

BAUMSTERBEN
Aus für Ulme und Esche?

Mit dem globalen Handel haben sich einige Pilze weltweit verbreitet. Dies setzt heimischen Laubbäumen wie Ulme und Esche stark zu.

von Heinz Klöser


Pilze bauen Biomasse ab und sind für den natürlichen Kreislauf deshalb unverzichtbar. Doch zahlreiche Mikropilze beginnen schon in lebenden Pflanzen damit und können schwere Krankheiten auslösen. So verursachen die (näher mit Algen verwandten) Eipilze der Gattung Phytophthora nicht nur die Krautfäule an Kartoffeln. Sie führen außerdem zu einer schleichenden Wurzelfäulnis sowie zu Rindennekrosen an Erlen und Buchen. Noch folgenschwerer sind zwei Seuchen, die durch echte Pilze hervorgerufen wurden: das Ulmensterben und das zurzeit grassierende Eschensterben.

ZWEI WELLEN

Das Ulmensterben löste ein ursprünglich aus Ostasien stammender Schlauchpilz aus. Die Sporen von Ceratocystis ulmi gelangten mit Furnierholz nach Europa und nach Nordamerika. Dort entwickelte sich aus dem asiatischen Pilz eine neue Form, die wieder mit Furnierholz nach Europa kam. Hier vernichtete sie in einer zweiten Welle auch die Ulmenklone, die man als Überlebende der ersten Welle schon für immun gehalten hatte.

Inzwischen beobachtet man eine leichte Wiederausbreitung von Berg- und Feldulme. (Flatterulmen waren von der Seuche weniger betroffen.) Ob sich ihre Bestände vollends erholen werden, ist mehr als fraglich.

TRAGISCHES SCHICKSAL

Das Eschensterben trat erstmals 1992 in Polen auf, ausgelöst wieder durch einen ostasiatischen Schlauchpilz. Wie dieses Stängelbecherchen nach Europa kam, weiß man nicht, es wurde erst um 2010 als Verursacher erkannt. Da hatte es sich bereits über das gesamte Verbreitungsgebiet der Esche verteilt. Wie beim Ulmensterben wachsen seine Fäden in die Leitbündel und verstopfen den Wassertransport in die Krone, die dann vertrocknet.

Der Pilz befällt auch junge Bäume, sobald deren Leitbündel weit genug sind. Ohne Verjüngung aber kann die Esche auf Dauer nicht überleben. Eigentlich hatte man große Hoffnung darauf gesetzt, dass die Esche mit der derzeitigen Klimakrise gut zurechtkommt. Dies macht ihr Schicksal nun noch tragischer.

HANDEL UND KLIMASTRESS

Auch Tiere können von eingeschleppten Pilzkrankheiten betroffen sein. So wird der deutliche Rückgang unserer Amphibien ebenfalls auf Mikropilze zurückgeführt, die ursprünglich in Afrika und in Südostasien heimischen Chytridien.

Warum nur treten solche Erkrankungen heute weltweit stärker auf? Zum einen sicherlich wegen der Globalisierung des Handels. Doch setzt auch die Klimakrise vielen Arten zu. Und in gestressten Tieren und Pflanzen können Parasiten - auch einheimische - leichter Fuß fassen.

Vielleicht schaffen es die betroffenen Arten, sich noch rechtzeitig gegen die eingeführten Pilze zu wappnen, bevor sie ihnen ganz zum Opfer gefallen sind. Die Hoffnung, dass die wenigen verbliebenen Individuen immun sein könnten, kann aber trügen. Möglich, dass die Übertragung der Pilze nur unterbrochen ist, bis sich der Bestand wieder etwas erholt hat und der Befall dann erneut einsetzt. Mit diesem Damoklesschwert müssen wir wohl leben.

HEINZ KLÖSER
ist stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Naturschutz


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

• Befallene Eschen vertrocknen von der Krone abwärts
• Das Falsche Weiße Stängelbecherchen ist Auslöser des Eschensterbens

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Quelle:
BUND MAGAZIN 3/2022, Seite 18
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
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Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 24. Dezember 2022

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