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MELDUNG/462: Fledermäuse und Hitze (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 7. August 2018

Fledermäuse und Hitze
Tödliche Hitzefallen unter dunklen Hausdächern - Um Hitze-Tod zu entgehen, fallen Jungtiere oft aus Quartier - Tipps zur Hilfe


Hilpoltstein, 07.08.2018 - Die hochsommerlichen Temperaturen bedeuten eine Leidenszeit für viele Fledermäuse in Bayern. Als Auswirkung der Hitzewelle können jetzt wieder verunglückte Jungtiere gefunden werden. Wie 2015 sind dabei vor allem Fledermäuse betroffen, die an oder in Gebäuden ihr Quartier haben und dort in tödliche Hitzefallen geraten. Wenn bei hohen Temperaturen keine Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann der Nachwuchs nicht einfach seine Behausung verlassen. Beim verzweifelten Versuch der unerträglichen Hitze zu entkommen, können die Jungtiere aus dem Quartier fallen oder flüchten sich wenn möglich in darunterliegende Wohnungen.

Fledermäuse finden in den bayerischen Wäldern schon lange immer weniger natürliche Höhlenbäume für ihre Quartiere. Deshalb siedeln inzwischen zahlreiche Arten wie Zwerg- oder Bartfledermaus vermehrt an und in Gebäuden. "Dort finden sie viel leichter Spalten und Hohlräume, in denen sie ihre Jungen aufziehen können", erklärt LBV-Fledermausexperte Johannes Pirner. Fledermäuse bevorzugen dabei relativ warme und zugluftfreie Quartiere.

Am bekanntesten sind die Kolonien des Großen Mausohrs, welche sich meist in den ungestörten Dachböden von Kirchen befinden. "Viel häufiger sind aber die Wochenstuben von kleineren Arten, insbesondere der Zwergfledermaus, die sich entweder unter Dachziegeln oder hinter Holzverschalungen befinden", so Johannes Pirner. Hier bilden schon kleinste Spalten in den Dachüberständen im Firstbereich oft die Quartiereingänge.

"Bei sehr heißen Sommertagen entstehen unter schwarzen Dachziegeln, dunklem Kupferblech oder auch hinter dunklen Brettern bei starker Sonneneinstrahlung Temperaturen über 40 Grad, oft sogar über 60 Grad", weiß der LBV-Experte. Um dem Hitze-Tod zu entkommen, suchen die Tiere nach kühleren Bereichen, um nicht zu verbrennen. Dabei fallen die Jungtiere oft aus dem Quartier. "Gelegentlich tauchen die Fledermäuse dann auch in darunterliegenden Wohnungen auf, wenn irgendwo kleine Spalten einen Durchschlupf ermöglichen", sagt Pirner.

Tipps für Jedermann

Der LBV rät deshalb: Wer heruntergefallene Fledermäuse findet, sollte diese an einen kühleren und vor Katzen sicheren Platz bringen. "Wenn man den Tieren mit einer Pipette oder einem Teelöffel etwas Wasser an den Mund hält, trinken diese oft bereitwillig", weiß Pirner. Meist reicht es, die Tiere auf einen schattigen Baum zu setzen. Man kann sie bis zur Dämmerung aber auch in einem Karton aufbewahren und dann erst frei lassen. Fledermäuse sollten wie alle Wildtiere möglichst nicht mit bloßen Händen angefasst werden, weil sie eventuell auch Krankheiten übertragen können.

In alten Wäldern und Baumbeständen hingegen können derartige Hitzefallen kaum entstehen. Die Fledermäuse haben hier genügend Möglichkeiten, rechtzeitig an schattigere Stellen auszuweichen. Doch alte Bäume als wichtigster Lebensraum werden den Tieren zunehmend genommen. "Baumhöhlen werden gerne vom Kleinen Abendsegler, der Bechsteinfledermaus und weiteren Arten als Wochenstubenquartier genutzt, aber auch die Männchen vieler anderer Fledermausarten wie das Große Mausohr siedeln in diesen, da sie sich nicht mit in den Gebäude-Wochenstuben aufhalten", erklärt Johannes Pirner.

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Quelle:
Presseinformation, 07.08.2018
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2018

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