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MELDUNG/302: Der schwere Abschied von den Schwalben (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 8. September 2015

Der schwere Abschied von den Schwalben

NABU: Alte Schwalbennester nicht entfernen!


Potsdam 'An Mariä Geburt ziehen die Schwalben furt', hieß es früher, denn um den 8. September liegt tatsächlich ein Schwerpunkt des Aufbruchs dieser 'Muttergottesvögel'. Vielen Menschen, die den ganzen Sommer lang Schwalben unter ihrem Dach beherbergt haben, fällt der Abschied von den fröhlichen Zwitscherern schwer, so der NABU Brandenburg.

2015 war insgesamt ein schwieriges Jahr für die Schwalben bei uns. Durch die langen Trockenperioden mangelte es an ausreichend Nahrung für die Vögel. So konnten die Tiere nicht genügend Mücken und andere kleine Insekten finden. Die Folge waren lediglich zwei statt der normalerweise drei jährlichen Bruten. Manche Schwalbenpaare brüteten in diesem Jahr sogar überhaupt nicht. Besorgnis erregend waren darüber hinaus viele leblose, aus dem Nest geworfene Jungschwalben, die Naturschützer unter den Brutstätten fanden.

Zum Schutz der Schwalben ruft der NABU dazu auf, die alten Nester an Hauswänden, in Ställen und Carports nicht zu entfernen, da die Schwalben diese im nächsten Jahr gern wieder beziehen. "Für die Schwalben ist es nach der anstrengenden Rückreise einfacher, das alte Nest zu reparieren, als aus 700 bis 1.500 Lehmkügelchen ein neues Nest zu mauern" erläutert Christiane Schröder, Biologin beim NABU Brandenburg. In trockenen Frühjahren, wie häufig in den letzten Jahren, sei der Boden nur schwer klebfähig und daher sind viele neue Nester wieder abgebrochen oder aufgegeben worden.

"Die Fähigkeit, sich einen guten Nistplatz zu merken und im nächsten Jahr dorthin zurückzukehren, ist gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Überlebensstrategie" so Schröder. Denn es gibt immer weniger geeignete Brutplätze an oder in Gebäuden und aufgrund der zunehmenden Flächenversiegelung ist Baumaterial für das Nest auch immer schwerer zu finden.

Dabei leisten Schwalben einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des ökologischen Gleichgewichts und nicht zuletzt auch zu einer besseren Lebensqualität des Menschen. Sie ernähren sich ausschließlich von fliegenden Insekten, wie den uns oft lästigen Mücken, und verfüttern allein an eine Brut etwa 1 kg Insekten.

Der Herbstzug der Schwalben führt über Gibraltar, Sizilien und den Bosporus nach Afrika, wo die Vögel in kleinen Gruppen südlich der Sahara überwintern. Bei sehr frühen Wintereinbrüchen in Europa wie im Jahr der Schwalbenkatastrophe 1974 können die entkräfteten Vögel an der Überquerung der Alpen scheitern. Damals wurden über eine Million Vögel von Naturschützern und vielen Helfern aus der Bevölkerung eingesammelt und mit dem Flugzeug nach Südeuropa gebracht. Eine weitere Gefahr bleibt die oft illegale Jagd und der Netzfang in Frankreich, Italien, Malta und Zypern.

In dieser Saison konnte der NABU Brandenburg 36 Hausbesitzer zwischen Prignitz und Lausitz mit seiner Plakette 'Schwalben willkommen' auszeichnen. Dem Aufruf, Schwalbennester zu melden und sich um eine solche Auszeichnung zu bewerben, sind seit dem Start im Frühjahr 2012 mehr als 400 Brandenburger gefolgt: Pferdehöfe, Landwirte und viele Hausbesitzer hatten Fotos und Geschichten von 'Ihren' Schwalben eingesandt.

Bewerbungen für Schwalbenplaketten nimmt der NABU Brandenburg per Post oder EMail entgegen. Mehr Informationen zum NABU Schwalbenprojekt sowie Bewerbungsformulare unter:
www.brandenburg.nabu.de/projekte/schwalbenwillkommen
oder Tel.: 0331201 5570.

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Quelle:
Pressedienst, 08.09.2015
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2015

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