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INSEKTEN/219: Libelle des Jahres 2013 - Die Speer-Azurjungfer (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 173 - April/Mai 2013
Die Berliner Umweltzeitung

Hübsch, zierlich und gefährdet
Speer-Azurjungfer ist Libelle des Jahres

von Christoph Vinz



Zur Libelle des Jahres 2013 wurde vom BUND, der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler) und in Kooperation mit dem NABU die bereits selten vorkommende Kleinlibelle Speer-Azurjungfer (Coenagrion hastulatum) gewählt.

Bestände dieser zierlichen Libellenart sind seit Jahren rückläufig. Als Ursachen nennen die Experten vor allem Eutrophierung (das heißt eine zu hohe Nährstoffanreicherung in den Gewässern und ein damit verbundenes schädliches Pflanzenwachstum), intensiv betriebene Teichwirtschaft mit Fischbesatz und größere Eingriffe in die Uferlandschaften. Weitere Negativeinflüsse sind Entwässerungsmaßnahmen und Grundwasserabsenkungen sowie die Austrocknung von Gewässern als Folge des Klimawandels.

Die Speer-Azurjungfer benötigt als geeignete Lebensräume möglichst intakte Hoch- und Übergangsmoore, extensiv genutzte Teiche oder flache, nährstoffarme Gewässer. Diese ganz unterschiedlichen Lebensräume sollten vor allem sauberes Wasser und eine üppige Ufervegetation aufweisen.

Coenagrion hastulatum erreicht etwa eine Länge von 3,3 cm und Flügelspannweiten von 4,5 cm. Die vier transparenten Flügel liegen im Ruhezustand auf dem Hinterleib. Auf dem dritten Hinterleibsegment der Männchen befindet sich die arttypische Zeichnung, die einer Speerspitze ähnelt und so zur Namensgebung beitrug.

Das Insekt besitzt das leuchtende Blau aller Azurjungfern; beim Männchen ist dazu ein leichter Stich ins Grüne zu beobachten. Diese Libelle ist in ihren Lebensräumen von Ende April bis Ende August anzutreffen. Ihre Hauptflugzeit ist vor allem der Monat Juni. Sie ernährt sich räuberisch von anderen kleinen Insekten, die meist im Flug erbeutet werden. Männliche und weibliche Exemplare bilden bei der Fortpflanzung ein sogenanntes "Paarungsrad", wobei das Weibchen sich aus der Samentasche des Männchens bedient. Danach werden die Eier einzeln durch das Weibchen oder im Tandem unter Wasser an Pflanzen wie Laichkraut, Wasserlinse oder Froschbiss abgelegt. Erst nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Larven, deren Entwicklung je nach Klima ein bis vier Jahre dauern kann.

In Deutschland ist der elegante Flieger noch in allen Bundesländern anzutreffen. Verbreitungsschwerpunkte sind hier das norddeutsche Tiefland, die östlichen Mittelgebirge bis zum südwestlichen Stufenland sowie das Alpenvorland.

Untersuchungen haben ergeben, dass die Bestandsentwicklung überall rückläufig ist. Das entspricht den Beobachtungen aller 81 heimischen Libellenarten, von denen mehr als 50 Prozent als gefährdet gelten.

An manchen Orten ist die Speer-Azurjungfer bereits völlig verschwunden. Die neue, erst in diesem Jahr aufgelegte "Rote Liste" stuft daher diese Libellenart von "gefährdet" (Stand 1998) auf inzwischen "stark gefährdet" herauf.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Bedrohte Schönheit

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Quelle:
DER RABE RALF - 23. Jahrgang, Nr. 173 - April/Mai 2013, S. 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2013