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MELDUNG/167: Umweltverträglichkeitsprüfungen vor Offshore Öl- und Gassuche (OceanCare)


OceanCare - News, 12. März 2014

EU sagt Ja zu UVPs vor Erdölsuche



Umwelt- und Tierschutzorganisationen wie OceanCare (www.oceancare.org), International Fund for Animal Welfare (IFAW - www.ifaw.org) und NRDC (www.nrdc.org) begrüssen den heutigen Beschluss des Europäischen Parlaments, die Bewilligung zum Verursachen von Unterwasserlärm durch Offshore Öl- und Gassuche abhängig zu machen von Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs).

"Diese Entscheidung ist längst überfällig und einfach unumgänglich. In Bezug auf angemessene Verträglichkeitsprüfungen, transparente Konsultationsprozesse und Regeln für die Ölindustrie hinkt Europa hinterher", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Zusammen mit der NGO-Koalition Silent Oceans kritisiert OceanCare die fortwährenden seismischen Aktivitäten u.a. in kroatischen und griechischen Gewässern.

Der heutige Beschluss berücksichtigt die enormen Folgewirkungen von seismischen Untersuchungen für die Meeresumwelt, und nicht nur für Meeressäuger, sondern auch für Fische und die Fischereiwirtschaft. "Dieser Beschluss des Parlaments ist begrüssenswert, verantwortungsvoll und längst überfällig. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass diese entscheidende Direktive korrekt implementiert wird bis 2017, sodass ihre Schutzwirkung Europas Meeressäugern so schnell wie möglich zugute kommt", so Michael Jasny, Direktor des Marine Mammal Protection Project von NRDC.

Die novellierte Richtlinie über Umweltverträglichkeitsprüfungen sei alles andere als ein perfektes Gesetzeswerk, aber sie bringe Verbesserungen für - bestimmte - wichtige Bereiche des Meeresschutzes, so Barbara Slee, IFAW EU Marine Campaigner. "Bisher verlangte das EU-Recht eine UVP erst vor Bohrungen im Meeresboden. Mit den angenommenen Änderungen der Richtlinie müssen UVPs auf die Explorationsphase ausgeweitet werden. Damit werden auch die schädlichen Auswirkungen der seismischen Aktivitäten berücksichtigt. Die Öl- und Gasindustrie sollte sich gegenüber der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern in dieser wichtigen Angelegenheit nicht taub stellen. Stattdessen muss sie die tödliche Lärmverschmutzung der Ozeane reduzieren, und zwar unverzüglich", fordert Slee.


Massenstrandungen durch Unterwasserlärm

Untersuchungen von IFAW und anderen belegen den Zusammenhang zwischen Unterwasserlärm und Massenstrandungen von Meerestieren. Die starken Knalle der von der Ölindustrie eingesetzten Luftdruckkanonen sind so laut, dass sie über tausende Kilometer die Rufe von Walen überdecken können. Damit unterbinden sie die Kommunikation und Partnerfindung der Tiere. Ausserdem können Wale über grosse Distanzen aus ihrem Lebensraum vertrieben oder an der Nahrungssuche gehindert werden. Näher an der Schallquelle drohen dauerhafter Gehörverlust und andere Verletzungen. Im Meer breitet sich Lärm fünfmal schneller und um ein Vielfaches weiter aus als in der Luft. Für Wale, Delphine und viele weitere Meerestiere, darunter zahlreiche Fischarten, ist das Gehör daher der zentrale Sinn für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung.

"Bei seismischen Aktivitäten mit Airguns wird alle paar Sekunden sehr starker Schall abgegeben, und das über viele Woche oder sogar Monate", so Europa-Abgeordneter Kriton Arsenis. "Wir Menschen würden es nicht überstehen, einem solchen Lärm ausgesetzt zu sein. Noch weit schlimmer müssen die Auswirkungen für Meerestiere sein, die von ihrem Gehörsinn abhängen wie wir von unserem Sehsinn."

Weitere Infos: www.silentoceans.org

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Quelle:
News vom 12. März 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16
Postfach 372
Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88
Fax: +41 (0) 44 780 66 08
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Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2014