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MELDUNG/153: EU-Umweltausschuss für Umweltverträglichkeitsprüfung vor Ölsuche (OceanCare)


OceanCare - News, 13. Februar 2014

EU-Umweltausschuss für UVP vor Ölsuche



Brüssel, 13. Februar 2014 - Naturschutzverbände wie OceanCare, International Fund for Animal Welfare (IFAW), und Natural Resources Defense Council (NRDC) begrüssen die heutige Entscheidung des Umweltausschusses im EU-Parlament, wonach Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs) auch für akustische Meeresverschmutzung, etwa im Zuge der Suche nach Öl und Gas, verpflichtend werden sollen. Doch bevor diese Richtlinie rechtskräftig werden kann, muss sie an der Plenarversammlung des EU-Parlaments vom 11. März verabschiedet werden.

"Diese Entscheidung ist längst überfällig und einfach unumgänglich. In Bezug auf angemessene Verträglichkeitsprüfungen, transparente Konsultationsprozesse und Regeln für die Ölindustrie hinkt Europa hinterher", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Zusammen mit der NGO-Koalition Silent Oceans kritisiert OceanCare die fortwährenden seismischen Aktivitäten u.a. in kroatischen und griechischen Gewässern.

Die novellierte Richtlinie über Umweltverträglichkeitsprüfungen sei alles andere als ein perfektes Gesetzeswerk, aber sie bringe Verbesserungen für - bestimmte - wichtige Bereiche des Meeresschutzes, so Barbara Slee, IFAW EU Marine Campaigner. "Bisher verlangte das EU-Recht eine UVP erst vor Bohrungen im Meeresboden. Mit den angenommenen Änderungen der Richtlinie müssen UVPs auf die Explorationsphase ausgeweitet werden. Damit werden auch die schädlichen Auswirkungen der seismischen Aktivitäten berücksichtigt. Die Öl- und Gasindustrie sollte sich gegenüber der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern in dieser wichtigen Angelegenheit nicht taub stellen. Stattdessen muss sie die tödliche Lärmverschmutzung der Ozeane reduzieren, und zwar unverzüglich", fordert Slee.

EU-Parlament entscheidet am 11. März

Der heutige Beschluss berücksichtigt die enormen Folgewirkungen von seismischen Untersuchungen für die Meeresumwelt, und nicht nur für Meeressäuger, sondern auch für Fische und die Fischereiwirtschaft. "Die Entscheidung des Ausschusses ist begrüssenswert, verantwortungsvoll und längst überfällig. Jetzt liegt es an allen Europaabgeordneten, dieselbe Charakterstärke bei der Abstimmung in der Plenarversammlung am 11. März an den Tag zu legen und diese Richtlinie zu verabschieden", so Michael Jasny, Direktor des Marine Mammal Protection Project von NRDC

Massenstrandungen durch Unterwasserlärm

Untersuchungen von IFAW und anderen belegen den Zusammenhang zwischen Unterwasserlärm und Massenstrandungen von Meerestieren. Die starken Knalle der von der Ölindustrie eingesetzten Luftdruckkanonen sind so laut, dass sie über tausende Kilometer die Rufe von Walen überdecken können. Damit unterbinden sie die Kommunikation und Partnerfindung der Tiere. Ausserdem können Wale über grosse Distanzen aus ihrem Lebensraum vertrieben oder an der Nahrungssuche gehindert werden. Näher an der Schallquelle drohen dauerhafter Gehörverlust und andere Verletzungen. Im Meer breitet sich Lärm fünfmal schneller und um ein Vielfaches weiter aus als in der Luft. Für Wale, Delphine und viele weitere Meerestiere, darunter zahlreiche Fischarten, ist das Gehör daher der zentrale Sinn für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung.

"Bei seismischen Aktivitäten mit Airguns wird alle paar Sekunden sehr starker Schall abgegeben, und das über viele Woche oder sogar Monate", so Europa-Abgeordneter Kriton Arsenis. "Wir Menschen würden es nicht überstehen, einem solchen Lärm ausgesetzt zu sein. Noch weit schlimmer müssen die Auswirkungen für Meerestiere sein, die von ihrem Gehörsinn abhängen wie wir von unserem Sehsinn."

Weitere Infos: www.silentoceans.org


Links
Final legal text
http://www.europarl.europa.eu/meetdocs/2009_2014/documents/envi/dv/envi20140212_eia_text_/envi20140212_eia_text_en.pdf

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Quelle:
News vom 13. Februar 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16
Postfach 372
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Tel.: +41 (0) 44 780 66 88
Fax: +41 (0) 44 780 66 08
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Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2014