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JAGD/162: Vogelmord auf Malta - Jäger mißachten Verbot der Frühlingsjagd (Komitee gegen Vogelmord)


Komitee gegen den Vogelmord e.V. - Pressemitteilung, 29. April 2009

Malta: Jäger missachten Verbot der Frühlingsjagd


Valetta, Malta: 5 Ermittlungsverfahren, 4 tote Greifvögel und eine illegale Fanganlage - das ist das Ergebnis des Einsatzes der Bird Guards des Komitees gegen den Vogelmord in nur zwei Tagen. Wie das Komitee mitteilt, haben Aktivisten des Verbandes trotz des Jagdverbotes seit Samstag mehr als 220 Schüsse in nahezu allen Bereichen der Insel registriert. "Wenn man berücksichtigt, dass unsere 4 Teams jeweils nur einen kleinen Bruchteil der Inselfläche kontrollieren, muss man von einem vielfachen an Verstößen ausgehen", fasst Komiteesprecher David Conlin zusammen.

Oberhalb der Stadt Salinas beobachteten die Vogelschützer am Montagmorgen, wie mindestens drei Personen Falken und Weihen unter Beschuss nahmen, die dort die Nacht verbracht hatten. Dabei wurde mindestens ein Baumfalke getroffen und ging zu Boden. Die ALE wurde informiert und war innerhalb einer halben Stunde mit zwei Patrouillen vor Ort, die Ermittlungen gegen mindestens eine Person eingeleitet haben.

Zur gleichen Zeit wurde ein weiteres Team Zeuge, wie nördlich von Marsaskala ein Turmfalke abgeschossen wurde. Anschließend wurde der Schütze dabei gefilmt, wie er den toten Vogel aufnahm, unter seinem Pullover versteckte und zurück zu seiner Jagdhütte ging. Auch in diesem Fall war die Polizei schnell vor Ort, konnte den Schützen identifizieren und den toten Vogel sicherstellen. Dabei wurde in der Nähe auch ein aktiver Fangplatz entdeckt und zwei Netze beschlagnahmt.

Als gegen 6:50 pm etwa 30 Rohrweihen und Wespenbussarde bei Little Armier (L-Ahrax ta` Gewwa) zum Schlafen einfielen, wurde aus mehreren Stellen im Wald das Feuer auf die Tiere eröffnet. Mindestens ein Wespenbussard wurde dabei getroffen und ging zu Boden. Bei der Suche nach dem Vogel lief dem CABS Team ein bewaffneter junger Mann praktisch in die Arme, der beim Anblick der Bird Guards sofort die Flucht ergriff.

Als die Vogelschützer laut schreiend die Verfolgung aufnahmen, gab der Mann einen Warnschuss ab und verschwand zwischen den Bäumen. "Die Situation war extrem gefährlich,und wir beschlossen, den Mann ziehen zu lassen", berichtet Einsatzleiter Axel Hirschfeld. Die örtliche Polizei traf etwa eine Stunde später am Ort des Geschehens ein und stellte vier frisch verschossene Schrotpatronen sicher. CABS erstattete Anzeige gegen Unbekannt.

Wie sicher sich manche Wilderer trotz des Jagdverbotes fühlen, zeigt auch das Beispiel eines Mannes, der am Montagabend westlich des Freeport zusammen mit einem maximal zwei Jahre alten Kleinkind bei der illegalen Jagd beobachtet und von Mitgliedern des Komitees mit der Waffe in der Hand gefilmt wurde. Die Polizei ermittelt.

Gestern morgen verfolgten die Vogelschützer einen Schwarm von etwa einem Dutzend Wespenbussarden, der westlich von Marsaskala übernachtet hatte.

Kurz bevor die Vögel das Meer erreichten, wurden sie im Bereich des Forts St. Leonardo mit mindestens 20 Schüssen unter Feuer genommen. Anschließend beobachteten sie durch ihre Spektive, wie ein junger Mann mit einer Schrotflinte das Gelände absuchte und einen nicht identifizierten Vogel - wahrscheinlich einen der Wespenbussarde - aufhob und damit in einer Jagdhütte verschwand. Trotz des Einsatzes von zwei zur Hilfe gerufenen ALE Patrouillen gelang es nicht, den Vogel oder den Wilderer ausfindig zu machen. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

"Wir sind zutiefst besorgt über das Ausmaß der von uns festgestellten Wilderei", fasst Komiteepräsident Heinz Schwarze zusammen. "Auch wenn diese Taten nur von einer Minderheit der Jäger begangen wurden, ist der in der Natur angerichtete Schaden immer noch enorm. Besonders beunruhigt Schwarze das hohe Maß an krimineller Energie, mit denen die Jäger und ihre Helfer vorgehen. "Überall, wo geschossen wurde, konnten wir Personen dabei beobachten, die die Wilderer per Funk über die Positionen unserer Teams oder der Polizeipatrouillen informierten. Das Ganze weist starke Parallelen zur organisierten Kriminalität auf". Angesichts der Situation forderte Schwarze erneut eine substantielle Verstärkung der ALE sowie die Einrichtung einer speziellen Anti- Wilderer-Brigade. Die insgesamt 4 CABS-Teams werden noch bis zum nächsten Sonntag auf Malta und Gozo im Einsatz sein, um den Vogelzug auf Malta zu beobachten und gemeinsam mit der Polizei den Wilderern das Handwerk zu legen. Videomaterial, das die in den letzten Tagen festgestellten Verstöße dokumentiert, wird in den nächsten Tagen auf Youtube veröffentlicht.


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Quelle:
Pressemitteilung, 29. April 2009
Komitee gegen den Vogelmord e.V.
Aktionsgemeinschaft für Tier- und Artenschutz
Bundesgeschäftsstelle
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Tel.: +49 228 66 55 21, Fax: +49 228 66 52 80
Email: komitee@komitee.de
Internet: http://www.komitee.de
http://www.artenschutzbrief.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2009